COMICOSKOP - E-Fachmagazin für Comic-Kultur & Bildgeschichte - unabhängig, innovativ und weltoffen

COMICOSKOP - Comicoskop-Ausgaben  Januar 2020- Dezember 2020 / 7. Jahrgang / Gegründet im April 2014 / Online seit Dezember 2014 Herausgeber und Chefredakteur: Martin Frenzel.

COMICOSKOP-Kommmentar Sommer 2020

Warum das Erlanger Comic-Museum beides sein muss: Ein Forum für Comic-Kultur made in Germany und zugleich weltoffen

Herzstück des künftigen Hauses müsste eine Dauerausstellung zur deutschsprachigen Comic-Produktion und -Geschichte sein

Zukunft braucht Erinnerung: Offener Brief vom Ideengeber und Initiator des Erlanger Museums-Projekts und COMICOSKOP-Herausgeber Martin Frenzel

Schon der französische Schriftsteller und Politiker Alphonse de Lamartine wusste: „Utopien sind oft nur vorzeitige Wahrheiten.“

 

Mein Traum von einem Deutschen Comic-Museum für Erlangen ist schon sehr alt - erstmals, vor rund 30 Jahren, stellte ich diese Forderung Mitte der 1980er Jahre resp. Anfang der 1990er Jahre im Wiener "Comic Forum" auf.

 

Gleichwohl haben Vordenker, gerade in deutschen Landen, keinen leichten Stand. Als etwa Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, während seines allzu kurzen Lebens die Energiewende hin zum Solarzeitalter und insbesondere zum Solarwasserstoff propagierte, galt er Vielen als Phantast. Man nahm ihn nicht ernst, feindete ihn an, verlachte ihn.

 

Heute aber reden alle von einer Solarwasserstoff-Industrie, die Deutschland per Quantensprung aus der Corona-Krise und einem neuen Wirtschaftsboom verhelfen soll. Scheer war auch der Vater und Vordenker des Erneuerbare Energien-Gesetzes, ohne dass wir die Wende hin zu den Erneuerbaren nie geschafft hätten. Er war ein pragmatischer Visionär mit strategischem Weitblick im besten Sinne des Worts.

 

Auch die Comic-Szene selber ist voller Geschichten über Ideengeber, Nutznießer und Trittbrettfahrer dieser Ideen. Die bekannteste ist wohl der Fall Batman: Eigentlich erfunden von Bill Finger, der in Wahrheit die Idee zum Fledermaus-Helden hatte, war es aber in der Folge bekanntlich Bob Kane, der sich – wahrheitswidrig – als Batman-Schöpfer ausgab - und sich fremde Federn an den Hut steckte. Dieser Ideen-Diebstahl Kanes war und ist abgrundtief schäbig.

(Dass Geschichtsklitterungen in der gesamten Menschheitsgeschichte zu finden sind, liegt auf der Hand; man denke nur an das herausretuschierte Konterfei Trotzkis auf dem berühmten Foto, weil er bei zwei anderen Herren in Ungnade gefallen war. Und dies, obwohl er maßgeblich für die erfolgreiche Gründung der Sowjetunion war...)

 

Zukunft braucht Erinnerung: Vor über 30 Jahren schlug der Schreiber dieser Zeilen – es muss irgendwann Mitte der 1980er (ca. 1985/86) und dann noch einmal Anfang der 1990er gewesen sein - im Wiener Comicfachmagazin „Comic Forum“ vor, ein Deutsches Comic-Museum in Erlangen zu gründen. Ich war damals in der bundesdeutschen Comic-Öffentlichkeit völlig allein auf weiter Flur. Vorbild solle – so der Tenor meiner damaligen Forderung für ein Deutsches Comic-Museum Erlangen – das Centre National de la Bande Dessinée et de l’Image (C.N.B.D.I.), das Nationale Comic- und Bildmedien-Zentrum Frankreichs, im südwestfranzösischen Angoulême sein. Angoulême gilt nicht umsonst dank seines jährlichen Festivals seit 1974 als „Cannes der Comics“, als - mit 200.000 BesucherInnen - Europas wichtigstes, weithin größtes Festival der neunten Kunst. Ich hatte die Einweihung des vom Star-Architekten Roland Castro erbauten C.N.B.D.I., das inzwischen um die facettenreiche Museumslandschaft „Cité“ stark erweitert wurde, seinerzeit 1991 live direkt vor Ort miterlebt und darüber u.a. für die Berliner TAZ und das Wiener „Comic Forum“ (mehrfach) berichtet.

Ich wiederholte diese meine Forderung eines Deutschen Comic-Museums für Erlangen – auch damals ein Rufer in der Comic-Wüste - im Jahr 2000, vor genau zwanzig Jahren, im Comic-Jahrbuch des ICOMs und abermals, 2016, in einem COMICOSKOP-Kommentar.

 

Überdies befragte ich den langjährigen Erlanger Kulturreferenten und SPD-Politiker Dr. Dieter Rossmeissl genau zu diesem Thema – mein Interview mit ihm erschien 2003 im COMIC-JAHRBUCH. Auch Bodo Birk, damals gerade zum Festivalleiter des Erlanger Comic-Salons erkoren, führte ich im selben JAHRBUCH ein Gespräch - und befragte ihn gleichfalls zum Museums-Projekt.

Ca. Anfang der Nuller Jahre entblödete sich ein Zeitgenosse in der damaligen Retro-Comixene (nicht zu verwechseln mit René Lehners sehr gelungener Comixene von heute!) nicht, mich, den Ideengeber des Deutschen Comic-Museums Erlangen, öffentlich herabzuwürdigen und mit übler Nachrede zu überziehen. So behauptete der Schreiberling wahrheitswidrig, Martin Frenzel, der seine Idee zum Deutschen Comic-Museum Erlangen postuliert habe, habe dieses Projekt nur deshalb ersonnen, um anschließend dort selbst als Museumsdirektor anzuheuern. Diese Anwürfe waren von vorne bis hinten erlogen und erstunken (das Einzige, was an dem Artikel stimmte, war, dass die Idee zum Comic-Museum von mir stammte), roch zudem nach Missgunst, Neid und Niedertracht. Offenbar konnte sich der besagte Zeitgenosse nicht vorstellen, dass jemand einen Vorschlag nur aus Gründen des kulturellen Gemeinwohls macht, ohne selber daraus einen persönlichen Nutzen zu ziehen.

 

In Wahrheit hatte ich nie vor, im neuen Comic-Museum Erlangen selbst Museumsdirektor zu werden. Gott bewahre! (Kein Mensch sprang dem solchermaßen zu Unrecht Beschuldigten übrigens damals bei.)

Im Übrigen hielt es der Skribent des damaligen CX-Artikels auch nicht für nötig, wie es sich für einen anständigen und fairen Journalisten gehört, den Betroffenen vor Erscheinen des CX-Artikels erst einmal zur Intention seiner Initiative zu befragen. Im Gegenteil: Der Verfasser dieser Schmähungen rief nie bei mir an. Der Artikel war - frei nach Joschka Fischer - sozusagen Jurgeit-Quatsch mit Himbeersauce.

 

Darüber hinaus schlug ich hinter den Kulissen, in den 1990er Jahren, dem langjährigen Festivalleiter und Kultur-Hansdampf in allen Gassen der Hugenottenstadt, Karl Manfred Fischer (damals Leiter des Kulturamts Erlangen und – neben Achim Schnurrer – einer der beiden Väter des Comic-Salons), vor, diese meine Idee doch zeitnah in die Tat umzusetzen. Dieser erwiderte damals, ein solches Deutsches Comic-Museum sei leider nicht durchsetzbar, weder finanziell noch kulturpolitisch.

 

Erst im Jahr 2000 eröffnete sich – am Ende der Ära Karl Manfred Fischers – plötzlich durch die Siemens-Schenkung des sog. Erlanger Museumswinkels die Chance, den Traum vom Deutschen Comic-Museum für Erlangen endlich zu verwirklichen. Siemens hatte das Geschenk an die Stadt Erlangen an die Bedingung geknüpft, dort eine museal-kulturelle Nutzung vorzunehmen. Was folgte, war indes jahrelanges kommunalpolitisches Hickhack (O-Ton Nordbayern Online), ehe Anfang 2009 das Projekt Museumswinkel im Nirwana verschwand.

Auch dem heutigen Leiter des Erlanger Comic-Salons, Bodo Birk, schlug ich – leider vergebens – im Vorfeld eines Erlanger Comic-Salons (2014) vor, eine Podiumsrunde „Erlangen braucht ein Deutsches Comic-Museum 2020!“ anzuberaumen.

 

Eine Zeitlang spielte ich (2014) ernsthaft mit dem Gedanken, selbst einen Förderverein „Erlangen braucht ein Deutsches Comic-Museum!“ ins Leben zu rufen, um meine Museums-Idee für die fränkische Hugenotten- und Universitätsstadt endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Ich führte sogar ein konkretes Sponsoren-Gespräch mit einem in Erlangen ansässigen, nicht ganz unbekannten Mäzen, der Wohlwollen signalisierte, an dem Projekt tatkräftig finanziell mitzutun.

 

Erst im Dezember 2018, also über 30 (!) Jahre nachdem ich meine Idee eines Deutschen Comic-Museums erstmals publik gemacht hatte, gründete sich ein Förderverein rund um Lisa Neun, der meine Idee und Initiative aufgriff.

 

Das freut mich natürlich sehr. Diese Vereinsgründung kann man gar nicht genug loben – und den Mut der MacherInnen! (Es wäre nur schön, wenn der neue, noch junge Verein eine Chronik auf der Vereins-Homepage platzierte, die bis dato fehlt, auf der der Name des Ideengebers und Initiators Martin Frenzel erwähnt wird.)

Weniger erfreut war ich allerdings darüber, zu meiner eigenen, nicht eben geringen Überraschung festzustellen, dass die Veranstalter – nachdem sie wenige Jahre zuvor eine Podiumsrunde zu genau demselben Thema abgelehnt hatten! – nun justement mir nichts, dir nichts zum ersten digitalen Comic-Salon in der Geschichte des Erlanger Festivals im Juli 2020 ein digitales Roundtable Gespräch einberiefen – ja, und dies ausgerechnet, ohne den eigentlichen (!) Initiator und Ideengeber des Deutschen Comic-Museums Erlangen als Mitdiskutanten einzuladen, wie es sich gehört hätte. Nicht einmal erwähnt (!) wurde der Name Martin Frenzel und dessen Rolle als Vater des Projekts Deutsches Comic-Museum für Erlangen.... Es wäre vor allem vornehme Aufgabe des Moderators Braun gewesen, die Gretchenfrage zu stellen: "Wer hatte eigentlich die Idee zum Deutschen Comic-Museum Erlangen?" Doch da kam nichts. Null. Kein Braun'sches Ruhmesblatt dieser Runde....

 

Das hatte - vorsichtig ausgedrückt - einen Haugout, einen faden Beigeschmack: Sehr schade, enttäuschend – und, gelinde gesagt, kein guter Stil.

 

Natürlich kann man sich mit Mark Twain trösten, der einmal gesagt hat: „Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“

 

Und auch mit Rudi Carrell, dessen Bonmot immer wieder zutrifft: „Eine gute Idee erkennt man daran, dass sie geklaut wird.“

Da ich nun mal als Erster in deutschen Landen die Idee zu einem solchen Deutschen Comic-Museum Erlangen hatte (und mir diesen Nimbus auch niemand nehmen kann)und diese Idee auch als Einziger öffentlich von Mitte der 1980er bis 2000 vertrat, seien hier einige kurze Überlegungen zur künftigen Ausrichtung desselben erlaubt:

 

Ein solches Comic-Museum für Erlangen sollte auf alle Fälle BEIDES sein: deutsch und weltoffen-international. Und zwar in DIESER Reihenfolge.

 

Das Standbein des künftigen Museums sollte die deutschsprachige Comic-Geschichte und -Tradition sein, die Präsentation der deutschsprachigen Bildergeschichten-Tradition von Wilhelm Busch und der Ära „Simplicissimus“ über e.o.plauen/Ferdinand Barlog über Hansrudi Wäscher, „Mecki“ und Rolf Kauka bis zur Generation Anna Haifischs…

 

Denn nur dann würde ein solches Museum Sinn machen: Ein weiteres Museum mit vorwiegend internationaler Ausrichtung braucht es nicht (da sind das Hannoveraner Wilhelm Busch-Museum, das Baseler Cartoon-Museum und das Erika Fuchs-Haus bereits lange am Start). Seit kurzem stößt der Dortmunder Comic-"Schauraum" - ebenfalls mit globaler Ausrichtung - ins gleiche Horn.

Was aber bitterlich in Deutschland bis zum heutigen Tage fehlt, ist ein Museum, das die weithin vergessene, verschüttete deutschsprachige Bildergeschichten-Tradition aufzeigt – von den Vorläufern und Anfängen bis in die (digitale) Gegenwart des 21.Jahrhunderts. Anders gesagt: Ein genuin deutsches, auf Comics made in Germany abstellendes Comic-Museum.

 

Eine solche Dauerausstellung zur deutschen Comic-Geschichte sollte das Herzstück des neuen Museums sein. Getreu der Devise Pablo Picassos, der einmal sagte: „Gebt mir ein Museum, und ich werde es füllen!“

 

Dazu kommen könnten Wechselausstellungen mit Werkschauen deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler – von Matthias Schultheiß bis Anke Feuchtenberger, von Isabel Kreitz bis Flix, von Barbara Yelin bis Mawil etc.pp.

 

Hier könnte – etwa entlang der HauptpreisträgerInnen des Max-und-Moritz-Preises in der Königs- und Königinnendisziplin der „besten deutschsprachigen Comic-Künstler“ – ein Panoptikum deutschsprachigen Comic-Schaffens entstehen – von Chris Scheuer (1984) bis Anna Haifisch (2020), von Ralf König über Reinhard Kleist bis Anke Feuchtenberger.

 

Erst in dritter Linie sollte und könnte es natürlich auch internationale Wechsel-Ausstellungen geben – etwa in Kooperation mit europäischen Festivals wie Angoulême, Barcelona oder Blois oder anderen Museen wie dem famosen Nationalen Comic-Museum von Brüssel.

Noch einmal: Nur mit dem eindeutigen Fokus auf Deutschsprachiger Eigenproduktion und Bildgeschichten-Tradition nähme das Deutsche Comic-Museum für Erlangen in Zukunft den Rang eines Unikums in Deutschland ein.

 

Zudem: Wer sonst, als die Deutschen selbst, sollte sich schwerpunktmäßig der Deutschen Comic-Geschichte und ihren Vertreterinnen und Vertretern widmen?

 

Amerikaner, Briten, von den Franzosen und Belgiern ganz zu schweigen, legen den Fokus in ihren jeweiligen Museen selbstredend auch hauptsächlich auf die jeweiligen länderspezifischen Traditionen. Gleiches gilt auch fürs gute Kremser Museum in Österreich - mit Manfred Deix & Co.

 

Ich bin mir darüber im Klaren, dass dieser mein hier vorgeschlagener Ansatz mehr Mühe macht, als sich bequem aus dem sowieso schon vorhandenen Fundus internationaler Museen zu bedienen.

Aber die Mühe lohnt! Die Belohnung wäre ein Museum der besonderen Art von nationaler Bedeutung, mit Eigensinn – und ein Haus, das Erlangen den Nimbus als Deutschlands Comic-Hauptstadt dauerhaft sichern würde. (Merke: Die Konkurrenz - Hamburg, Berlin, Köln etc.pp. schläft nicht!) Ein Deutsches Comic-Museum für Erlangen wäre ein Alleinstellungsmerkmal sondergleichen – etwas, was es wirklich nur in Erlangen gibt.

 

Verbunden sein sollte dieses Museum mit einer Multimedia-Bibliothek (auch hier: Schwerpunkt Deutschsprachige Eigenproduktion aller Epochen), einem Vortragssaal, einem Archiv (mit einer Sammlung deutschsprachiger Werke) und einem Forschungs- und Ausbildungszentrum. Auch das von Paul Derouet gegründete Erlanger Zeichner-Seminar könnte hier seinen festen Platz finden.

Natürlich, die Unkenrufer, die meinen, der Comic gehöre gar nicht ins Museum, denen sei entgegenhalten: Auf die gute Inszenierung, die adäquate Präsentation kommt es an. Davon legen gerade gelungene Ausstellungspräsentationen der letzten Jahre beredt Zeugnis ab: Man denke nur an die Lütticher Métal Hurlant-Megaschau, an die grandiose Lyoner Hugo Pratt-Ethnologie-Schau oder die großartige Mezières/Christin-Valerian-Schau von Paris, an die hervorragende „Pioniere des US-Zeitungscomics der Frühzeit“-Schau in der Frankfurter Schirrn, die exzellente „Superman und Golem“-Ausstellung im Frankfurter Jüdischen Museum („Der Comic als Medium jüdischer Erinnerung“) oder die Moebius-Schau im Max-Ernst-Museum Brühl. Oder an die beiden hervorragend kuratierten Ausstellungen "René Goscinny - Jenseits des Lachens" im Pariser Museum für Kunst und Geschichte des Judentums und "Shoah et Bande Dessinée" im Pariser Erinnerungs-, Dokumentations- und Museumszentrum Mémorial de la Shoah (die beste Holocaust im Comic-Schau weltweit). Auch grandiose Ausstellungen wie die Alberto Breccia-Schau von Angoulême, die Francois Schuiten-Retrospektive und die große Englische Comic-Kultur-Erlebnisschau ebendort.

 

Dass die Bonner Ausstellung Comics! Mangas! Graphic Novels!-Schau konzeptionell und inszenatorisch missglückt war, ist kein Grund, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Selbstverständlich gehört der Comic ins Museum! Auf die Machart kommt es an....

 

Kurz und gut: Der Fokus des künftigen Erlanger Comic-Museums muss in der Hauptsache auf der deutschsprachigen Bildgeschichten-Produktion liegen. Frei nach dem Motto: Standbein ist die deutschsprachige Comic-Zunft, Spielbein die internationale Szene, mit dem vergleichenden Blick über den eigenen Tellerrand.

 

Vor einigen Jahren hatte ich das Vergnügen, während eines Erlanger Comic-Salons mit dem von mir über alle Maßen geschätzten Altmeister der Nouvelle Ligne Claire, Joost Swarte, ein langes, gutes Gespräch zu führen. Wir trafen uns zufällig im gleichen Erlanger Hotel. Joost erzählte mir, dass er derjenige war, der das fulminante, fantastische Comic-Museum zu Ehren Hergés in der Trabantenstadt Louvain-La-Neuve vor den Toren Brüssels designt hatte. Kein Wunder, dass ich vom Interieur des Museums auf Anhieb so begeistert war, bei meinem Besuch dort. Damals nichtsahnend, dass Joost Swartes Design-Kunst dahintersteckte. Das bringt mich zu einem letzten konzeptionellen Gedanken: Es kommt nicht nur auf die guten Inhalte an, sondern auch auf die gute Form. Es müsste mithin fürs Erlanger Comic-Museum der Zukunft gelingen, einen Designer vom Format eines Joost Swarte zu gewinnen. Denn das wäre die halbe Miete des künftigen Museums-Erfolgs.

Es wäre schön und wünschenswert, wenn dieses Deutsche Comic-Museum für Erlangen 2022 oder spätestens zum 40jährigen Bestehen des Salons 2024 Wirklichkeit würde.

 

Ganz im Sinne Thornton Wilders (1897-1975, preisgekrönter US-Autor) „Die Utopien sind oft nur vorzeitige Wahrheiten.“

 

Ich komme als Ideengeber und Initiator des Museums gern zur Eröffnung – vorausgesetzt, man lädt mich diesmal ein. (Es ist nicht nötig, die Einladung mit „Goldrand“ zu versehen, aber eine meine Rolle als Ideengeber und Initiator anerkennende, gebührende Erwähnung in den Eröffnungsreden wäre nicht von schlechten Eltern.)

 

Und da wir gerade beim Thema Einladungen und Höflichkeitsprotokoll sind: Mein Rat wäre, nachdem COMICOSKOP deutschlandweit exklusiv dessen Comic-Affinität aufgedeckt hat (siehe Interview von 2018), etwaige, bislang kultivierte Erlanger (!) Vorbehalte gegen den bayerischen Ministerpräsidenten und Nürnberger (!) Markus Söder hintanzustellen und ihn als Schirmherrn und Hauptredner zur Museumseröffnung zu gewinnen. Das wäre mal ein kluger Schachzug.

 

Die schönsten Ideen nützen natürlich nichts, wenn es nicht auch die Ermöglicher solcher Visionen gäbe. So, wie Karl Manfred Fischer der Ermöglicher der Idee Achim Schnurrers war, in Erlangen einen Comic-Salon zu etablieren, könnte nun Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) der Ermöglicher des neuen Deutschen Comic-Museums für Erlangen sein.

 

Mit Jean Paul: „Die Deutschen nennen alle ihre Freuden ausländisch: Ressource, Casino, Klub, Cercle etc. Assemblée, Hôtel, Table d'Hôte, Harmonie, Museum.“

 

Da mir dieses Projekt seit Mitte der 1980er Jahre Herzensangelegenheit ist, hoffe ich sehr, dass mein Traum von einem Deutschen Comic-Museum Erlangen 2022, spätestens 2024 in Erfüllung geht (notabene: 2024 werde ich 60!)...

 

Martin Frenzel

 

PS: Apropos Museumsdirektorin/Museumsdirektor in spe: Der oder diejenige müsste eine Mischung sein aus dem Kenntnisreichtum gerade deutschsprachiger Bildgeschichten- und Comic-Tradtion eines Dietrich Grünewald, Achim Schnurrer und Hartmut Becker, Eckart Sackmann und Heiner Jahncke – nur eben, mit Verlaub, möglichst jünger…. Und der praxisorientierten Gestaltungsfreude, wie sie die Direktorin des Baseler Cartoon-Museums, Anette Gehrig, oder die neue Direktorin des Brüsseler Nationale Comic-Zentrums, Isabelle Debekker, wunderbar verkörpern.

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