Bald geht in Köln nichts mehr ohne das CÖLN COMIC HAUS
(im folgenden CCH genannt). Der Ausstellungsraum präsentiert wechselnde Bilderschauen, der Vortragsraum beherbergt Expertenrunden und Comicvorträge, und durch beide Räumlichkeiten wuseln Besucher und lokale Zeichnerinnen und Zeichner, die hier regelmäßig anzutreffen sind.
So gibt es ein „Weihnachtszeichnen“ im Advent, den „24-Stunden-Comic-Tag“, Workshops der „Comicacademy“, Ausstellungsführungen und Comiclesungen – alles offen und frei zugänglich für jeden, der Interesse hat.
Am Vorabend der Kölner Börse spendiert das CCH ein „Kölsches Büffet“ für die anwesenden Fachleute und generiert somit tüchtig Synergieeffekte.
Das Cöln Comic Haus bringt Comic-Macher und –Liebhaber
zusammen und wirbt mit seinen Veranstaltungen auch um die Gunst der Comic-Laien.
Dies ist das Verdienst der beiden Gründer, Susanne Flimm und Thomas Schmitz-Lippert. Vor einigen Jahren renovierte das Paar ein Haus in der Südstadt (direkt an der Verkehrsader Bonner Straße gelegen) und entschloss sich, viel Geld zu investieren und ein Haus für die „9. Kunst“ zu schaffen.
Die Straßenfront ziert die Auslage des im Hause installierten Comicladens „Fantastic Store“, dahinter befindet sich die Ausstellungshalle, darüber der Seminarraum samt Theke und Dachterrasse. Susanne Flimm ist der planerische Kopf und die Netzwerkerin, Thomas Schmitz-Lippert der Beschaffer und Kurator.
So hat das CCH in schneller Abfolge drei aufwändige und
liebevolle Schauen zu SUPERMAN, BATMAN und jetzt SPIDERMAN (seit November 2015 und noch bis Mai 2016) gestemmt.
Weitere Ausstellungen sind in Planung, so 2016/17 hoffentlich
Ralf Palandts „Holocaust im Comic“-Galerie, in Zusammenarbeit mit dem Kölner NS-Dokumentationszentrum.
Auch Kölns Comicstar Ralf König ist natürlich ins Cöln Comic Haus „eingebettet“, war öfter zu Gast, hat ebenfalls schon ausgestellt und hält hin und wieder Workshops ab.
Die juristische Konstruktion um das CCH ist die „Schmitz-Lippert-Stiftung zur Erforschung, Bewahrung und Vermittlung von Comic-Kultur in unserer Gesellschaft“.
Gedacht als „Forum zum Lesen, Diskutieren und Bearbeiten von Themen“ erfüllt es diese Funktion bereits aufs Prächtigste. Die aktuelle, noch bis Mai 2016 laufende SPIDERMAN-Show im Cöln Comic Haus beispielsweise wird (wie ihre Vorgänger) von einem Konsortium aus Sammlern, Fans und Fachleuten
konzipiert, bestückt und begleitet. Nicht nur Hefte, Poster, Original Art und „Spidey“-Merchanding sind zu bestaunen, sondern auch eigens gefertigte Installationen sowie
Interpretationen Kölner Künstler.
Im Tiefgeschoss des Ausstellungsraumes hat Thomas
Schmitz-Lippert eine stetig wachsende Präsenzbibliothek
untergebracht. Dort lagert ein kompletter Comicladen mit tausenden von Trade-Paperbacks und Nachdruckbänden von US-Verlagen! Comicforscher haben hier (nach zeitlicher Vereinbarung) Zutritt, um zum Beispiel die Frühgeschichte von
DC oder Marvel aufzuarbeiten.
Zugegeben, die Stiftung befasst sich bislang
ausschließlich mit US-amerikanischer Massenware – aber man muss ja erstmal eine Marke setzen und ein Publikum gewinnen. Der deutsche Undergroundcomic oder die frankobelgische Graphic Novel interessieren ja nur 15 Leute in ganz Deutschland…
Das Cöln Comic Haus ackert an seiner Akzeptanz. Es ist hierzulande noch immer ein langer Weg, bis die Fragezeichen aus den Gesichtern verschwinden („Wie, Comichaus, was ist das denn?“). Darum ist es wunderbar, dass Susanne Flimm das Kölner Literaturhaus wie auch die „Jungen Kunstfreunde“ der Stadt Köln ins Boot geholt hat – und das CCH bei der Museumsnacht am 24. Oktober 2015 ein pralles Programm präsentierte: Vorbegehung der SPIDERMAN-Ausstellung mit mehreren Führungen, eine dramatische Heft-Lesung des legendären AMAZING SPIDER-MAN Nr. 50 („Spider-Man No More!“) sowie (vom Verfasser dieser schamlosen Zeilen) ein
Mitternachts-Horror-Special!
Kurz: Es tut sich was im Kölner Kulturklüngel. Dank des
Engagements des Comichauses schauen Journalisten herein und berichten, Zeichnerinnen und Zeichner tauschen sich untereinander aus, Sammler und Liebhaber planen Projekte – und selbst die Kölner Comicbörse profitiert durch Ankopplung und Wiederbelebung eines (längst überfälligen und wünschenswerten) Mini-Rahmenprogramms im Souterrain der Mülheimer Stadthalle.
Mit gelungener Webseite informiert das CÖLN COMIC HAUS über seine
Geschichte, die Räumlichkeiten (anmietbar!) und aktuelle Veranstaltungen unter CÖLN COMIC HAUS.
(tic)
COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth, Jahrgang 1963, lebt in Köln und begleitet das CCH seit Eröffnung im Jahre 2011. Er fand einen Pressehinweis im Stadtmagazin CHOICES, war elektrisiert von der Existenz einer Comicstiftung in Köln, rauschte dort durch die Türe – und war der erste Comic-Nerd, der dort Dinge ins Rollen brachte.