Nach dem Antisemitismus-Skandal der Kasseler Documenta, den antisemitischen Tiraden des Pink Floyd-Sängers Roger Waters in Frankfurt und anderswo, der Entgleisung auf der Berlinale, dem Niederbrüllen der Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt im Berliner Museum Hamburger Bahnhof bei einer öffentlichen Hannah Arendt-Lesung u.v.m. war es nur der Frage der Zeit, bis die notorische Israel-Phobie die bundesdeutsche Comic-Szene erreicht. Jetzt ist die Welle der Israel-ist-an-allem-Schuld-Ideologie, wie sie auch derzeit deutschen und amerikanischen Uni-Nachwuchs erfasst, endgültig in die hiesige Bildergeschichten-Branche hereingeschwappt.
„Früchte des Zorns“, heißt infamer Weise – in Anspielung auf John Steinbecks Roman - ein verstörend, ja, geradezu befremdlich einseitiger Kommentar eines nicht ganz unbekannten Comic-Veterans in der in Barmstedt erscheinenden, verdienstvollen Comic-Fachzeitschrift „Alfonz“ Nr.1/2024 (Januar-März 2024) , die der Autor dieser Zeilen regelmäßig und gerne seit ihrer Gründung liest (ebenso wie die seit 1984 erscheinende „Reddition“). Die Überschrift dieses Pamphlets könnte aber ebenso gut – mit Friedrich Holländer - lauten: Israel (und die Juden) sind an allem (selber) Schuld. Dieser im wahrsten Sinne des Worts ein-seitige, ungeheuerliche, an prominenter Stelle platzierte Meinungsartikel markiert indes einen gehörigen Schlag ins Kontor, einen publizistischen Tiefpunkt: Spart doch dieses Pamphlet nicht mit einseitigen Schuldzuweisungen gegen die einzige Demokratie des Nahen Ostens, gegen Israel – sich dabei ausgerechnet auf Joe Saccos gelinde gesagt: nicht unumstrittenen, ungemein unausgewogenen Nahost-Comic-Reportagen „Footnotes in Gaza, 1956“ und „Palestine“ berufend, die zwar grafisch und bilderzählerisch brillant daherkommen, dem israel-feindlichen Verdikt „Israel (und die Juden) sind an allem im Grunde (selber) schuld“ gehörig Vorschub leisten. Da wird munter vom „Freiluftgefängnis“ und der „Trümmerwüste“ Gaza schwadroniert, der üble, vergiftete Satz des notorisch israelophoben UN-Generalsekretärs Guterres zitiert, der größte Massenmord an Juden und Jüdinnen nach der Shoah sei „nicht in einem Vakuum“ passiert. (Anders gesagt: Israel hatte die Geschehnisse des 7.Oktobers 2023 offenbar durch vorausgegangene „Freveltaten“ vollauf „verdient“….) Mit anderen Worten: Israel und die Juden sind am 7. Oktober 2023, an allem am Ende selber schuld, genauer gesagt: Haben das, was sich da ereignete, sich selbst und nur sich selbst zuzuschreiben. Dass dann auch noch Joe Saccos extrem einseitige, sehr verzerrte Parteinahme zugunsten der Palästinenser als Mantra zum Verständnis des komplexen Nah-Ost-Konflikts hochgeschrieben wird, setzt dem ganzen, hier zelebrierten Anti-Israel-Zerrbild die Krone auf. Da ist von „Folter“, „Abholzen der Olivenbäume“, „Vertreibung“, „brutaler Gewalt“ durch Israel die Rede und, als Gipfel der Unverfrorenheit, wird – unter Missachtung der Tatsache, dass sich zahlreiche Palästinenser den Hamas-, Hisbollah- und PLO-Slogan der totalen Vernichtung und Auslöschung Israels nach der Devise „From the River to the Sea“ hemmungslos zu eigen machen – obendrein noch üble Nachrede gegen „den Wiener Zionisten“ (Zitat!) Theodor Herzl betrieben, der angeblich der Vertreibung armer Araber das Wort geredet habe. All das ist starke, unverzeihlicher Tobak: Die hochgeschätzten Herausgeber des Magazins ALFONZ müssen sich fragen lassen, weshalb sie einen derart einseitigen Kommentar ins Blatt hieven, ihm eine derartige Bühne bieten und prominent gleich als Ouvertüre des Hefts präsentieren, ohne wenigstens eine israel-freundliche und hamas-/PLO-kritische Betrachtung danebenzustellen.
Fest steht: Wer wirklich wissen will, „warum es zu alldem (gemeint ist wohl: zum bestialischen Massenmord durch Hamas-Terroristen an über 1.200 jüdischen Männern, Frauen und Kindern, Massenvergewaltigungen, -enthauptungen und -verbrennungen und menschenverachtenden, massenhaften Geißelnahmen!) gekommen ist“, sollte jedenfalls mitnichten auf Joe Saccos Zerrspiegel zurückgreifen, wenn er Israel und den Nahostkonflikt verstehen will. Mehr noch: Wer dezidierter Anti-Israel-Schmähkritik nicht auf den Leim gehen will, sollte genau diese höchst zweifelhaften, fragwürdigen Arbeiten des maltesisch-US-amerikanischen Comic-Künstlers tunlichst meiden.
Um es klar und deutlich zu sagen: Wer sein israelophobes, judenfeindliches Weltbild bestätigt sehen will, sollte weiter nur auf Sacco-Lektüre setzen. Dort erfährt man nämlich weder etwas über die gewaltsame Vertreibung und Verfolgung Hunderttausender Juden und Jüdinnen aus dem gesamten Maghreb- und arabischen Raum, noch etwas über den Holocaust-Befürworter und notorischen Judenhasser, den Großmufti der Muslimbrüder, Mohammed Amin al-Husseini, enger Freund Hitlers und Himmlers, man erfährt nichts darüber, dass dieser üble Zeitgenosse mehrfache blutige Judenpogrome seit den 1920er und 1930er Jahren im Nahen Osten anzettelte und einen Zwei-Staaten-Kompromiss 1948 verweigerte (weil er das Existenzecht des jungen, von Ben Gurion gegründeten Staats Israel leugnete), was der sog. Nakba vorausging (die mit Kompromissbereitschaft hätte vermieden werden können!), man erfährt nichts über die Tatsache, dass in Israel jeder nach seiner Façon selig werden und frei leben kann (auch und gerade arabischstämmige Israelis oder die im Iran verfolgten und gefolterten Bahai, die in Haifa ihr freies Exil-Hauptquartier haben und dort, mitten in Israel, ihre Religion frei ausüben können), man erfährt nichts darüber, dass Israel die einzige, sicher nicht fehlerfreie Demokratie des Nahen Ostens, ist - umgeben von lauter zutiefst autoritären, Andersdenkende verfolgenden, folternden arabischen Regimen (von Ägypten, Syrien bis Saudi-Arabien) und dem nicht minder gewaltbereiten, nicht-arabischen Teheraner Mullah-Regime des Irans, auch nichts darüber, dass dieser Iran seit Jahrzehnten die Todes-Schwadrone und Killerbanden der Hamas, der Hisbollah und anderer Helfershelfer systematisch unterstützt, finanziert und lenkt, nichts darüber, dass dieser Iran wie auch zahlreiche arabische Regime Menschen-, Bürger und nicht zuletzt Frauenrechte mit Füßen tritt, nichts darüber, dass es eben genau NICHT „der Wiener Zionist“ Theodor Herzl war, der die Vision des eigenständigen Judenstaats erfand, sondern der deutsche Schriftsteller, 1848er und Sozialdemokrat Moses Hess (bereits 1862, lange vor Herzl), dass es die deutschen Nazis waren, die mit ihrem üblen Fernwellen-Propaganda-Hetz-Sender Zeesen bei Königs Wusterhausen südlich von Berlin dafür sorgten, dass Gift des Antisemitismus, des ungezügelten Judenhasses und die Mär „Juden sind unser Unglück“ im Nahen Osten zu verbreiten, das bis heute nachwirkt… Der Radio Zeesen-Experte und ausgewiesene Nahostpolitik-Kenner Matthias Küntzel sagt: „In der arabischen Welt gab es traditionell immer einen latenten Antijudaismus. Es war die Überlegenheit der Muslime über die Dhimmis, die Schutzbefohlenen, also Christen und Juden, die bestenfalls geduldet wurden. Die Nazis verstanden es, diese Haltung gegenüber Juden mit Hilfe ihrer Dauer-Propaganda in einen politischen Antisemitismus umzuwandeln.“
Die Liste der Unterlassungen bei Sacco ließe sich beliebig fortsetzen, mal abgesehen davon, dass das die deutsch-französische Comicforscherin Catherine Michel schon vor Jahren auf einer Tagung der deutschen Gesellschaft für Comicforschung nachwies, dass sich Sacco in seinen Arbeiten auch auf gefälschte, jedenfalls manipulierte „Fotos“ stützt, die seine krude Täter-Opfer-Theorie (die Palästinenser als good guy, die Israelis als „bad guy“) vermeintlich untermauert.
Wie Stephan-Andreas Casdorff im Berliner „TAGESSPIEGEL“ richtig schreibt: „Israel ist das Opfer der Hamas. Sie will Israel vernichten. Sie hat am 7. Oktober (2023, MF.) Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Sie begeht Kriegsverbrechen, indem sie die Zivilbevölkerung des Gazastreifens als menschliche Schutzschilde benutzt. Israel dagegen versucht, seine Bürger zu verteidigen und die Geiseln freizubekommen. Versucht, den Weg freizumachen für Konvois, die der Zivilbevölkerung helfen. Das steht im Einklang mit dem Völkerrecht und Israels humanitärer Verantwortung.“
Fassen wir zusammen: Völlig unerwähnt und total ausgeblendet hat der Kommentator historische Fakten: Dass es in arabischen Ländern immer wieder Pogrome gegen Zigtausende Jüdinnen und Juden gab, dass 1948 bei der Staatsgründung Israels unter Ben Gurion fünf arabische Länder über das Land herfielen (und nicht umgekehrt), dass der notorische Israel- und Judenhasser der Mufti Mohammed Amin al-Husseini eng mit dem deutschen SS-Staat um Hitler und Himmler paktierte, die Muslimbrüder – gegründet 1928 in Ägypten – einen Teil ihrer Ideologie von den Nazis übernahmen, das NS-Regime eigens einen auf Arabisch antisemitische Propaganda verbreitenden Radiosender Zeesen im Nahen und Mittleren Osten betrieb und dass Israel heute die einzige Demokratie im Nahen Osten darstellt, umgeben von lauter autoritären Regimen in der arabischen Welt und dem Iran.
Wer also den Massenmord der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober 2023 und Israel und seine Geschichte wirklich verstehen will, möge sich von Saccos tendenziöser, an Geschichtsklitterung grenzende Schwarzweißmalerei (auf grafisch und bilderzählerisch zugebenermaßen hohem Niveau) fernhalten.
Und stattdessen zu Arbeiten von Comic-Künstlerinnen und -Künstlern greifen, die ein ungleich differenziertes, empathischeres und facettenreicheres Bild von Erez Israel und der Lage in Nahost zeichnen: Zuerst jedoch mögen diejenigen, die „wissen wollen, wie es zu alldem gekommen“ ist, zuvörderst zu Will Eisners „The Plot“ (dt. Das Komplott) greifen, in der Amerikas Altmeister des grafischen Erzählens überzeugend nacherzählt, wie eine schamlose Fälschung aus der Zarenzeit – die berüchtigten, von vorne bis hinten erlogenen „Protokolle der Weisen von Zion“ - bis heute im Nahen Osten in der arabischen Welt für bare Münze genommen werden – diese abgrundtiefe, perfide Verschwörungserzählung genau dort bis heute fröhliche, antisemitische Urständ feiern.
Wer Israel, den Nahost-Konflikt und das Hamas-Terrormassaker des 7.Oktobers 2023 wirklich verstehen will, möge sich statt Sacco lieber Sarah Gliddens „Israel verstehen – in 60 Tagen“, Guy Delisles „Aufzeichnungen aus Jerusalem“ und Marjane Satrapis „Persepolis“ (zur Rolle Irans) zu Gemüte führen. Sie oder er möge Joann Sfars „Die Synagoge“ und, besser noch, sein erschütterndes, angstvolles „Nous vivrons“ (dt. Wir werden leben!)-Comictagebuch über das Trauma der Juden und Jüdinnen in Europa und auf der ganzen Welt nach dem Massenmord des 7.Oktobers 2023 durch die Hamas und dem seither durch Europa und über den ganzen Globus hereinbrechenden Tsunami des Judenhasses.
Er oder sie möge – insbesondere Schülerinnen und Schüler, junge Leute, Studierende – zu dem exzellenten Jugendcomic aus den Niederlanden „Tel Israel“ greifen, in dem das Meisterstück vollbracht wird, die 3000jährige Geschichte Israels und insonderheit die des neugegründeten jungen Staats Israels von 1948 um Ben Gurion, Golda Meir und Shimon Perez auf nur 48 Seiten gut und ausgewogen in einem Rutsch darzustellen – ein wunderbarer Sachcomic der besonderen Art, im realistischen Zeichenstil und in der Manier eines Abenteuer- und Geschichtscomics, der den Horizont der Israel-Unwissenden mächtig weitet (und der hoffentlich bald einen deutschen Verlag findet). Apropos Schülerinnen und Schüler: Bei Jacoby & Stuart erschien der Sachcomic „Israelis und Palästinenser“ – der zumindest, anders als der ALFONZ-Kommentar – beide Seiten der Medaille in den Blick nimmt – und schon von daher sehr zu empfehlen ist, herausgegeben übrigens von David Vandermeulen, gezeichnet von Vladimir Grigorieff (1931–2017), der selbst aus einer russisch-jüdischen Familie stammte, die sich in Brüssel niedergelassen hatte.
Empfohlen sei zum besseren Israel- und Nahost-Verständnis auch die nicht minder lesenswerte und wertvolle Comic-Erzählung aus der Feder Barbara Yelins: Die mit Texter David Polonsky geschaffene Comic-Biografie Vor allem eins: Dir selbst sei treu. Die Schauspielerin Channa Maron (erschienen Reprodukt).
Wärmstens empfohlen seien aber nicht zuletzt zwei israelische Comic-Künstler von Rang, die israelophobe Stereotype, Vorurteile und Ressentiments ganz wunderbar überwinden helfen: Zum einen die mit dem Prix Rodolphe Töpffer preisgekrönte israelische Comic-Auton Rutu Modan, deren Blutspuren und Der Tunnel in keiner Comic-Bibliothek fehlen sollten. Zum anderen und vor allen Dingen der in Deutschland zu Unrecht viel zu wenig gewürdigte, großartige Comic-Zeichner und -Erzähler Michel Kichka, der mit seinem autobiografischen Shoah-Comic „Zweite Generation“ für Aufsehen sorgte und sich mit dem tiefen Trauma des europäischen Völkermords an den Juden und dem Nachwirken desselben bis in die Enkel- und Urenkel-Generation der Shoah-Überlebenden beschäftigt und auch erklärt, wieso es Kichka vorzog, seine Heimat Belgien zu verlassen, um mit seiner Familie ins Israel-Exil zu gehen.
Dieser Michel Kichka sorgt nun mit zwei neuen, diesmal sehr gegenwartsbezogenen, hervorragenden Comic-Werken in Frankreich/Belgien, in Israel und im englischen Sprachbereich für Furore: Falafel Sauce piquante von 2018 und L’Autre Jérusalem“ (dt. etwa: Das andere Jerusalem) von 2023.
Michel Kichka bietet in „Das andere Jerusalem“ ganz persönliche, biografisch gefärbte Antworten auf wesentliche Fragen: Warum noch Zeichnen und Sinn für Humor haben, warum überhaupt noch Schreiben. Der Comic versteht sich als eine Erinnerungsreise, aber auch als sinnliche Selbstbeobachtung, die aus dem Auf und Ab des Lebens besteht und mit seinen Madeleines eines Marcel Proust gespickt ist. Die Zeit der Covid-19-Corona-Pandemie, vom Frühjahr 2020 bis zum Winter 2021, war in der verlangsamten Zeit des auch Israel mit voller Wucht treffenden Lockdowns und der täglichen Spaziergänge innerhalb des zulässigen Umkreises eines Stadtteils Jerusalems für diese Selbstbetrachtung mehr als günstig. Ein Spaziergang, der langsam beginnt und uns bis heute, zwei Jahre nach seinem Beginn, zu einer besorgniserregenden Einschätzung der Zukunft Israels führt.
In Falafel Sauce Piquante (dt. Pikante Falafelsauce) geht es um die fiktive autobiografische Darstellung der Beziehung, die der geborene Belgier Michel Kichka zu seiner Exil-Heimat Israel unterhält, jenem Land, mit dem er 1974, im Alter von 20 Jahren, auch wegen des Schweigens in der Familie über die Hölle der Shoah, sein Schicksal verband. 44 Jahre Erwachsenenleben in Jerusalem, erzählt durch seine Begegnungen, zahlreiche politische Ereignisse, ein Leben in einem Land voller Konflikte, komplex, aber aus freien Stücken gewählt, ein Lebensweg, sehenden Auges gewollt.
Es lässt tief blicken, dass weder „Das andere Jerusalem“ noch „Pikante Falafelsoße“ bislang einen deutschen Verlag gefunden haben, was sich – hoffentlich – schleunigst ändern wird. Bis dahin können diejenigen, die des Französischen nicht mächtig sind, sich Gottlob der englischen Übersetzungen bedienen.
Wer Israel und den 7. Oktober 2023, das Trauma des Hamas-Terrors (der sich im Übrigen auch und gerade gegen die Zivilbevölkerung richtet und der palästinensischen Sache massiv schadet) verstehen will, sollte keinesfalls nur und am besten gar nicht Sacco lesen. Weder sein „Palestine“ noch „Gaza 1956 sind geeignet, Israel und den Nahostkonflikt in seiner ganzen Komplexität angemessen zu verstehen. Dass Sacco nun, ermuntert durch Fantagraphics-Verleger Gary Groth, mit aktuellen Comic-Einseitigkeiten nachlegt, macht die Sache nicht besser, im Gegenteil.
Ein Fettnapf kommt selten allein: Nach „Alfonz“ geriet nun auch das deutsch-schweizerische Avantgarde- und Alternativcomix-Magazin Strapazin ebenfalls auf israelophobe Abwege – und bringt – demonstrativ zur Schau gestellt, sich in bester BDS-Manier quasi symbolisch ein Palästinenser-Halstuch umhängend – im Fahrwasser des 7.Oktobers 2023 ein Themenheft einzig und allein mit arabischen Comics heraus. Liebe Strapazin-Redaktion: Hamas und Hisbollah sind eben keine Freiheits- oder gar Widerstandskämpfer, sondern rechtsextrem gesinnte, islamistisch verblendete, menschenverachtende Fundamentalisten und gewaltbereite Terroristen, die, kämen sie an die Macht, Menschen-, Bürger- und Frauenrechte nach allen Regeln der Kunst unterdrücken würden.
Der ausgewiesene Nahostkonflikt- und Israel-Kenner Professor Stephan Grigat schreibt im Nachwort des Jahrhundertwerks „1948 – Der erste arabisch-israelische Krieg“ von Benny Morris vollkommen zu Recht: „Klar ist (…), dass ein realistischer Blick auf die Geschichte der arabischen Verweigerungshaltung, des islamischen Antisemitismus und der panarabischen Versuche, den jüdischen Staat zu vernichten – wie er sich in den akademischen Arbeiten von Morris durchgängig findet – eine Grundvoraussetzung für eine zukünftig stärker auf Verständigung und Aussöhnung orientierte Politik darstellt.“ Der antisemitische und misogyne Blutrausch des 7.Oktober 2023 wurde, so Grigat weiter, durch die islamistische Hamas und Teile der palästinensischen Zivilbevölkerung verübt. Ermöglicht haben das Massaker Waffenlieferungen des iranischen Mullah-Regimes, was ohne eine jahrzehntelang fehlgeleitete Nahostpolitik des Westens nicht möglich gewesen wäre.
Noch gilt der kluge Satz Golda Meirs: „Die Muslime können kämpfen und verlieren, und dann wiederkommen und erneut kämpfen. Aber Israel kann nur einmal verlieren.“
Fazit: Besser Will Eisner, Kichka, Modan, Yelin, Delisle oder Glidden und nicht zuletzt „Tel Israel“ lesen, wenn man Israel, den Nahostkonflikt, den 7.Oktober 2023 und die Folgen besser verstehen will, bloß nicht Sacco!
Fest steht, dass sich der amerikanisch-jüdische Großmeister des grafischen Erzählens Will Eisner sich beim Lesen des kruden „Israel-ist-an allem- und vor allem-selber-schuld“-Kommentars in der Januar/Februar-Ausgabe des Fachmagazins ALFONZ seitdem sicherlich vor Zorn im Grabe herumdreht – und dem Joe Sacco-Apologeten aus dem Jenseits zuruft: „Wie konntest Du nur so etwas zu Papier bringen, wo doch gerade Du mein Werk und mein lebenslanges Vermächtnis, niedergelegt in The Plot, wie Deine Westentasche kennen solltest.“
Es würde den Herausgebern der ALFONZ jedenfalls gut zu Gesicht stehen, brächten sie – zum Ausgleich des dicken Hunds vom Januar/Februar 2024 - nun einen Gegen-Kommentar, der die Dinge aus pro-israelischer und hamas-/hisbollah-/PLO-kritischer Comic-Sicht beleuchtet.
Zum guten Schluss sei zum einen Martin Luther King von 1967 zitiert und dem tendenziösen ALFONZ-Kommentator ins Stammbuch geschrieben. Der schrieb in seinem berühmten Brief an einen antizionistischen Freund folgende, noch immer hochaktuelle Sätze:
„Ich weiß, dass Du, genau so wie ich, eine aufrichtige Liebe für Wahrheit und Gerechtigkeit und eine Abscheu gegen Rassismus, Vorurteile und Diskriminierung empfindest. Aber ich weiß, dass Du – wie manche andere – in Deinem Glauben, zugleich "Antizionist" sein und den Grundsätzen, die Du und ich teilen, treu bleiben zu können, fehlgeleitet bist. Lass meine Worte in den Tiefen Deiner Seele widerhallen: Wenn die Menschen Zionismus kritisieren, meinen sie Juden – Du sollst hier keinen Fehler machen. (…)... Du erklärst, mein Freund, dass Du kein Judenhasser, sondern bloß "Antizionist" bist. Und ich sage, lasse die Wahrheit von hohen Berggipfeln erklingen, lasse sie in allen Tälern der grünen Erde Gottes widerhallen: Wenn Menschen Zionismus kritisieren, meinen sie Juden – dies ist Gottes eigene Wahrheit.“
Zum anderen sei der Literaturwissenschaftler Hans Mayer zitiert, der 1975 schrieb (und dessen Hauptwerk "Außenseiter" noch immer höchst lesenswert ist):
"Wer den ‚Zionismus‘ angreift, aber beileibe nichts gegen ‚die Juden‘ sagen möchte, macht sich und anderen etwas vor. Der Staat Israel ist ein Judenstaat. Wer ihn zerstören möchte, erklärtermaßen oder durch eine Politik, die nichts anderes bewirken kann als solche Vernichtung, betreibt den Judenhass von einst und von jeher."
Martin Frenzel
PS: Ich schätze wohlgemerkt den Autor Joe Sacco und seine Comic-Reportagen und historischen Arbeiten sehr (Bosnien, Sarajevo, The Great War: July 1, 1916: The First Day of the Battle of the Somme, The Great War: July 1, 1916: The First Day of the Battle of the Somme, Die Schlacht an der Somme; Wir gehören dem Land), sie alle, habe diesen sympathischen Künstler in Angoulême 2015 kennengelernt, war begeistert von seiner Ausstellung dort und auch von seiner Schlacht an der Somme-Erlebnisschau auf dem Erlanger Comic-Salon unter freiem Himmel – mit einer doppelten Ausnahme: Footprints in Gaza 1956 und Palestine folgen zwar vermeintlich der Sacco’schen „David gegen Goliath“-Matrix all seiner Werke (immer auf der Seite der vermeintlich Schwächeren, Entrechteten und der Unterdrückten), unterliegen jedoch einem fundamentalen Denkfehler und schießen bei weitem übers Ziel hinaus: Nicht etwa das kleine Israel ist der Goliath (ein Land so groß wie Hessen!), sondern die autoritäre Allianz der arabischen Regime ringsum. Sie und vor allem der nicht-arabische Super-Goliath Iran bedrohen den David Israel seit Bestehen 1948 in seiner Existenz. Daher gilt für mich allemal die Devise: Free Gaza – from Hamas! (Dass die Regierung Netanyahu schleunigst abgewählt gehört, liegt für liberal gesinnte Menschen auf der Hand, wie mir scheint; genauso klar ist aber auch, dass jede und jeder, der es wagte, die Obrigkeit in den arabisch-autoritären Staaten und im autoritären Gottesstaat Iran zu kritisieren oder gar infrage zu stellen, ganz anders als in Israel, Folter, Verfolgung und Todesstrafe zu erwarten hätte, ohne jede Gnade.) Wer jedenfalls, wie der Internationale Gerichtshof es jüngst tat, Hamas-Terroristen mit dem israelischen Premier Netanyahu und seinem Verteidigungsminister auf eine Stufe stellt, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Netanyahu ist nicht Putin, Putin ist es, der vor ein Internationales Weltgericht gehört!
Das Zitat Erich Maria Remarques lautet wörtlich: aus seinem Roman »Der schwarze Obelisk«, der in der Zwischenkriegszeit spielt und 1956 erschien: »Da sehen sie es«, sagt Heinrich bitter zu Riesenfeld. »Dadurch haben wir den Krieg verloren: Durch die Schlamperei der Intellektuellen und durch die Juden.« »Und die Radfahrer.« ergänzt Riesenfeld. »Wieso die Radfahrer?« fragt Heinrich erstaunt. »Wieso die Juden?« fragt Riesenfeld zurück.