COMICOSKOP: ...dann sage ich ein schönes Grüß' Gott und Servus aus Landsberg in der Nähe von München! Ich bin Hanspeter Reiter – und fürs Darmstädter Online-Fachmagazin COMICOSKOP bin ich heute von Landsberg am Lech aus im Gespräch mit Dr. Johanna Straczowski. Und freue mich, dass wir über das Erika Fuchs Haus sprechen werden, in Schwarzenbach an der Saale, womit wir ein Zweiflüsse-Gespräch haben werden, vom Lech an die Saale: mal was anderes Frau Dr. Straczowski…
Joanna Straczowski: Stimmt.
COMICOSKOP: Als ich 2019 einmal im Erika Fuchs Haus war, bei einer Tagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor): Gerade ist der Tagungsband erschienen, zu Comic-Komparatistik. Dort sind sie ja auch seit kurzem selber Mitglied, fein! Wir vom COMICOSKOP hatten vorher nur Kontakt zu Ihrer Vorgängerin, der Gründungsleiterin Dr. Alexandra Hentschel, die dann ja leider nach über acht Jahren zum Lüneburger Salzmuseum wechselte. Apropos Wirken, was ich noch weiß von meinem Besuch damals - also einmal die, die Entenhausen-Welt, dann der Bereich, in dem Erika Fuchs´ Leben und Wirken dargestellt ist, auch sehr interaktiv. Das hat mir sehr gut gefallen. Damals dann gab es noch die Bibliothek und den Shop. Was hat sich denn inzwischen getan? Sie sind ja schon fast vier Jahre jetzt die Leiterin dort ...
Joanna Straczowski: Noch nicht ganz vier Jahre also es sind drei Jahre und ich glaub fünf Monate im Moment, irgendwie sowas in der Art...
COMICOSKOP: Was haben Sie selber erlebt, was haben Sie angestoßen, was hat sich geändert? Wenn ich mal wieder hinkommen sollte - was wird neu für mich sein?
Joanna Straczowski: Oh, das sind jetzt natürlich ganz viele Fragen auf einmal, da muss ich jetzt eine nach der anderen beantworten: Also ich habe ja seit Dezember 2021 die Leitung hier im Erika-Fuchs-Haus inne. Und wir wissen ja alle, dass 2021 noch die Corona-Pandemie vorgeherrscht hat. Ich war damals in der glücklichen Situation, mit der Frau Dr Henschel eine Übergabe machen zu können. Wir haben uns 2 Wochen lang sozusagen die Klinke in die Hand gegeben, konnten uns ein bisschen absprechen. Sie konnte mir auch ein bisschen von ihrer Arbeit, die sie bis dahin ja schon geleistet hatte, erzählen. Es ging auch darum, wo halt auch noch Sachen zu tun sind beziehungsweise wie die Abläufe bisher so waren. Das war für mich natürlich ein Geschenk, weil ich dann also nicht so komplett ins kalte Wasser geschmissen wurde, sondern so ein bisschen seichter ins Wasser geführt.
COMICOSKOP: Schön. So sollte es eigentlich immer bei Übergaben sein….
Joanna Straczowski : Seit dieser Übergabe sage ich jetzt mal hab ich erst mal natürlich eine ganze Weile gebraucht, mich ein bisschen zurechtzufinden, einmal, um das Haus selbst kennenzulernen, aber auch mein Team. Es ging auch darum, die Abläufe im Shop kennenzulernen. Und dann natürlich auch zu gucken, in welche Richtung soll es dann zukünftig mit den Sonderausstellungen gehen? Eine große Baustelle, die seitdem auch für mich eine ganz wichtige Baustelle ist, ist die Sammlung: Schon bei der Übergabe hatte ich erfahren, dass die Sammlung ja sehr, sehr umfänglich ist, die uns der Herr Severin, also der Donaldist hier vor Ort, überlassen hat - und dass das einfach wirklich ein Mega-Projekt ist, das angestoßen werden muss.
COMICOSKOP: Ja, das klingt nachvollziehbar... was verbirgt sich konkret hinter diesem Mega-Projekt Sammlung Severin, der sich ja als Amtsrichter eigens wegen seiner donaldistischen Leidenschaft hierher versetzen hat lassen, um in der Nähe des Erika Fuchs-Hauses zu sein….
Joanna Straczowski: Das hatte die Frau Dr. Hentschel auch schon angestoßen. Also es ist nicht so, dass es da keinen Fortschritt gegeben hätte, aber weil die Sammlung einfach so unendlich groß ist und so unendlich vielfältig, war das so eine der ersten großen Sachen, wo ich gesagt habe: Okay, ich möchte in meiner Amtszeit mit der Sammlung vorwärtskommen, und da hat sich auch schon ein bisschen was getan. So haben wir letzten Sommer den Sonderausstellungsraum, den ganz großen, eine Zeit lang mal gesperrt, haben dann auch Sammlungsbestände dort in den Raum geschafft aus dem Alten Rathaus. Um eben sichten zu können, was alles da ist, das ist ja immer noch so eine Blackbox teilweise, das war sehr spannend und das hat aber eben auch bedeutet, dass ich dann im letzten Jahr im Sommer das war Mai, Juni, Juli, den Sonderausstellungsraum geblockt hatte. Sonst haben wir alle 4 bis 6 Monate eine neue Sonderausstellung, gerade jetzt wieder im Jubiläums-Jahr... Das wir auch weiterhin eine meiner großen musealen Aufgaben bleiben, neben natürlich allem anderen, was sonst noch ansteht.
COMICOSKOP: Sie haben gerade das Stichwort gegeben: Das Erika Fuchs Haus wird in diesem Jahr, am 1. August 2025, 10 Jahre alt, ein Jahr jünger übrigens als das COMICOSKOP, wir hatten da im April resp. Dezember 2014 angefangen. Sie haben sicherlich schon einiges im Plan, ich habe zwar ein bisschen geschaut, aber noch nichts so richtig entdeckt fürs Jubiläumsjahr - was verstecken Sie noch?
Joanna Straczowski: Also, wir haben ja den Todestag von Erika Fuchs, der sich ja zum 20. Mal jährte, am 22. April 2025, dazu genutzt, um das Jubiläumsprogramm zum Zehnjährigen des Erika Fuchs-Hauses dann vorzustellen. Das heißt, wir haben wirklich geplant, zwischen 22. April und dann dem 119. Geburtstag von Erika Fuchs am 7. Dezember läuft unser Jubiläumsprogramm geben. So wird es vom Sommer, von Juli an eine Ausstellung Duckworks geben: Wir beginnen mit der Ausstellung des deutschen, früher in Frankfurt, seit etlichen Jahren in Barcelona lebenden Disney-Zeichners Ulrich Schröder. Die Vernissage findet am 11.Juli 2025 statt.
COMICOSKOP: …und was dürfen wir im Herbst 2025 erwarten…?
Joanna Straczowski: Im Oktober 2025 folgt noch mal eine Sonderausstellungseröffnung, passend an Halloween, mit dem Comic Duo War & Peas aus dem Saarland, die ja sehr erfolgreich auch gerade online ihre Comics präsentieren. Und da freue ich mich persönlich auch schon sehr drauf, weil wir an Halloween dann die Vernissage entsprechend mit Kostümen begehen werden. Das haben wir schon abgesprochen.
COMICOSKOP: Aber ein wichtiger Monat fürs Erika Fuchs Haus ist ja, wie wir wissen, der August, schon allein der Tatsache wegen, dass Sie am 1. August 2015 ihre Einweihung hatten….
Joanna Straczowski: Am eigentlichen Geburtstag, dem 1.August 2025, steigt unsere große Geburtsfeier: Wir enthüllen die neuen Disney-Skulpturen draußen am Vorplatz des Erika Fuchs-Hauses, es gibt einen Comic-Workshop der Zeichnerin Oliva Vieweg und der Comicforscher Prof. Dietrich Grünewald hält einen Vortrag. Zudem gibt es ein Glücksrad, Führungen und Live-Musik mit der Gruppe Sammy Rakete. Am 30. November hält Lothar Ohlendorf einen donaldistischen Vortragsabend über Christentum in Entenhausen. Am 7. Dezember 2025 haben wir zum Finale die Präsentation der neu gestalteten des Hommage an Erika Fuchs-Raums mit dem Leiter des Literatur-Ressorts der FAZ, Comickenners und bekennenden Donaldisten Andreas Platthaus.
COMICOSKOP: Super. Das klingt doch wie ein rundes, wohl abgewogenes Jubiläums-Programm…
Joanna Straczowski : Genau… ansonsten sind natürlich sehr viele Veranstaltungen rund um das eigentliche Jubiläum geplant, also der 1. August ist der Stichtag. Der August ist bei uns erfahrungsgemäß ein sehr guter Monat, was die Besucherzahlen angeht. Wir haben also antizyklisch zu anderen Museen eben ferienbedingt recht viele Besucher im Sommermonat August - und deswegen wird es dort noch mal ein besonderes Programm geben mit Schwerpunkt auch auf die Sprachkunst, die ich jetzt dieses Jahr besonders in den Fokus rücken möchte. So spricht Dr. Nina Eckhoff-Heindl, die ja auch ComFor-Mitglied ist, in ihrem Vortrag zum Thema: Ist das Kunst oder kann das weg? Über Kunst und Museen in den Donald Duck-Comics, Termin ist der 7.August 2025, um 18 Uhr. Und am 19. August 2025 folgt um 18.39 Uhr ein besonderer Sprachkunstabend mit Nora Gomringer… Sarah Weitnauer liest aus ihrem „Hirncomic“ am 22. August… (18 Uhr)…
COMICOSKOP: Das hört sich sehr gut an - aber weil sie gerade August sagen, Frau Dr. Straczowski, das gehört zwar eigentlich in einen anderen Bereich: Ich habe am 10. August in Altötting interessanterweise einen Vortrag im Rahmen einer Superheldenausstellung, die, die dort haben, fokussiert auf das Vorbilder-Thema zwischen Gut und Böse, schwarz und weiß, konkret zum Thema Frauenbilder. Da werde ich natürlich auch einen Blick weg von den Superhelden werfen, natürlich auf die Erika Fuchs und Entenhausen-Welt! Das passt natürlich auch deshalb sehr gut, weil sie ja selbst als Autorin ein starkes Frauenbild, ein Vorbild in der Branche darstellt.
Joanna Straczowski: Ah, schön.
COMICOSKOP: Da werde ich dann gucken, wie ich dann vielleicht auch die Verbindung noch ein bisschen herstellen kann, um von Altötting aus das Erika Fuchs Haus „ein paar Kilometer weiter“ dann Werbetrommel rühren können, schauen wir mal.
Joanna Straczowski: Ja toll, das finde ich auf jeden Fall spannend. Ich muss mir das dann auch gleich mal merken mit dem 10. August. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob wir an dem Tag nicht auch eine Veranstaltung haben, da muss ich dann noch mal in unseren Jubiläumskalender gucken, aber eventuell schaffe ich es ja auch nach Altötting.
COMICOSKOP: Oh, das wäre fein! Denn es gibt ja viel Verbindungen in unterschiedliche Richtungen. Z.B. gibt hier in Bayern unseren Ministerpräsidenten, der ganz stark sich immer mal wieder sehr wohlwollend äußert in Richtung Comics. COMICOSKOP-Chefredakteur Martin Frenzel hat jedenfalls Markus Söders Comic-Leidenschaft exklusiv fürs COMICOSKOP 2018 enthüllt, im Vorfeld des Comic Salons Erlangen 2018 ein Interview mit ihm geführt, als er gerade das Amt des Ministerpräsidenten frisch übernommen hatte Dabei stellte sich überraschend heraus, dass das Spiderman-Plakat nicht rein zufällig in dessen Nürnberger Wahlkreisbüro hängt, sondern dass dahinter eine große, immer noch tiefe Comic-Leidenschaft und -Kennerschaft steckt, dass sich Söder bestens auskennt, mit Comics im Allgemeinen, mit Vorliebe für den Williams Verlag / Klaus Recht, Marvel-Comic-Generation, Spiderman, Stan Lee/Jack Kirby, Steve Ditko, Johnny Romita & Co., aber auch als ein Teil der Generation ZACK…
Inzwischen wird das Thema eines Deutschen Comicmuseums Erlangen wieder stark forciert, die Idee dazu stammt von COMICOSKOP-Herausgeber Martin Frenzel, der ein solches bereits Ende der 1980er nach Angoulême-Vorbild forderte und dann diese Forderung im Lauf der Jahre wiederholte, lange allein auf weiter Flur. Söder hat im COMICOSKOP-Interview angekündigt und versprochen, dass sich das Land Bayern selber hier mit engagieren will. Dieses COMICOSKOP-Versprechen hat Söder auf dem Comic-Salon 2020 auf offener Bühne bekräftigt, sein Kunstminister Blume tat desgleichen jüngst erneut in einem COMICOSKOP-Exklusivinterview. Eile ist ja geboten, die Konkurrenz in anderen Städten schläft nicht… Sind sie da auch mal angesprochen worden fürs Erika Fuchs Haus oder ist das wirklich nur ganz Richtung Erlangen lokalisiert worden?
Joanna Straczowski: Also, ich bin mit meinen lieben Kolleginnen und Kollegen in Erlangen vom dortigen Förderverein Erlanger Comic-Museum e.V. natürlich immer wieder in Kontakt. Gerade gestern hatte ich auch noch mal mit Lisa Neun in einem ganz anderen Themenbereich telefoniert. Ich sag mal so, ich hab natürlich ein Interesse daran, dass es in Erlangen vorwärtsgeht. Mich würde das unglaublich freuen, wenn das klappt mit einem Deutschen Comic-Museum, weil ich das eben auch als Bereicherung sehe! Also man könnte sich mit dem Erika Fuchs Haus schön die Bälle zuspielen, also das wäre für mich keine Konkurrenz, sondern es wäre wirklich eine Bereicherung. Ich bin da aber nicht involviert in irgendeiner Form - ich beobachte das sehr interessiert von Weitem. Drücke wirklich Erlangen die Daumen, dass das klappt! Ich habe auch gehört, dass es da wohl schon zumindest Machbarkeitsstudien oder dergleichen gibt,… Das klingt für mich auf jeden Fall danach, dass es nicht ad acta gelegt ist, dass man immer noch an dem Thema dran ist. Wie das genau mit Erlangen jetzt weitergeht, kann ich nicht sagen, aber ich würde mich einfach unendlich freuen, wenn das gelingt, und ich werde das auf jeden Fall immer unterstützen, auch wenn nur mental aus der Ferne. Oder eben dadurch, dass man sich vielleicht mit Ausstellungs-Projekten wechselseitig unterstützt oder so...
COMICOSKOP: OK, klingt doch gut?! Unser COMICOSKOP-Herausgeber Martin Frenzel freut sich natürlich, wenn dieses Zukunftsprojekt vorangeht, ganz besonders, weil er als Initiator als Erster in Deutschland die Idee zu einem Deutschen Comic-Museum Erlangen hatte. Lange Zeit war er da Rufer in der Wüste in der Szene, ehe sich über 20 Jahre später der Förderverein endlich gründete… siehe auch sein Beitrag dazu im Comic-Jahrbuch 2000, vor 25 Jahren.. „Für ein Deutsches Comic-Museum Erlangen“… Und wer weiß, was daraus noch werden möge... Ein anderes Thema bei Bayerns Regierungschef Markus Söder ist auch die ebenfalls im COMICOSKOP-Interview 2018 zugesagte Comic-Förderung in Bayern. Nun haben sie im Hintergrund zwar die Erika Fuchs Stiftung, die - hatte ich gelesen - schon 2007 gegründet worden ist, also vorbereitend fürs Erika Fuchs Haus. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass Förderung welcher Art auch immer, natürlich auch bei Ihnen willkommen wäre: Haben sie in der Richtung irgendwas gehört? Gibt es da Ansätze?
Joanna Straczowski: Also, was bis jetzt ganz gut funktioniert hat, war einfach der kollegiale Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen von Comic in Bayern. Wir hatten ja auch letztes Jahr mal eine Veranstaltung mit Julian Reichelt, der die Talking Heads Serie dann ins Erika Fuchs Haus gebracht hat. Es war auch wirklich schön, also ich habe auch immer gesagt, das können wir sehr gerne, wenn es mal wieder gewünscht ist, das Erika Fuchs Haus mit ins Spiel bringen. Ansonsten hatte ich jetzt also was Fördermittel direkt angeht mit der Initiative keinen Berührungspunkt. Ich war aber bei zum Beispiel dem Symposium, das 2023 glaube ich stattgefunden hat, in München im Literaturhaus auch mit anwesend und habe mir auch sehr interessiert angehört, dass es ja eben durch diese Initiative einfach für Bayern und für die Comics in Bayern da doch irgendwie einen schönen Anschub gibt. Das freut mich natürlich. Wenn ich auch von meiner Studienbildung her vor allem aus der Anglistik und Amerikanistik komme. Ich habe mich früher eigentlich vor allem mit amerikanischen und englischsprachigen Comics befasst, auch in meiner Studienzeit habe ich mich viel mit Pop Art beschäftigt, wo Roy Lichtenstein und Andy Warhol die Comics ja irgendwie in „hohe Kunst“ gebracht haben. Mit der Stelle hier im Erika Fuchs Haus habe ich dann natürlich intensiv begonnen, mich jetzt auch mit den deutschen Comics mehr zu befassen und es entspricht ja auch eben zwei Jahre der Leitung hier auch ein Findungsprozess, weil ich wie gesagt von der Kultur und von der Literatur her einfach eher aus einem englischsprachigen Bereich kam. Und jetzt finde ich es natürlich schön zu sehen, dass nicht nur in Bayern, sondern explizit in Franken es eine ganz aktive kleine Comicszene gibt! Also es sind ja wirklich auch Leute hier in der Region als Comic-Künstlerinnen und Comic-Künstler aktiv - und da habe ich natürlich schon mein Näschen im Wind und versuche dann auch immer zu gucken, wer hier denn ums Erika Fuchs Haus aktiv ist.
COMICOSKOP: Mhm, klingt richtig gut, da sind wir aneinander vorbeigelaufen seinerzeit anscheinend bei dem Symposium, da war ich auch dort, daraus hab ich dann auch mehr gelernt über Comic in Bayern! Ich schaue gerade auf ein Plakat, das ich hier noch hängen habe: Establishing Shot 2 war jetzt gerade vor einem Jahr, am 20 Januar, in München in der Monacensia. Also die machen hier sehr viel, da tut sich auch sehr viel und da kann man auch gespannt sein, wie es weiterläuft. Und die Daumen drücken, für die Förderung Staatsminister Markus Blume untermauert ja in unserem COMICOSKOP-Exklusivinterview die bayerische Bereitschaft, die Comic-Kultur fördern zu wollen. Mal sehen, ob der Ankündigung auch Taten folgen.
Joanna Straczowski: Ich erinnere mich an Minister Blume bei dem Symposium, weil er ja in seiner Videoansprache dann auch Erika Fuchs ins Spiel gebracht hat, und ich hatte ihn dann ich glaube, das war auch im Sommer 23 in Bayreuth, kurz in einem anderen Kontext kennengelernt - und da hatte ich ihn da darauf angesprochen, dass ich das schön fand, dass er Erika Fuchs kennt und auch um sie weiß und ja genau, aber ansonsten hatte ich bisher auch keinen direkten Kontakt zu ihm.
COMICOSKOP: Genau, zurück zum Erika-Fuchs-Haus: Wenn ich noch erinnere, wird dann gleich an am Bahnhof das Erika Fuchs Haus ausgelobt, um Menschen, die vielleicht aus anderem Grund, wenn es noch andere Gründe gibt, nach Schwarzenbach kommen, da macht es ja sehr viel Sinn, die Leute dorthin zu lotsen und zu lenken... Sie hatten erwähnt im August Ulrich Schröder, das ist ja doch dann direkt wirklich eine Sonderausstellung mit direktem Bezug zu Entenhausen! Und das führt mich zum weiteren Punkt: Als wir in der COMICOSKOP-Redaktion übers Erika Fuchs Haus sprach, immer mal wieder begeistert, kam dennoch die Frage auf, warum das Erika Fuchs-Haus sich nicht stärker auf seine eigentliche Aufgabe: Erika Fuchs, ihre Sprach- und Übersetzerkunst, die Geschichte der deutschen Micky Maus, einer Gründung des dänischen Gutenberghus-Konzerns in Kopenhagen 1951, heute Egmont Media und auf die Disney-Zeichner und -Autoren konzentriert… anstatt Sonderausstellungen zu zeigen, die überhaupt nichts mit Disney oder Fuchs zu tun haben, sondern mit Comics allgemein. In unserer COMICOSKOP-Redaktion gibt es die Stimmen, die der Ansicht sind: Wenn das wirklich das Erika Fuchs Haus ist, sollte es sich - neben der Sprach- und Übersetzer-Kunst von Erika Fuchs - vornehmlich der wunderbaren Welt der Disney-Comics widmen… den Fokus darauf legen statt auf allgemeine Comic-Ausstellungen… gebe es doch genügend Themen rund um Entenhausen, Donald Duck, Micky Maus, vor allem aber die Disney-Zeichner wie Carl Barks, Al Taliaferro und Floyd Gottfredson, Don Rosa, Daan Jippes, Freddy Milton… bis hin zu den deutschen um Jan Gulbransson, Volker Reiche und eben Uli Schröder, das Leben Walt Disney und des wahren Micky Maus-Zeichners Up Iwerks… Stichwort: Schuster, bleib bei Deinen Leisten! So wie es zum Beispiel auch das e.o.plauen-Museum in Plauen hält… Warum gab es in der Vergangenheit überwiegend Ausstellungen zu Themen außerhalb des Disney-Kosmos wie z.B. die Wanderausstellung Deutsche Comics aus Erlangen, Katharina Greves "Hochhaus", die Känguru-Chroniken von Bernd Kissel und Marc-Uwe Kling, e.o.plauens/Erich Ohsers "Vater und Sohn" oder Jacques Tardi? Ich erinnere mich 2019 sehr gerne an die Ausstellung Alois Nebel von Jaromir 99, zuzeiten der ComFor-Tagung: Die Sonderausstellung hat mir sehr gut gefallen, hat sehr viele Einblicke geboten. Trotzdem - was motiviert das Erika Fuchs Haus und Sie als Leiterin, über den Tellerrand zu schauen, andere Themen anzusprechen und zu zeigen?
Joanna Straczowski: Nun, es ist ja bei Weitem nicht so, dass wir gar keine Bezüge zur Entenhausen hatten, also meine erste Sonderausstellungs-Eröffnung hier, da war 2022 eine Ausstellung mit dem Nachlass des Ehapa-Verlagschefs Adolf Kabatek, das war ja der Chef, Mentor und Förderer von Erika Fuchs, der ja jahrelang mit ihr zusammen im Ehapa Verlag gearbeitet hat. Und damals hatten wir ja auch viele Sachen aus seinem Nachlass gezeigt, die Bezug auf Entenhausen, aber auch auf Asterix und Obelix genommen haben. Dann hatten wir zum Jubiläum 100 Jahre Disney, eine kleine Schatzkammer-Show. Wo ich dann wirklich mal so ein paar Sachen aus dem Depot auch noch mal rausgeholt habe, die sich rund um Disney aufgedrängt haben. Da war natürlich Entenhausen auch klar vertreten, also es ist schon so, dass wir die Sonderausstellungen oder eben jetzt mit Ulrich Schröder auch in Richtung Entenhausen planen oder dass ich das plane, aber es ist mir halt wichtig, weil so eine tolle Gelegenheit entsteht, die Bandbreite der Comics zu zeichnen und auch über den deutschen Tellerrand hinaus zu zeigen, was eigentlich in der Comic Szene zum Beispiel auch im Ausland so gerade beliebt ist, dass man das halt dafür nutzt und ich denke, das ist ganz wichtig, weil wir sind halt nicht wie Belgien oder Frankreich, so ein genuines Comic-Land, wir müssen hier immer noch ein bisschen die Werbetrommel rühren, denke ich mir. Manchmal auch gerade vielleicht in ländlichen Regionen und dann ist es halt wichtig, dass wir mit den Sonderausstellungen auch immer gucken, wo sind potenziell neue Anknüpfungspunkte für Leute, die vielleicht mit Comics vorher noch gar nicht so Berührung hatten...
COMICOSKOP: Noch einmal nachgefragt: Verstehen Sie sich als ein Deutsches Comic-Museum oder nicht eher ein Disney-Museum zu Ehren von Erika Fuchs im Besonderen, ihrer Sprachkunst, und den Disney-Comics und ihrer Zeichner/Autoren im Allgemeinen?
Joanna Straczowski: Natürlich sind wir als Erika Fuchs Haus in Schwarzenbach das real existierende Entenhausen. Und unsere Dauerausstellung hat sich seit der Eröffnung ja auch nicht groß verändert, sie zeigt nach wie vor alles rund um Erika Fuchs und Donald, aber das ist eben auch der Punkt, warum ich es für so unendlich wichtig halte, die Sonderausstellung als eine Chance zu sehen: Auch andere Menschen, die jetzt vielleicht sagen, das mit dem Donald ist vielleicht gar nicht mal so für mich, aber eben eine Ausstellung besuchen zum Beispiel zum Thema „Den Holocaust erinnern“, da hatten wir letztes Jahr die Ausstellung mit Barbara Yelin hier vor Ort, die war sehr gut besucht, die sich dann auch schwierigen Themen widmet. Ich meine mich erinnern zu können, meine Kollegin vor mir hat mit einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg hier angefangen. Das heißt, die Thematiken haben sich von vornherein bei den Sonderausstellungen immer sehr breit aufgestellt und ich werde das auch weiterhin verteidigen.
COMICOSKOP: Bekommen Sie denn Feedback Ihrer Besucherinnen und Besucher, was sagen die…?
Joanna Straczowski: Auch in den Gesprächen mit unseren Besucherinnen und Besuchern erfahre ich dann doch immer wieder, dass manche Leute sagen Mensch, ich wusste gar nicht, dass Comics auch Thema XY behandeln, oder mir war gar nicht klar, dass Wissenschaft im Comic so ein großer Boom gerade ist. Oder dass man einfach mal eine Ausstellung gestaltet mit Büchern nur eines Künstlers, der auch aus der Region ist - Markus Ferber fällt mir da gerade ein, der dann vielleicht auch wieder ein etwas schwierigeres Thema ansprechen kann da ging es ja um den Suizid seines Vaters, aber die dann eben auch zeigen, was Comics können oder beziehungsweise wie breit Comics aufgestellt sind.
COMICOSKOP: ...in den vergangenen Jahrzehnten - und darauf dem Blick zu werfen, ist sicher sinnvoll und hilfreich. Das passierte ja jetzt wieder im Juno, beim Münchner Comic-Festival. Von Erlangen hatten wir vorhin gesprochen, der nächste Comic-Salon naht ja schon wieder im Frühsommer 2026…. Vielen Dank für das COMICOSKOP-Gespräch! Gibt es noch etwas, was sie zum Abschluss an unsere COMICOSKOP-Leserinnen und -Leser geben weitergeben wollen?
Joanna Straczowski: Also ich möchte natürlich nochmals aus Jubiläumsprogramm des Erika Fuchs-Hauses im August und bis Dezember hinweisen, das ab sofort auf unserer Website online ist, in unseren sozialen Medien, aber dann auch vor Ort, in Gestalt eines Flyers zur Verfügung steht. Vor allem aber, dass wir natürlich am 1. August 2025 - unserem zehnten Geburtstag - eine große Party feiern. Da lade ich jetzt schon alle dazu ein. Wir haben einen Vortrag des bundesweit renommierten Comicforschers Dietrich Grünewald geplant, eine Band spielt abends Livemusik, die Comic-Künstlerin Olivia Vieweg veranstaltet einen Comic-Workshop am gleichen Tag... Also es wird auf jeden Fall am Freitag, den 1. August 2025, einiges geboten - und dann ist es in Bayern ja auch noch der Ferienbeginn. Wer am 1. August 2025 nicht in Schwarzenbach an der Saale in Entenhausen ist, hat was falsch gemacht. Eine Sache, die mich auch sehr freut: Dass wir aus Anlass des Geburtstags von Erika Fuchs in diesem Jahr, der zwar kein runder Geburtstag ist, den Hommage an Erika Fuchs-Raum in unserer Dauerausstellung neugestalten. Da haben wir ja schon seit zehn Jahren Originalzeichnungen von Ulli Lust, Ralf König, Flix, Reinhard Kleist, Sarah Burrini, Nicolas Mahler, Aisha Franz und Martina Peters ausgestellt, als Hommage an Erika Fuchs - und das soll im Herbst Winter diesen Jahres dann noch mal mit neuen Beiträgen bestückt werden. Und am 7. Dezember 2025 soll dann die Neupräsentation sein, passend zum Geburtstag. Das ist ein Sonntag, dann möchten wir abends zusammen mit Andreas Platthaus und den Künstlerinnen und Künstlern, die neue Beiträge beisteuern, dann noch mal ordentlich Erika Fuchs gedenken.
COMICOSKOP: Das heißt, dann wird vielleicht auch die FAZ darüber berichten, wenn Andreas Platthaus da ist und das Erika Fuchs Haus auch mal wieder in den gedruckten Medien sein... – Nun herzlichen Dank für heute, wir von der COMICOSKOP-Redaktion haben richtig Lust bekommen, wieder mal einen Ausflug zu Ihnen nach Schwarzenbach an der Saale zu wagen! Klingt sehr gut. Nochmals herzlichen Dank, Frau Dr. Straczowski, für dieses interessante COMICOSKOP-Interview. Schauen wir mal, dann sehen wir schon gute Zeit für Sie, bis bald wieder, Servus!
HPR
COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter, Autor dieses COMICOSKOP-Gesprächs zum 10jährigen des Erika Fuchs-Hauses, nennt in unserer Redaktion das Spezialgebiet "Deutsche Comic-Kultur" sein eigen. Der Münchner, Jahrgang 1953, der nur zwei Jahre nach der westdeutschen Micky Maus-Premiere zur Welt kam, lebt nach vielen Berufs- und Lebensjahren in Köln, seit kurzem wieder in der Heimat, ganz nahe bei München... "HPR" schreibt auch und gerne über den deutschen Comic-Markt, die Verlage und über deutsche Comic-Geschichte (Rubrik: Comics made in Germany). Zudem gilt er als hurtigster Rezensent der COMICOSKOP-Redaktion, schreibt Besprechungen wie aus der Pistole geschossen - ähnlich flink wie "Lucky Luke"... Immer noch lesenswert: Sein COMICOSKOP-Interview mit dem deutschen Disney-Zeichner Jan Gulbransson...