Der 68er und bekennende Anarcho-Syndikalist („Keine Macht für niemand“) Jacques Tardi gilt als der große alte Meister des politisch-historischen Erwachsenencomics: Mit seinen Anti-Kriegs-Comics über das Grauen des Ersten Weltkriegs (1914-1918), den Schützengrabenkrieg, den Schrecken des Kriegs – reiht sich ein in die große Tradition der Künstler gegen den Krieg von Jacques Callot bis in die Gegenwart.
Mit Comics wie der frühen Kurzgeschichte „La Fleur au Fusil“ (Blume im Gewehr), dem opus Magnum „C'était la Guerre de Tranchées“ (Der Grabenkrieg) und „Putain la Guerre“ dt. Elender Krieg) hat Tardi Comic-Geschichte weit über die grenzen seiner Heimat Frankreich geschrieben. Er gehört heute – anders als in den 1980er Jahren kein Geheimtipp mehr, sondern gilt als europäischer Comic-Künstler
von Rang. Mit „Adele Blanc-Sec“ schuf er eine der wenigen und ersten Comic-Detektivinnen der Geschichte der Gattung:
2016 feiert diese gelungene Fin de Siecle-Serie ihr 40jähriges Jubiläum. Seit einigen Jahren erzählt Tardi nun die Geschichte seines Vaters als Kriegsgefangener in den Stalags der Deutschen: „Moi, René Tardi“ (Ich, René Tardi). Er erweist sich damit als der überragende Chronist des Zeitalters der
Extreme, aber auch des Surrealen (siehe "Ici Même", der Comicroman, der mit Texter Jean-Claude Forest entstand). Jetzt wird der wird dieser Mann mit Geschichtsbewusstsein und Eigensinn 70 Jahre alt. Schon heute hat er ein imposantes Oeuvre vorzuweisen.
Eine Würdigung zum 70. Geburtstag von COMICOSKOP-Chefredakteur Martin Frenzel.
New York – Wenn das Jack „the King“ Kirby und Texter Joe Simon wüssten: Seit dem 10. August 2016 hat ihre Superhelden-Kreation des Captain America im New Yorker Stadtteil eine eigene, freilich bewegliche Statue. Das stattliche vier Meter hohe, 900 Kilogramm schwere Bronze-Denkmal im dortigen Prospect Park versteht sich als Hommage an den wohl ersten patriotischen Superhelden der Geschichte: Das alles pünktlich zum Geburtstag des Comic-Klassikers, feiert Captain America doch 2016 sein 75jähriges Jubiläum – im März 1941 erschien im Marvel-Vorgängerverlag Timely das erste Heft aus der Feder der Altmeister Jack Kirby und Joe Simon. Legendär ist bis heute das Cover: Captain America, der von da an gegen die Nazis und den Diktator Hitler und für Freiheit und Demokratie kämpfte, verpasste gleich auf dem Premierenfoto Hitler einen Kinnhaken.
Vor den Augen unzähliger Fans erfolgte die Einweihung, nachdem man die Statue bereits auf der Comic-Messe "ComicCon" in San Diego der Weltöffentlichkeit vorgestellt hatte. Freilich soll die Comic-Ikone in Bronze dann erstmal auf Wanderschaft gehen: Demnach wird das Denkmal der Kirby/Simon-Erfindung an verschiedenen Standorten in Brooklin zu sehen sein, ehe über den endgültigen Standort der Statue entschieden wird. Die erste Comic-Ausgabe – Titel Captain America Comics - mit dem in den blau-weiß-roten US-Nationalfarben gekleideten Captain America erschien im März 1941, vor genau 75 Jahren. Ähnlich wie bei Superman und Batman setzten Zeichner Jack Kirby und sein Texter Joe Simon ebenfalls aufs genreübliche Alter Ego-Prinzip: Es ist der unscheinbare, eigentlich kriegsuntaugliche und deswegen ausgemusterte Antiheld Steve Rogers, der sich freiwillig zu einem Experiment der besonderen Art meldet: Er lässt sich ein Supersoldatenserum injizieren… Rogers verwandelt sich darob in den unschlagbaren Captain America . Das Ziel, auf diese Weise eine ganze Captain America-Armee herbeizuzüchten, scheitert indes an der Tatsache, dass der Wissenschaftler und Schöpfer des Infinity-Formula-Serums von Nazi-Häschern ermordet wird. Dieser Mordanschlag sorgt denn auch dafür, dass Captain Amerika ein Unikum allein auf weiter Flur bleibt – und fortan allein gegen die Nazis kämpfen muss.
Neuerdings - nahezu acht Jahrzehnte nach seinem Entstehen mitten im Zweiten Weltkrieg - zieht Captain America gegen einen Schurken von ganz anderem Kaliber zu Felde: Es ist dies eine Bösewicht, der wohl nicht zufällig dem rechtspopulistischen Demagogen und US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Donald Trump wie die Faust aufs Auge ähnelt... Auf Deutsch erscheint die Ikone Captain America bei Panini Comics.