E-Fachmagazin für Comic-Kultur & Bildgeschichte - unabhängig, innovativ und weltoffen

Comicoskop Nr. 9 / August - Oktober  2016 / 3. Jahrgang / Gegründet im April 2014

Herausgegeben und gegründet von Martin Frenzel                      Online seit Dezember 2014

Kontakt: redaktion@comicoskop.com

Herausgeber und Chefredakteur: martin.frenzel@comicoskop.com

Comicoskop ist jetzt auf Facebook:

Jacques Tardi: Comic-Chronist des Zeitalters der Extreme und des Surrealen

Der Altmeister der politisch-historischen Erwachsenencomics wird 70 Jahre alt / „Erich Maria Remarque“ des grafischen Erzählens: Comics gegen den Krieg / Lebensthema 1. Weltkrieg / Seine Detektivheldin Adele Blanc-Sec feiert 2016 40jähriges: Ein Fin de Siecle-Melodram der besonderen Art / Nach dem Großvater folgt der Vater: „Ich, René Tardi“ – Kriegsgefangenen-Saga in den Stalags der Deutschen / Krimi-Adaptionen nach Leo Malet / Brillants Panoptikum über die Pariser Kommune 1870/71: „Le Cri du Peuple“ (dt. Die Macht des Volkes)

Von COMICOSKOP-Chefredakteur und -Herausgeber  Martin Frenzel

Spätes Meisterwerk: "Ich, René Tardi - Kriegsgefangener des Stalag IIB" (c) Casterman / Ed. Moderne/ Jacques Tardi / Jacques Tardi (Foto Bildmitte) wird am 30. August 2016 70 Jahre alt / Foto: (c) Salon du Livre Paris Pressebild

Der 68er und bekennende Anarcho-Syndikalist („Keine Macht für niemand“) Jacques Tardi gilt als der große alte Meister des politisch-historischen Erwachsenencomics: Mit  seinen Anti-Kriegs-Comics über das Grauen des Ersten Weltkriegs (1914-1918), den Schützengrabenkrieg, den Schrecken des Kriegs – reiht sich ein in die große Tradition der Künstler gegen den Krieg von Jacques Callot bis in die Gegenwart.

Mit Comics wie der frühen Kurzgeschichte „La Fleur au Fusil“ (Blume im Gewehr), dem opus Magnum „C'était la Guerre de Tranchées“ (Der Grabenkrieg) und „Putain la  Guerre“ dt. Elender Krieg) hat Tardi Comic-Geschichte weit über die grenzen seiner Heimat Frankreich geschrieben. Er gehört heute – anders als in den 1980er Jahren kein Geheimtipp mehr, sondern gilt als europäischer Comic-Künstler

von Rang. Mit „Adele Blanc-Sec“ schuf er eine der wenigen und ersten Comic-Detektivinnen der Geschichte der Gattung:

2016 feiert diese gelungene Fin de Siecle-Serie ihr 40jähriges Jubiläum. Seit einigen Jahren erzählt Tardi nun die Geschichte seines Vaters als Kriegsgefangener in den Stalags der Deutschen: „Moi, René Tardi“ (Ich, René Tardi). Er erweist sich damit als der überragende Chronist des Zeitalters der

Extreme, aber auch des Surrealen (siehe "Ici Même", der Comicroman, der mit Texter Jean-Claude Forest entstand).  Jetzt wird der wird dieser Mann mit Geschichtsbewusstsein und Eigensinn 70 Jahre alt. Schon heute hat er ein imposantes Oeuvre vorzuweisen.

Eine Würdigung zum 70. Geburtstag von COMICOSKOP-Chefredakteur Martin Frenzel.

(c) Casterman & Jacques Tardi / dt. Ausgabe: (c) Edition Moderne Zürich

Ligne Claire-Comic-Detektiv der Extraklasse: "Blake & Mortimer" und  "Das Gelbe M" feiern 70. Geburtstag

Edgar Pierre Jacobs schuf  Detektiv-Comic-Klassiker von Rang und eine "Comic-Oper aus Papier" / Herausragender Assistent Hergés bei "Tim und Struppi" / Blake & Mortimer-Serie wird durch namhafte Autoren auch nach seinem Tod fortgesetzt

Feiert 70. Geburtstag: Eine der besten europäischen Detektivcomics, die Edgar Pierre Jacobs-Serie "Blake & Mortimer" / (c) Carlsen Comics / Editions Blake & Mortimer / Edgar Pierre Jacobs

Paris Match: Sonderausgabe zum 70. der Comic-Magazin-Legende "Tintin" (1946 - 2016)

Hommage auf 112 Seiten aufs Magazin der mannigfaltigen Abenteuer: Von "Tim und Struppi" bis "Thorgal", von Dan Cooper bis Rick Master / Von Blake & Mortimer über Cubitus bis Comanche /  Belgien und Frankreich feiern 70. Jubiläum der Zeitschrift und des Traditions-Comicverlags Lombard / 1946 von Raymond Leblanc aus der Taufe gehoben / Zugpferd war Hergés "Tim und Struppi" (Tintin) / Vorbild fürs deutsche "Zack" der 1970er und 1980er Jahre / 1988 war nach 42 Jahren Schluss

(c) Paris Match / Moulinsart  & Hergé

Festivalplakat zum Brüsseler Jubiläums-Comicfest  (c) Veranstalter / Mitte: Neues Buch über 70 Jahre Comic-Magazin TINTIN (c) Lombard & Moulinsart / Rechts: Fachmagazin "dBD": Themenausgabe 70 Jahre Journal TINTIN

Wonder Woman-Schau steht ante portas: Das Wunder wird 2017 in Köln wahr

Cöln Comic Haus kündigt Ausstellung über die bekannteste und älteste US-Comic-Superheldin an / 2016 feiert die Serie ihre 75jähriges Jubiläum:   Schöpfer waren William Moulton Marston und seine Frau, Elizabeth (Sadie) Holloway Marston /  Erster Auftritt 1941 in All Star Comics Nr. 8.

Stern-Humor vom Feinsten: Frankfurter Museum für Komische Kunst zeigt "Stern"-Cartoons von Loriot bis Tetsche

Rundum-Ausstellung im Frankfurter Caricatura-Museum und Neues aus Kalau: Vom 10. November 2016 bis 12. März 2017 / Schau würdigt Klassiker wie Loriot und Peter Neugebauer, aber auch die drei großen Komischen Stern-Künstler der Gegenwart: Gerhard Haderer, Till Mette und Tetsche / "Ein Quantum Trost"

Festival der Komik 2016: Zum achten Mal auf dem Frankfurter Weckmarkt

Vom 26. bis 28. August 2016 im Fahrwasser des Frankfurter Museumsuferfests: Treffpunkt von Künstlern der Komischen Kunst / Das Humor-Ereignis des Jahres / U.a. mit Oliver Maria Schmitt, Pit Knorr, Bernd Eilert und Hans Zippert / Drei TITANIC-Chefredakteure mit dabei / Hauck & Bauer sowie als Special Guest: Gymmick

Mekka der Komischen Kunst in Deutschland: Das Frankfurter CARICATURA-Museum / Foto: Martin Frenzel (Comicoskop)

Cöln Comic Haus  holt Holocaust im Comic-Schau - von Berni Krigstein über Edmond Calvo bis Art Spiegelman

Wanderausstellung macht in Köln Station / Vom 5. November bis 18. Dezember 2016 / Rahmenprogramm mit Vorträgen u.a.

Die vergessene Glamour Art des Matt Baker: Nur ein schönes Girl ist ein Good Girl!

Die Lust an klassischem Pin Up des US-Golden Age hält an

Ein Schmunzelgeschmöker unseres COMICOSKOP-Redakteurs und                  -US-Comic-Voyeurs Tillmann Courth - Schmachtgeschichten zum Dahinschmelzen (aber bitte mit Stil) waren ab 1947 ein großer Hit beim Lesepublikum. Matt Baker (1921 - 1959) gilt als heute weitgehend vergessener erster erfolgreicher Afroamerikaner der US-Comicindustrie. Jetzt wird seine Glamour Art der besonderen Art wiederentdeckt! Lesen Sie weiter unter der COMICOSKOP-US Comic History!

Víctor Mora – Spaniens Comic-Startexter stirbt unter den Platanen von Barcelona

Gute Comic-Szenarios am laufenden Band / Vater der Ritter-Abenteuerserie „Capitán Trueno“ und der SF-Serie „Dani Futuro“  / Roman „Die Platanen von Barcelona“ als Abrechnung mit dem Franco-Regime / Szenarios für Carlos Giménez, Victor de la Fuente, Alfonso Font, Luis Garcia u.v.a.

Victor Mora (Bildmitte): Altmeister des spanischen, aber auch frankobelgischen Comics / (c) Foto: Alberto Estévez EFE / Dani Futuro gilt als einer der besten europäischen SF-Comics / (c)

Er galt als einer wohl bedeutendste Comic-Texter Spaniens im 20. Jahrhundert, als Altmeister der Abenteuer-, Geschichts- und SF-Comics, und als einer, der maßgeblich dazu beitrug, die Kunde vom Comic-Eldorado Spanien weit über die Grenzen der Iberischen Halbinsel in alle Welt zu tragen: Jetzt ist der große alte Mann des spanischen (und katalanischen) Comics, Víctor Mora Pujadas, international bekannt und geschätzt als Victor Mora, im Alter von 85 Jahren am 17. August 2016 in „seinem“ Barcelona gestorben. Er schuf eine Unzahl von Comic-Serien – darunter seine beiden Hauptwerke „El Capitán Trueno“ und „Dani Futuro“, aber auch Les Chroniques de l’Innommé (mit Zeichner luis Garcia). Er war das, was Jean-Michel Charlier und Greg in ihren besten Zeiten für  Frankreich/Belgien waren: Spaniens Comic-Texter par excellence. Wie kaum ein Anderer war Mora die Schlüsselfigur des Golden Age der spanischen Comic-Kultur. Lesen Sie den COMICOSKOP-Nachruf HIER:

Ritter Runkel reitet nicht mehr: Papa der Abrafaxe Lothar Dräger ist tot

Im Alter von 89 Jahren / Motor, Ideen-Mann und Geschichtenerfinder der DDR-Comic-Magazins „Mosaik“ / Heimlicher Co-Autor der Digedags von Hannes Hegen / Vater des Ritters Runkel / Künstlerischer Leiter des Mosaiks 1976-1990 / Dank Lothar Dräger: Im Osten comicmäßig viel Neues

Lothar Dräger (Bildmitte): Geistiger Vater der "Abrafaxe" (rechts) und Co-Autor der Di gedags (links) / (c) Mosaik Steinchen für Steinchen / Junge Welt / Lothar Dräger

Nach Hannes Hegen ist nun auch der zweite große Mann der DDR-Comics und Motor des ostdeutschen Comicmagazins „Mosaik“ Lothar Dräger verstorben. Dräger, der als Vater der bis heute erscheinenden  DDR-Comic-Serie „Abrafaxe“ und Erfinder der Figur des Ritters Runkel von Rübenstein galt, verstarb bereits am 9.Juli, wie erst jetzt , am 18. August, bekannt wurde.   Mit dem Blondschopf  Abrax, der Rotrübe Brabax und der schwarzhaarigen Fusselbirne Califax prägte Dräger ganze Generationen in der DDR  - und begeisterte nach der Wende 1989/90 auch gesamtdeutsch.   Lesen Sie den COMICOSKOP-Nachruf HIER!

(c) Mosaik Steinchen für Steinchen / Lothar Dräger & Lona Rietschel

Ein "Bouncer" macht noch keinen "Blueberry": Keine Minute langweilig, grafisch brillant, aber handlungstechnisch unglaubwürdig

Francois Boucq und sein Texter Alejandro Jodorowsky ("John Difool") können einem "Blueberry"-Duo Giraud/Charlier oder der "Comanche"-Crew Hermann/Greg nicht das Wasser reichen. Meint jedenfalls unser COMICOSKOP-Redakteur und Westerncomic-Snob Tillmann Courth. Lesen Sie seinen  liebevollen Verriss HIER!  (COMICOSKOP-Rubrik Comic-Snob & Frankobelgische B.D.)

Westernserie BOUNCER – © Ehapa/Egmont

Tim und Struppi im Museum: Pariser Grand Palais präsentiert Hergé-Retrospektive

Hommage an den Ahnvater des europäischen Comics und Schöpfer der Ligne Claire / Umfassende Werkschau vom 28. September 2016 bis 15.Januar 2017 / Veranstalter:  Réunion des Musées Nationaux -–Grand Palais in Kooperation mit dem Hergé-Museum

Affiche Rmn-Grand Palais / Photo Paul Nemerlin, Hergé © Adagp, Paris, 2016 © Hergé-Moulinsart

Captain America erstarrt mit 75 zur Bronze-Statue

Vier Meter hohes Denkmal im New Yorker Stadtteil Brooklyn eingeweiht / Hommage an Jack Kirbys und Joe Simons Comic-Superhelden-Klassiker von 1941

Legendärer Faustschlag gegen den Nazi-Führer und Diktator Hitler: Die Captain America-Premieren-Ausgabe vom März 1941  / (c) Marvel Comics & Jack Kirby/Joe Simon and its prospective owners

Von COMICOSKOP-Chefredakteur Martin Frenzel

New York – Wenn das Jack „the King“ Kirby und Texter Joe Simon wüssten: Seit dem 10. August 2016 hat ihre Superhelden-Kreation des Captain America im New Yorker Stadtteil eine eigene, freilich bewegliche Statue. Das stattliche vier Meter hohe, 900 Kilogramm schwere Bronze-Denkmal im dortigen Prospect Park versteht sich als Hommage an den wohl ersten patriotischen Superhelden der Geschichte: Das alles pünktlich zum Geburtstag des Comic-Klassikers, feiert Captain America doch 2016 sein 75jähriges Jubiläum – im März 1941 erschien im Marvel-Vorgängerverlag Timely das erste Heft aus der Feder der Altmeister Jack Kirby und Joe Simon. Legendär ist bis heute das Cover: Captain America, der von da an gegen die Nazis und den Diktator Hitler und für Freiheit und Demokratie kämpfte, verpasste gleich auf dem Premierenfoto Hitler einen Kinnhaken.

In New York seit dem 10.August 2016 zu Bronze erstarrt: Der US-Superhelden-Klassiker Captain America... / Foto: (c) Mavel Entertainment / Marvel Comics Inc.

Vor den Augen unzähliger Fans erfolgte die Einweihung, nachdem man die Statue bereits auf der Comic-Messe "ComicCon" in San Diego der Weltöffentlichkeit vorgestellt hatte. Freilich soll die Comic-Ikone in Bronze dann erstmal auf Wanderschaft gehen: Demnach wird das Denkmal der Kirby/Simon-Erfindung an verschiedenen Standorten in Brooklin zu sehen sein, ehe über den endgültigen Standort der Statue entschieden wird.  Die erste Comic-Ausgabe – Titel Captain America Comics - mit dem in den blau-weiß-roten US-Nationalfarben gekleideten Captain America erschien im März 1941, vor genau 75 Jahren.  Ähnlich wie bei Superman und Batman setzten Zeichner Jack Kirby und sein Texter Joe Simon ebenfalls aufs genreübliche Alter Ego-Prinzip: Es ist der unscheinbare, eigentlich kriegsuntaugliche und deswegen ausgemusterte Antiheld Steve Rogers, der sich freiwillig zu einem Experiment der besonderen Art meldet: Er lässt sich ein Supersoldatenserum injizieren… Rogers verwandelt sich darob in den unschlagbaren Captain America . Das Ziel, auf diese Weise eine ganze Captain America-Armee  herbeizuzüchten, scheitert indes an der Tatsache, dass der Wissenschaftler und Schöpfer des Infinity-Formula-Serums  von Nazi-Häschern  ermordet wird. Dieser Mordanschlag sorgt denn auch dafür, dass Captain Amerika ein Unikum allein auf weiter Flur bleibt – und fortan allein gegen die Nazis kämpfen muss. 

Neuerdings - nahezu acht Jahrzehnte nach seinem Entstehen mitten im Zweiten Weltkrieg - zieht Captain America gegen einen Schurken von ganz anderem Kaliber zu Felde: Es ist dies eine Bösewicht, der wohl nicht zufällig dem rechtspopulistischen Demagogen  und US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Donald Trump wie die Faust aufs Auge ähnelt... Auf Deutsch erscheint die Ikone Captain America bei Panini Comics.

Loading

Kontakt:

Comicoskop-Redaktion

c/o z.Hd. Martin Frenzel

Heidenreich- str.39

64287 Darmstadt

Mail: redaktion

@comicoskop.com oder martin.

frenzel@

comicoskop.com