Comicoskop-Rezensionen: Comics

Ein Kunsterlebnis in mehrfacher Hinsicht Milo Manara meets Caravaggio

Der italienische Meister des Erotikcomic-Genres, das Malergenie und die Farbe Rot... / Weiterer Prachtband in der Panini-Werkausgabe

Eine Besprechung von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

 „Mit Pinsel und Schwert“ nimmt den Leser in die Start-Phase von Michelangelo Merisi, genannt   Caravaggio (nach seinem Herkunftsort), in Rom mit (ja, noch ein „Michelangelo“ …), von 1596 bis 1602, dem Kern seines Schaffens und Lebens, das insgesamt gerade mal 39 Jahre umspannte: Zu jähzornig war er, dieser geniale Maler, sich ein längeres Dasein zu gönnen. Darauf rekurriert sein „Nachfahre“, der große Comic-Künstler Milo Manara, der sein Tun

(c) Milo Manara und Panini Verlag, Stuttgart


im Grunde ganz dem weiblichen Körper und seiner gekonnten Darstellung gewidmet hat.

Das gilt für die „fumetti“, für die Illustrationen – für alles, wie seine Website deutlich zeigt (www.milomanara.it).

Auch in „Caravaggio“ steht der Künstler eigentlich hintenan, geht es doch vor allem um – die Modelle, denen Manara auch auf der Website einen eigenen Bereich widmet („Le Modelle“ in der „Gallerie“): Da ist eine Menge geboten, in der „Manara Werkausgabe“, bis dato mit 15 Bänden. Dieser hier mit einem Vorwort eines wahrhaft renommierten Experten, der so „die neunte Kunst“ auch hier veredelt: Claudio Strinati wird ausgewiesen als „Kunsthistoriker und langjähriger Direktor des Verbandes Museen der Stadt Rom“.

Der Charakter werde „der echten historischen Person gerecht, bekommt in dieser Graphic Novel jedoch eine tiefere Bedeutung verliehen, die weit über geschichtliche Wahrscheinlichkeiten hinausgeht und ins Labyrinth einer Idee von Wahrheit führt, die in vieler Hinsicht genau jene darstellt, die C. selbst tatsächlich vertrat .. Wie Andy Warhol in seiner New Yorker Factory bewegte sich C. in einem kleinen Kreis von Auserwählten, der jedoch sein ganzes Leben und seine ganze Kreativität repräsentiert …“. Werke von ihm gibt Manara, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag begeht, in diversen Panels übrigens exzellent wieder – und stellt sie zugleich in einen Zusammenhang von künstlerischem Tun und persönlichem Erleben, wenn er ihn – gedanklich wie im Dialog – z.B. diskutieren lässt, inwiefern ein Künstler eine Hinrichtung wirklich mit erleben sollte, um sie wahrhaftig wiedergeben zu können … Geschickt setzt er Farben gezielt ein, etwa die Farbe Rot, relevant einerseits im Prostituierten-Milieu (Kleidung, Haare …) wie auch in jenem der Kleriker, mit vielerlei „connections“.

Ein Kunst-Erlebnis in mehrfacher Hinsicht also! - Ausgewiesen als „Band 1 von 2“ – Fortsetzung also erwartbar … Und es gibt eine limitierte Sammler-Edition de Luxe, im Überformat, mit Extra-Seiten und einem signierten Druck …

(c) Milo Manara & Panini Comics

Caravaggio. Milo Manara, Panini Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-95798-386-2, 2015

50 Jahre Donald Duck Sonderheft: Erfolgsstory seit 1965

Jubiläums-Sonderheft mit Barks, van Horn, Stroebl und einem Spezial über die legendäre deutsche Übersetzerin Erika Fuchs

Von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

„50 Seiten extra“ sind geboten, zum 50-jährigen Jubiläum von „Donald Duck Sonderheft“, somit 116 komplett: sechs von 10 Geschichten als „Deutsche Erstveröffentlichung“, die anderen aus diversen anderen Reihen, in einem Rundumschlag aus der Zeit zwischen immerhin 1985 und 2012. Viele Autoren und Zeichner kommen


(c) Egmont Ehapa Media / Disney



zu Wort – und zu Bild, alle Panels in einem lockeren Text-Layout in den Sprechblasen.

Dazu das Leserforum, „Entenhausener Geschichte(n)“ (Wachablösung: Daniel Branca) und „Geheimwissen der Donaldisten“ (Das Entenhausener Münster). Wer Lust auf mehr bekommt, orientiert sich (auf Seite 33) über die Jubiläumsalben „Das Beste aus 50 Jahren“, jeweils in limitierter Kassette mit Zertifikat und „einem Faksimile-Druck der ersten Donald Duck-Sonderheft-Ausgabe aus dem Jahr 1965“: Ein Schmankerl für Sammler also, das allerdings seinen Preis hat – mehr siehe auf www.ehapa-shop.de/ddsh50. Denn – so die Presse-Info - „seit 50 Jahren steht das Donald Duck Sonderheft für Comic-Unterhaltung vom Feinsten mit der berühmtesten Ente der Welt … In mehr als 335 Heften ist der Schnabelträger im markanten Matrosenanzug in zahllosen Abenteuern aller Art unterwegs.“

(c) Egmont Ehapa Media / Disney

Eindringlich, detailreich und historisch fundiert: Jason Lutes' Comic-Trilogie "BERLIN"

Künstlerisch wie inhaltlich wertvoll: Die US-Saga über die Endphase der Weimarer Republik / Sehr pointierend der Federstrich des Autors, exzellent sein Spiel mit Panel-Formaten

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter REITER

Geschichte und Graphic Novel sind stark miteinander verwoben, schon seit den ersten Auftritten dieses Comic-Genres in den USA der 1970-er Jahre: Die berühmte Holocaust-„Metapher“ (oder gar „Parodie“?!) „Maus“ von Art Spiegelman („im Stil der Underground-Comics“) z.B. erschien bereits ab Anfang der 1980-er Jahre im Magazin RAW, „Here“ von Richard McGuire (gerade neu auf Deutsch erschienen, von mir hier auch rez.) 1989 ebendort. Und seit 2004 erscheint auch Jason Lutes' vielbeachtete Saga „Berlin“ bei Carlsen, das das

 

Cover: (c) Carlsen Verlag, Hamburg

 

Aufziehen des Nationalsozialismus am Erleben agierender Personen darstellt, mitten in Berlin.

Dies ist der zweite Band der 1998 begonnenen Trilogie (Juni 1929-August 1930, nach „Berlin – steinerne Stadt“, September 1928-1.Mai 1929) des 1967 geborenen US-Amerikaners, zu dem der dritte auf Deutsch voraussichtlich Mitte 2016 erscheinen wird (bis zur Machtübertragung an Hitler und die Nazis 1933): Die Hauptfiguren Marthe Müller (Zeichnerin) und Kurt Severing (Journalist) sind inzwischen (oder zumindest zwischenzeitlich) ein Paar.

Die Zugereiste hat sich zwar in Berlin eingelebt, ohne sich wirklich heimisch zu fühlen. Dennoch lehnt sie die Rückkehr in elterliche Gefilde ab, worum ihre Mutter sie tränenreich bittet: Der Vater hat in der Finanzkrise 1929 alles verloren – deshalb gibt es auch kein Geld mehr für Marthe. Obwohl, sie hätte eh keine Zuwendungen mehr erhalten, da sie ihr Kunst-Studium aufgegeben hat …

Was alles hat sie inzwischen erlebt: Gegensätze von Bürgertum und Arbeiterschaft, Antisemitismus, Straßenkämpfe kommunistischer Gruppen mit der Staatsgewalt – und dann mit immer stärker werdenden braunen Brigaden der SA.

Leichte Lebensart mit ihren Mitstudierenden, Wiedertreffen mit dem „Zug-Begleiter“ Kurt bei einer Party, Job-Versuch nach Aufgabe des Studiums: „Eindringlich, detailliert und historisch fundiert erzählt Lutes von den Ereignissen am Vorabend (der NS-Diktatur). Die Kämpfe zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten werden heftiger, und die Stadt gleicht einem Pulverfass. Das Nachtleben Berlins bietet viele Möglichkeiten, die bittere Realität wenigstens zeitweise zu vergessen. Die amerikanische Jazzband Cocoa Kids wird für eine Weile einer der hellsten Sterne an Berlins Nachthimmel, doch die farbigen Musiker haben keinen leichten Stand...“.

Marthe verlässt Kurt, um mit Anne zusammenzuziehen, nachdem sie deren Begehren nachgegeben hat, ist mit ihm in Interview-Projekten jedoch weiter unterwegs, die sie zeichnerisch begleitet, etwa fürs Aufarbeiten der tödlichen Schüsse bei der 1929er Berliner Blut-Mai-Demonstration linker Gruppen, abgegeben von der Polizei. Die Schicksale diverser Menschen dort kehren im Laufe der Kapitel immer wieder, wie auch jene der Kollegen von Severing, inkl. seinem Chefredakteur – Claus von Ossietzky, der laufend im Visier staatlicher Überwacher steht …die legendäre "Weltbühne" lässt grüßen!

Sehr pointierend der Federstrich von Jason Lutes (ganz im Stil von Hergé und Vittorio Giardino), exzellent sein Spiel mit Panel-Formaten und –Anzahl sowie intensiverer (Schwarz-)“Färbung“, so etwa mit Blick auf die geschilderte Party-Atmosphäre, die Marthes Erleben (mit Frivolität, Alkohol und Drogen) widerspiegelt. Differenzierend wird auch Schrift eingesetzt, sei es die Art (kursiv) oder die Platzierung (Gedanken in Kästen, durchaus auch mehrere innerhalb eines Panels).

Fazit: Künstlerisch wie inhaltlich höchst wertvoll! Da gilt es, Band 3 entgegen zu fiebern… - Auch die deutsche Gesellschaft für Comicforschung hat ihre 2015er thematische ComFor-Herbsttagung unter eben dieses Thema gestellt: Geschichte in Comics – Geschichte der Comics.

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Jason Lutes / Foto: (c) Jason Lutes / Carlsen Verlag

Berlin – eiserne Stadt. Jason Lutes, Carlsen Verlag, Hamburg, ISBN 978-3-551-76676-2

Keine fixe, sondern eine fantastische Idee

Idefix feiert 50jähriges Alben-Jubiläum: Limitierte Sonder-Ausgabe von „Asterix – Tour de France“ / Ein früher Klassiker aus der Feder von René Goscinny & Albert Uderzo / Wahre Premiere schon 1963...

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

Dass Hunde im Comic nicht unwichtig sind, wissen wir aus der Comic-Geschichte: Siehe Hergés Milou (dt. Struppi) in "Tintin" (dt. Tim und Struppi), Rantanplan (in Morris & Goscinys "Lucky Luke") oder Snoopy in den "Peanuts" um Charlie Brown & Co. von Charles M. Schulz. Oder auch an Walt Disneys "Goofy", Bill in Robas "Bill et Boule" (dt. Schnieff und Schnuff), Loriots "Wum" oder Dupas "Cubitus"... Oder auch an "Tige" in Richard Felton Outcaults "Buster Brown" oder "Offisa Pupp" (dt. G.Kläff) in George Herrimans "Krazy Kat"! 


(c) Editions Albert-René (René Goscinny & Albert Uderzo) / Egmont Ehapa Media


Erst recht gilt: Was wären Asterix und Obelix ohne ihren klugen Sidekick-Vierbeiner Idefix!

Der putzige weiße Gallier-Zwergterrier sah das Licht der Welt erstmals vor 50 Jahren, 1965, im frühen Asterix-Klassiker "Tour de France"...

"Was wech is, is wech!“ heißt es treffend im Norden. Wer also die limitierte Sonderausgabe zum 50. Jubiläum des ersten Idefix-Auftretens in einem Asterix-Album haben möchte, muss sich sputen – immerhin 16 redaktionelle Extra-Seiten beinhaltet sie zusätzlich, Bonus-Material also. Wobei auch die Geschichte als solche absolut des Wiederlesens wert ist – Schmunzeln und Gelächter war die Folge... Und dies ist der Anlass: „Vor 50 Jahren erschien die Erstauflage des Asterix-Albums Tour de France. Dort taucht auch ein kleiner weißer Hund mit schwarzen Schwanz- und Ohrenspitzen das erste Mal auf und wird schnell zum Liebling der Leser, von denen er in einem Wettbewerb den Namen Idefix erhält. Fortan begleitet die niedliche Spürnase jedes Abenteuer der beiden Gallier Asterix und Obelix als treuer Gefährte.“ Ein Doppel-Jubiläum also, wenn auch bezogen auf die französische Original-Ausgabe. Meine erste Begegnung damit kann frühestens 1970

gewesen sein – in jenem Jahr erschien das Album erstmals auf Deutsch. Die Erstausgabe des deutschen Asterix in der Ehapa-Version kam 1968 auf den Markt. Wobei Idefixens Auftreten in Wahrheit schon zwei Jahre früher statt gefunden hatte, nämlich 1963, beim Erstabdruck der Geschichte in Pilote – aus der Zeit rührte denn auch der Leser-Wettbewerb, der zum Namen Idefix führte. Dies erläutert das

Redaktions-Extra und gibt darüber hinaus viele weitere vergnügliche wie interessante Rück- und Einblicke, nimmt den Leser mit auf eine

„Backstage-Tour“. Dort werden wir auch daran erinnert, dass schon sehr viel früher ein ähnlicher Hund einen sehr kurzen Auftritt hatte, im zweiten Band nämlich (dt. Ausgabe Band 6 Die goldene Sichel). Doch erst später nimmt Goscinny diesen „Faden“ wieder auf, übrigens klar dokumentiert im Szenen-Skript (siehe S. 62, umgesetzt von Uderzo, abgebildet gegenüber, S. 63).

Aus dem Archiv steuerte man weitere Abbildungen bei, so auch zum Thema „Kulinarisches“ im Vergleich diverser Geschichten. Und was passiert überhaupt - Memo-Hilfe gefällig?

Knapp zusammen gefasst: „Asterix und Obelix schließen eine Wette mit dem römischen Generalinspektor Lucius Nichtsalsverdrus ab und unternehmen eine dem berühmten Radrennen nachempfundene Reise durch Gallien. Von jeder Etappe wollen sie eine gallische Spezialität mitbringen und Nichtsalsverdrus auf einem Bankett servieren - doch beim Festmahl erhält er eine besondere Spezialität des Dorfes…und Obelix bemerkt nun endlich den kleinen Hund, der ihm die ganze Zeit gefolgt ist.“

Noch bleiben die von Idefix ach so geliebten Bäume im Wald durch Obelix ungefährdet … Wobei der Titel im Original „abweichend“ lautet: Le Tour de Gaule d´Asterix, als eine Art entferntes Echo auf das lange Jahre in den Schulen benutzte Kinderbuch Tour de la France par deux enfants (s. S. 54). Noch mehr dazu auf http://www.ehapa-shop.de/asterix-6-sonderausgabe. Fazit: Die Erfindung des Idefix war keine fixe, es war eine fantastische Idee!                                    HPR

Comic-Star Idefix wird 50. (c) Editions Albert-René, Paris / Egmont Ehapa Media (René Goscinny & Albert Uderzo)

25 Jahre Benjamin Blümchen - Eine Kult-Kindercomicserie feiert Jubiläum

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

Moment mal, stimmt das denn, ist das wirklich wahr? Das habe auch ich überlegt, weil ich erinnere, dass meine Tochter (Jg. 1989) die Hörspiel-Cassetten sehr gerne gehört hat, und da gab es (Anfang der 1990er Jahre) schon „Tonnen“ davon im Markt. Ja, tatsächlich existiert Benjamin Blümchen schon seit .


Bild: (c) Egmont Ehapa Media


1977, allerdings eben als Hörspiel, später auch in Trickfilmen.

Mit dem hellblauen Elefant, höchst sprachbegabt und immer für Überraschungen gut, gelegentlich auch zu Bibi Blocksberg (der anderen B.B. also) „hinüber schwappend“, in einer Art Cross-Story.

Benjamin Blümchen war ursprünglich eine Hörspiel- und Zeichentrickfigur aus der Feder von Elfie Donnelly. Die Hörspielserie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Hörspielen, die vor allem unter der Regie von Ulli Herzog im Label Kiddinx entstanden.

Ein Vierteljahrhundert dagegen feiert das monatliche Heft, das Ansätze von Comics transportiert – und außerdem eine dicke Zugabe zur Feier des Tages, neben einem „elefantösen Gewinnspiel“: statt „töröööö“ bzw. zusätzlich dazu „pling-pling“:

Da gibt es eine Rock-Gitarre für die Kleinsten – oder doch für deren Eltern, zum beiderseitigen Plaisir? Gleiches gilt für diverse Gutscheine für Zoobesuche und dergleichen, naturgemäß immer mit mindestens einem Erwachsenen. Denn die Zielgruppe sind ja „Kinder bis 12“ – bei Egmont-Ehapa präzisiert auf „Kids 5-8“.

Entsprechend sind die beiden Comic-ähnlichen Storys im Heft als

„Vorlese-Geschichten“ benannt, die Texte immer neben den Bildern. Immer ist ein Extra dabei, das somit an Yps erinnert, mit dem pädagogischen Ansatz, zum Mitmachen zu animieren, siehe: Basteln. Im Jubel-Heft gibt es auch „Malen nach Punkten“, ich fühlte mich gleich in die Vergangenheit versetzt … Wobei: Jetzt gibt es ja den Trend des Erwachsenen-Ausmalens, Nostalgie lässt grüßen! – Apropos

hellblau: Verwirrt hat mich übrigens des B.B. rote Jacke, zitiere ich doch

gerne in meinen Seminaren (zu „Texten“ oder „Neuro-Marketing“ – wie wirken Negationen?!) „Denken Sie jetzt NICHT an einen hellblauen Elefant!!“ statt des klassischen rosa Getiers: Da muss ich wohl wieder um-„zitieren“...

HPR

Tenor der Presse-Info des Verlags im O-Ton:

„Auf die Frage, wer ist der liebste Elefant der Welt, gibt es für Kinder nur eine Antwort: Benjamin Blümchen! Zusammen mit vielen anderen Tieren lebt der sympathische Dickhäuter im Neustädter Zoo. Aber eines unterscheidet ihn von seinen „tierischen“ Freunden: Er kann sprechen. Und sein unverwechselbares Erkennungszeichen ist das „Törööö!“, das er immer gerne für alle hörbar laut trompetet! Gegen Ungerechtigkeiten und immer auf Seite der Kinder besteht der große, starke

Elefant zusammen mit seinem besten Freund Otto und der pfiffigen Stella alle Herausforderungen in seinen Abenteuern. Mit der Ausgabe 6/15 des Benjamin-Blümchen-Magazins am 09. Juni 2015 (Egmont Ehapa Media) erscheinen die bunten Geschichten des herzensguten Elefanten seit 25 Jahren! Über zwei Jahrzehnte finden junge Leser im Magazin eine liebevolle Welt vor, in der sie alleine oder mit erwachsener Unterstützung in die Abenteuergeschichten eintauchen,

malen, rätseln und basteln können.

Das wird in der Jubiläumsausgabe gebührend gefeiert: Auf ganzen 3 Seiten gibt es Rabattcoupons für den Eintritt in verschiedene Zoos deutschlandweit. Wer mit den Coupons in den Zoo geht, bekommt bei den meisten dann noch ein Goodybag als besonderes Highlight dazu!“

Erich Ohser alias e. o. plauen:

Schön aufgemachter "Vater und Sohn"-Band

mit sämtlichen Abenteuern / Panini plant Vater und Sohn-Remake aus der Feder Ulf K.s

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter REITER

 „Sämtliche Abenteuer“ sind hier versammelt, über 200 an der

Zahl, meist auf einer Seite, mit unterschiedlicher Panel-Zahl und somit variierenden Formaten, gelegentlich die Panels ohne Rahmen, immer in der Abfolge nummeriert: So kennt „man“ „seinen“ Vater und Sohn!

Zwischen 1934 und 1937 sind sie hauptsächlich erschienen, in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ – alle Details finden sich am Schluss des schön aufgemachten Bandes (mit Leinen-Einband und Schmuck-Prägung, dazu Leseband).

Deren Tradition hat quasi der Berliner Tagesspiegel übernommen, der Comics bringt – und viel über Comics veröffentlicht.

(Die „Berliner Illustrierte Zeitung“ (später eben mit „e“) wurde 1945 eingestellt und musste von den Ullsteins später an Springer verkauft

werden. Dort blitzt sie gelegentlich zu Sonderthemen bei der „Berliner

Morgenpost“ auf …)

Erich Ohsers Werk(e) waren vorher bereits im Südverlag

Konstanz (um das Jahr 2000) erschienen, in drei Bänden und als Gesamtausgabe (die allerdings inkl. politischer Karikaturen, Zeichnungen, Illustrationen, also über „Vater und Sohn“ hinaus gehend). Diese hier ist sozusagen im Nachklang zu seinem 70. Todestag (2014, Suizid am 06. April 1944, nach Berufsverbot und Anklage vor dem „Volksgerichtshof“ seiner Nazi-Häscher) erschienen.

Gereiht „im Prinzip“ nach Erscheinen, wobei es Ausreißer gibt, offenbar auch je nach Zugriff auf ein „Original“.

In der Vielfalt der Themen passt die erste Geschichte exzellent, im

Grunde zu „Selbstverantwortung“: In „Der schlechte Hausaufsatz“ hilft der liebevolle Vater dem Sohn – und heimst dann dafür die (damals wohl noch üblichen …) Prügel des Lehrers ein … Die tatsächlich letzte Geschichte (in der B.I.) heißt dann auch passend „Abschied“ … Dazwischen vielerlei Ergötzliches, genügend zum Nachdenken – und schon mal „Fortsetzung folgt“: Siehe den Zyklus „Wenn ich einmal reich wär´“ (meine Worte) inkl. „Vater und Sohn auf Reisen“. -

„Neue Geschichten von Vater und Sohn“ werden übrigens im September bei Panini erscheinen, gezeichnet und Ulf K. und getextet durch den Franzosen Marc Lizano – was offenbar mit Auslaufen des © nach 70 Jahren zu tun hat. Man darf gespannt sein: Lt. dem vorläufigen Cover nimmt der Verlag die Abschieds-Sequenz auf, mit Vater und Sohn zusammen als „Männer im Mond“, deutlich modernisiert – schauen wir mal!

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Einer der Pioniere der deutschen Comic-Kultur und Opfer der Nazi-Gewaltherrschaft: Erich Ohser alias e.o.plauen mit dem Filius...

Foto: (c) Südverlag Konstanz

(c) Südverlag Konstanz

Erich Ohser alias e.o.plauen: Einer der bedeutendstendeutschen Bildgeschichten-Erzähler des 20. Jahrhunderts. Foto: (c) Südverlag 

(c) Cover Panini-Verlag

Ulf K. soll "Vater und Sohn" im 21. Jahrhundert wiederbeleben... Foto: (c) Comic-Salon Erlangen

Kult-Comic aus Berlin: Fil's "Didi & Stulle" schwankt zwischen Charme, Philosophie und doofen Prolo-Kalauern

Eine Rezension von Comicoskop-Redakteur Hanspeter Reiter

Darauf stößt „man“ eher zufällig, wenn weit weg von Berlin:

Das Stadtmagazin „Zitty“ liefert 14-tägig auch einen Comic Strip, „didi & stulle“ - und das schon seit Januar 1997 aus der Feder des aus Ost-Berlin stammenden "Fil" alias Philip Tägert (Jahrgang 1966). Laut Berliner "TAGESSPIEGEL" dieser Tage will Fil jetzt - nach fünfzehn Jahren - mit der Kultserie aufhören. Im Blickpunkt des schrägen Comics: Die beiden berlinernden Schweine Dieter Kolenda (Didi) und Andreas Stullkowski (Stulle) aus dem Märkischen Viertel Berlins - beide Prolls, wie sie im Buche stehen. 

Ein wenig gewöhnungsbedürftig sind Zeichnungsstil wie Wording, doch das ist zum Einen der Zielgruppe (primär Kids)

(c) Zitty Verlag & Fil

 

geschuldet wie auch der „Berliner Schnauze“. Sehr erfreulich zudem, dass der Verlag schön regelmäßig die Strips in Alben zusammen führt, die dann unter einem Thema stehen, das wohl durch den (die) ersten Strip(s) belegt ist: Vol. neun z.B. „im Auftrag der Kanzlerin“ und Vol. zehn „bei den Olympischen Spielen“. Dort typisch provozierend auf dem Titel eine Panel-Abbildung, in der Stulle (der kleene) als Nr. 1 auf dem Sockel so unter Didi steht (dem großen, Füße auf 2+3), dass sein Zinken als etwas Anderes (bei Didi) erscheint, ähäm …

Wie auch immer, die Comics switchen zwischen politisch-kritischen, fast philosophischen wie schlicht doofen Geschichten, was wohl auch den besonderen Charme ausmacht.

Gestaltet (= gezeichnet bzw. koloriert) übrigens wohl von unterschiedlichen Künstlern, mit starkem Einfluss von Fil (Group). Ein exzellentes Beispiel, wie Comics in D schon lange Zeit ihr „Standing“ haben.

Dieser hier vom comicophilen Berliner „Tagesspiegel“ übrigens als Kult-Comic apostrophiert. Neugierig? Dann mal einen Blick werfen auf http://www.zitty.de/didi-stulle-bild.html!

Siehe auch auf http://www.reprodukt.com/produkt/comics/didi-stulle-1-einen-drin/.

Wichtig ist derlei wiederum in Zeiten, in denen die FAZ ihre regelmäßigen Strips gestrichen hat, was im Grunde auch wieder nur teilweise gilt …

HPR

Didi & Stulle-Schöpfer "FIL" alias Philip Tägert - Ikone des absurd-schrägen Anarcho-Humors mit Berliner Schnauze...

Foto: (c) Zitty Verlag Berlin

 Didi & stulle. Fil´s/Zitty Verlag, Berlin, Raufeld, ISBN 978-3-922158-31-8 etc

(c) Zitty Verlag Berlin & Fil

Die ersten 8 Didi & Stulle-Bände erschienen bei Reprodukt / Abbildung: (C) Fil & Reprodukt

Emmy - neues Mädchen-Comicmagazin im Stil von "Yps" & Co.

(c) Egmont-Ehapa

Aus Bilderbuch wird Comic-Magazin: So gewinnt das Genre neue

Leser – und sorgt der Verlag für Comic-Nachwuchs!

Egmont geht den Weg, seine Emmy-Freundinnen mit weniger Text und mehr Bildern noch besser zu erreichen, Aktivieren inbegriffen: Spiele-Rätsel, Ausmal-Bilder, Stammbaum (für Fotos der eigenen family) – und, ganz im Stil von Yps & Co., auch noch ein Gadget, bei der ersten Ausgabe der Tresor „für deine Schätze“, mit Schlüssel & Kette …

Zum pädagogischen Anspruch gehören „Schreiben lernen“ oder Infos über Fohlen, alles absolut kindgerecht: Die Heldin ist sieben Jahre alt, das definiert die Leser(innen)schaft! Emmy hat übrigens 26 Pferde mit Namen von A-Z, eben ein volles Alfabet hindurch (von Anna bis Zacharias) – mit denen sie zudem sprechen kann - „aber das ist ein

sorgsam gehütetes Geheimnis“ J (Presse-Info vom 14.04.2015). Wunschtraum (fast) jedes kleinen Mädchens, ich erinnere da meine Tochter noch gut (die inzwischen gleich mehrere Pferde ihr Eigen nennt, siehe Reitbeteiligung & Co. – im zarten Alter von bald 26 Jahren, das ist jetzt mal ein Zufall…).

Die Ausgabe 2 wird eine „Prinzessinen-Taschenlampe“ plus Sticker mitbringen. Die Produkt-Vielfalt dieser Themenwelt präsentiert das Magazin auf einer Doppelseite (30/31): Das aktuelle Buch („Der Schönheitswettbewerb der Pferde) bei Schneiderbuch (Egmont-Tochter), „Die Pferde sind los“ als Reisespiel und

„Zauberhaftes Glitzer-Puzzle“ bei Schmidt, das Hörspiel „Im Tal der Wildpferde“ bei Kiddinx, schließlich das „lustige Stempel-Set“ bei Studio 100.

Weitere Fanartikel runden die Emmy-Welt ab, etwa: die Frühstücks-Dose … Alles zwei Monate gibt es nun „neue spannende Geschichten, Rätsel- und Bastelspaß, Spiel- und Malseiten aus dem Königreich Kandis“. – Der eigentliche Comic-Teil (S. 8-13) „Der geheimnisvolle Dieb“ präsentiert Panels unterschiedlichen Formats (rechteckig, rund – variierte Größen), mit jeweils daneben stehenden Texten, kürzer oder länger, erklärend oder auch zitierend („Ich erzähle die eine  Geschichte…“, das Pferd Otto nämlich). Die Figuren durchaus ausdrucksstark, erinnern ein wenig an Manga.

Die weiteren Geschichten erinnern ebenfalls an Comics, etwa  als Bilderfolgen (auch von Fotos) und via Sprechblasen. Naturgemäß gibt´s mehr im Web: www.prinzessin-emmy.de.  

(c) Egmont Ehapa

Richard Corbens Horror glänzt durch grafische Magie

Comic-Anthologie der Kurzgeschichten aus der Warren-Phase "Creepy" und "Eerie" / US-Underground-Legende Richard Corben feiert 2015 seinen 75. Geburtstag

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth (Köln)

© Dark Horse Comics / Richard Corben

Eigentlich ein Verlegenheitskauf, aber da mich dieser kompakt gestaltete Band seinerHorrorelemente wegen ansprach, hab ich zugegriffen – und nichts bereut! Richard Corben (geboren 1940) war mir bislang immer fremd geblieben. Als Jugendlicher in den 1980er Jahren hatte ich mal „reingeschnuppert“ (um comichistorisch auf dem Laufenden zu sein), war jedoch wenig begeistert (plumpe Figuren, hässliche Gesichter, unstimmige Proportionen).

Dass Corben womöglich ganz bewusst Hässlichkeit zelebriert (und darin anderen Underground-Giganten wie Robert Crumb oder S. Clay Wilson ähnlich operiert), dieser Verdacht kommt mir erst heute.

Kurz: Ich war überrascht, wie sehr mir Corben plötzlich gefällt. Vielleicht ist es aber auch gerade diese schöne Sammlung seiner Kurzgeschichten aus den Warren-Magazinen CREEPY und EERIE, die ihn hier in seiner virilsten Phase (1970-1982) zeigt. 

Feiert 2015 seinen 75. Geburtstag: Richard Corben / Foto: (c) San Diego Comic Con

© Dark Horse Comics / Richard Corben

Corben erschließt sich mir nun als Meister der Kamera (reden wir mal noch gar nicht von seinen Kolorierungen). Welche Bilder uns der Künstler in welcher Komposition und in welchem Bildausschnitt vorsetzt, das gestaltet Corben auf eine höchst individuelle Weise, die mich staunen lässt.

Das wirkt sehr „filmisch“, ja, andererseits ist es so prall Comic, dass dieser Vergleich sofort wieder verblasst. Eine Corben-Seite glänzt durch grafische Magie. Kommt jetzt noch Farbe hinzu, entsteht ein Unikat, wie es von sonst niemandem illustriert werden könnte. So radikal bunt und farbmalerisch ist Film nie gewesen.

Auch das inhaltliche Spektrum ist atemberaubend. Wir finden Späße, die aus Zeiten des  Precode-Horror stammen könnten („Friedhelm the Magnificent“, „Lykanklutz“, „Terror Tomb“), brutale Gewaltorgien („Change… Into Something Comfortable“, „An Angel Shy of Hell“, „The Butcher“), zu Herzen gehende Rührstücke („Bless Us, Father…“, „The Hero Within“, „Child“), herrlichen Quatsch („The Mummy’s Victory“, „Wizard Wagstaff“) und natürlich Corben-Klassiker wie „The Raven“ (nach E. A. Poe), „In Deep“, „Bowser“ und „You’re a Big Girl now“.

 Manche der Stories sind wie damals in Schwarz-Weiß gehalten, die farbigen erstrahlen in tollen Reproduktionen (bei Corben ja essentiell!).

 Fazit: Ich hatte einen Riesenspaß mit dem englischen Original für ca. 25 Euro.

Die deutsche Ausgabe (bei Splitter) ist sogar ein bisschen größer im Format, kostet dafür aber das Doppelte!

„CREEPY presents: Richard Corben“ (Dark Horse Books, 2014, 350 Seiten)

Erotisches Fantasy-Epos "DEN": Machte Richard Corben schlagartig weltberühmt (c) Richard Corben & Heavy Metal

DEN-Saga von Richard Corben / (c) Richard Corben & Heavy Metal

Rob Davis' "Don Quixote": Geschichten in der Geschichte - einmal völlig anders, variantenreich und funkelnagelneu

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter REITER (Köln)

























(c) Rob Davis und Verlag Selfmadeheroes 

 

Das Erscheinen des zweiten Teils dieses absoluten Welt-Klassikers

jährt sich 2015 zum schon 400. Mal – ein guter Zeitpunkt also fürs Herauskommen dieser Graphic Novel.

Auch, weil demnächst zudem der 400. Todestag des berühmten Autors Miguel de Cervantes zu begehen ist: 2016 nämlich. Dass dieser an sich schon so metaphorische Roman nun als Bilder-Geschichte daher kommt, wunderbar! Offen gesagt, erst so hat sich mir erschlossen, wie umfassend mehr geboten ist als der schlichte Kampf


(c) Egmont Ehapa


gegen die Windmühlen, der wiederum erneut übertragen in unserer Zeit etwa das Auseinandersetzen mit Bürokratie & Co. spiegelt und so höchst zeitgemäß ist.

„Daran sind bloß diese Bücher schuld, Märchen, Abenteuer, Schundromane … Pah! Seine ganze Bibliothek ist voll davon.

Jetzt zieht er als Ritter durch die Lande und kämpft gegen Windmühlen! Und wisst ihr, wie er sich nennt? Don Quixote de la Mancha!“ (Rücktitel) Schön, wie hier ein Genre in sich auf sich selbst rekurriert: Galten doch gerade Comics lange Zeit als Schund-„Literatur“, vor allem Jungs negativ beeinflussend – nix von wegen „neunter Kunst“.

Doch wie sehr erschließt sich das Tanzen zwischen den Welten (realer und vorgestellter) durch das Zeichnerische – und Rob Davis

spielt auch mit diesen vielseitigen grafischen Möglichkeiten: „Geschichten in der Geschichte“ zeichnet er völlig anders und durchaus weiter variierend …

Und sogar die Figuren im Hauptstrang hat er mehr oder weniger differenziert, ihrer Bedeutung nach: Die Neben-Darsteller weit weniger ausgeführt als die ausdrucksstarken beiden Hauptpersonen.

Leser (Betrachter!) findet hier ein wunderschönes Beispiel dafür, wie „cross-over“ in der Literatur der heutigen Zeit erst möglich wird: Egmont als Träger und Multiplikator für Medien, sei es Print (Buch, Magazin, Comic, Graphic Novel …), sei es Nonbook.

So mag auch der Verlag noch zu Wort kommen: „Don Quixote ist Weltliteratur. Jeder kennt den Ritter von der traurigen Gestalt und seinen Gefolgsmann Sancho Panza. Wer den Klassiker schon immer einmal lesen wollte, aufgrund des Seitenumfangs aber gezögert hat, der bekommt jetzt eine Alternative. Die Graphic Novel von Rob

Davis hält sich eng an die Vorlage von Miguel de Cervantes. Kapitel für Kapitel wird die Geschichte des Adligen Alonso Quexana erzählt, der zu viele Ritterromane gelesen hat. Fortan nennt er sich Don Quixote de la Mancha. Auf seinem treuen Pferd Rosinante zieht er aus in ein witziges, sympathisches und verrücktes Abenteuer … „Als wäre dieser Roman nicht 400 Jahre alt, sondern funkelnagelneu.“ (The Times Literary Supplement)“ Und das auch auf fast 300

Seiten!

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Hinfallen – und wieder aufstehen: typisch für

Don Quixote …


Leseprobe von der Verlags-Website …

http://www.egmont-graphic-novel.de/graphic-novel/don-quixote/ 


(c) Rob Davis und Verlag Selfmadeheroes 

(c) Rob Davis und Verlag Selfmadeheroes 

Rob Davis / Foto: (c) Cöln Comic Haus

Comicoskop-Bibliografie:

Don Quixote. Cervantes/Rob Davis, Egmont Graphic Novel, ISBN978-3-7704-5518-8.

(c) Rob Davis und Verlag Selfmadeheroes 

(c) Rob Davis und Verlag Selfmadeheroes 

Comicoskop-Redakteur und -Rezensent Hanspeter Reiter (Köln)

Wally Woods "Cannon": Ein Comic-Panorama unkorrekten 70er Jahre-Wahnsinns

Eine Rezension von Comicoskop-Redakteur Tillmann Courth

Die Rede ist hier von Wally Woods Strip-Serie für die Armee-Zeitschrift OVERSEAS WEEKLY, entstanden in den Jahren 1970-73.


Ich hab mir die günstige Hardcover-Querformat-Neuauflage von

(c) Fantagraphics Books 2014

Fantagraphics gegönnt – und bin damit absolut zufrieden. Auf über 260 Seiten entfaltet Wood ein Panorama politisch unkorrekten 70er Jahre-Wahnsinns.

Manche Leser moppern über das Querformat (es hat wohl

frühere Hochformat-Drucke gegeben), was ich nicht verstehen kann.


CANNON ist Häppchenfutter, alle paar Dutzend Seiten geht die Handlung in ein neues Abenteuer über. Halt, Korrektur: Im hinteren Drittel des Bandes zerschneiden sie wirklich Seiten in Hälfte, das ist natürlich sehr unelegant…


Worum geht’s? Rasch beschrieben: John Cannon ist ein

US-amerikanischer Superagent, eine Tötungsmaschine, der sich im Lauf der Jahre mit kommunistischen Infiltratoren, neofaschistischen Diktatoren und paranoiden Hippie-Terroristen herumschlagen muss (kleine Auswahl).


Die Handlung darf man aber bitteschön zu keinem Zeitpunkt ernst nehmen, denn sie ist nur Folie für Woods Darstellung von Waffen, Kriegstechnologie und willigen Weibern!


Ja, Wood packt auf wirklich jede (!) Seite Pin-Up und

Soft-Porno, gepaart mit machistischer Gewalt und Szenerien aus B-Movies.


CANNON ist offensichtlich Unterhaltung „voll auf die Zwölf“, also absolut „drüber“ (over the top) – und insofern nichts für Gutmenschen, Frauenrechtler und Dritte-Welt-Aktivisten.


Trotz dieser hypertrophen Action scheint mir CANNON ein

sehr persönliches Werk zu sein. Ich werde den Eindruck nicht los, dass Wood hier intensive Zwiesprache mit seinen privaten Dämonen hält… denn John Cannon ringt mit Loyalitäten, Verrat, Häutungen seiner Persona, Freundschaften, Opferbereitschaft, Drogen usw.


Ich empfehle CANNON als morgendliche Kaffeelektüre (20

Seiten sind eine Tagesdosis). Ein großer, staunenswerter Spaß! Zählen Sie die nackten Busen der Woodschen Vollweiber!


Zählen Sie die Kugeln, die sich der Protagonist von Einsatz zu Einsatz einfängt! Die abstürzenden Flugzeuge! Die Explosionen! Hammer!


Was für Zeiten, als man so’ne kranke Scheiße noch machen durfte! Ich mag kranke Scheiße, wenn sie gut gemacht ist – und mit einem

Funken Humor präsentiert wird.


Wallace (Wally) Wood:

CANNON.

Fantagraphics Books 2014

288 Seiten

22,95 Euro

 

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