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COMICOSKOP - Das deutsche, aber weltoffene E-Fachmagazin für Comic-Kultur * Herausgegeben und gegründet von Martin Frenzel  /  COMICOSKOP-Chefredakteur: Martin Frenzel

Vorbild PIF Gadget: Wie Frankreichs Kommunisten Gruner + Jahr vor 50 Jahren zum Comic-Magazin YPS inspirierten (13.10.1975)

Willkommen in der Zeitmaschine: 50 Jahre YPS und ein eigentlich kommunistisches Kängäru – alles retro, oder was?!

Das westdeutsche YPS wäre ohne die gelungene Blaupause PIF Gadget, dem Magazin der französischen Kommunisten, undenkbar

Ein COMICOSKOP-Jubiläums-Essay zum 50jährigen YPS-Bestehen von unserem COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

Vor genau 50 Jahren – am 13. Oktober 1975 – feierte ein Magazin Premiere, das schon bald zum Kultmagazin der Boomer-Generation geriet: YPS mit Gimmick, von den Urzeitkrebsen bis zum Solar-Zeppelin, vor allem mit allerlei frankobelgischen Comic-Perlen: So konnte man in YPS zuerst Deribs wunderbare realistisch gezeichnete Westerncomic-Serie Buddy Longway und Hans G. Kresses „Indianer“-Saga bewundern, aber auch Robin AusdemWald von Turk/Degroot, aber auch Asterix, Lucky Luke und Percy Pickwick, Umpah-Pah, Cubitus und Isnogud und das Marsupilami. Und deutsche Eigenproduktionen wie das lila-karierte Känguru YPS oder Heinz Körners „Yinni und Yan“,  aber auch Peter Wiechmanns Serien „"Bens Bande", die 30jährige Krieg-Saga Thomas der Trommler“ und „Hombre“.

Was jedoch kaum jemand in Westdeutschland damals wusste: Der nicht gerade unter Linksverdacht stehende Gruner + Jahr-Konzern kopierte mit YPS hemmungslos eine Erfolgsidee der Kommunistischen Partei Frankreichs: Denn die hatte – wie die Katholisch-Konservativen in Frankreich auch – ein aus der Résistance hervorgegangenes, gut gemachtes Comic-Journal ins Leben gerufen – namens Vaillant – Le Jeune Patriote (Vaillant – Der junge Patriot).             Fürs Blatt arbeiteten namhafte Stars wie Paul Gillon, Raymond Poivet, später, in der PIF-Phase Andre Cheret oder Gotlib.  Später dann erfolgte die Umbenennung in "Vaillant - le journal de PIF" (1965) und schließlich 1969 in "PIF Gadget", so genannt nach José Cabrero Arnals Comic-Klassiker um den gleichnamigen Hund Pif le Chien (die Serie war die einzige, die es regelmäßig aus dem französischen Original auch jenseits des Rheins ins YPS-Heft  schaffte, unterm Titel Pif und Herkules), von 1969 an bis 1993 mit Gimmick (auf Französisch „Gadget“), übrigens auch erstmals die Urzeitkrebse (auch diese Gimmick-Idee kupferten die Hamburger YPS-Leute ungeniert aus Frankreich ab). Arnal war Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg auf Seite der Republikaner gegen Francos Faschisten, überlebte das Todeslager Mauthausen - und lebte im Frankreich-Exil wegen der Franco-Diktatur in seiner spanischen Heimat, schuf den Comic-Hund PIF zunächst für die kommunistische Tageszeitung "L'Humanité". PIF Gadget geriet in den 1970ern zum Millionen-Bestseller, zum Klassiker der frankobelgischen Comic-Geschichte. Auch dank Star-Zeichnern wie André Cheret (Steinzeitcomic „Rahan“ oder Hugo Pratt (Corto, Maltese), Gai-Luron von Gotlib, Les Pionniers de l’Espérance von Roger Lecureux (Text) und Raymond Poïvet (Zeichnungen) und Concombre Masqué von Mandryka… YPS reüssierte nie in den PIF Gadget-Dimensionen, erzielte aber in Bestzeiten immerhin 600.000 Auflage, später nur noch 400.000. Man setzte auf den sogenannten Phasenvertrieb, weswegen genaue Erscheinungstermine stets auf dem Titelblatt fehlten. In Bayern und im benachbarten Ausland kam YPS immer erst neun Wochen später als anderswo in die Läden. Redaktions-Motoren bei YPS waren Chefredakteur Norbert Hinze und die Redakteurin Hannelore Müller-Scherz. Nach fast auf den Tag genau 25 Jahren, im Oktober 2000, war die YPS-Ära, das doch sehr westdeutsche Phänomen schon vorbei. Spätere Versuche, YPS wiederzubeleben, durch den neuen Verlag Egmont-Ehapa blieben weit hinter den Erwartungen des Verlags zurück.  Gleichwohl hat YPS eine ganze Generation an Boomern – neben dem echten westdeutschen Koralle/Springer-ZACK – nachhaltig geprägt – und für diese nostalgisch gesinnte alte YPS-Leserschaft produziert der heutige Verlag die aktuellen YPS-Revival- und Nostalgie-Publikationen. Heute scheint YPS im Zeitalter der Mangamania wie aus der Zeit gefallen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass lange vor den Chroniken mit dem kommunistischen Känguru ein unterschwellig kommunistishes Känguru die YPS-Gallionsfigur bildete –  das seine Existenz dem kommunistischen Original PIF Gadget verdankte. Es ist ein Schmankerl am Rande, dass der ebenfalls nicht unter Kommunismus-Verdacht stehende Rolf Kauka 1971/72 in seinem Magazin PRIMO kurzzeitig versuchte, PIF nachzueifern – drei  Jahre vor YPS: Bei Kauka hießen die temporären Gimmicks schlicht „Schnick-Schnack“. Bleibt noh zu klären, warum YPS eigentlich YPS heißt. Angeblich steht es für die Abkürzung der UNO-Agenda  "Youth, Peace and Security" (Jugend, Frieden, Geborgenheit)... Unser COMICOSKOP-Redakteur und München-Korrespondent Hanspeter Reiter  hat sich diese YPS-Nostalgiewelle in memoriam westdeutscher Kindheitserinnerungen der 1970er und 1980er mal näher angesehen.

Prägte das Gesicht des westdeutschen Kultmagazins  der Boomer-Generation, dank eines eigentlich ziemlich kommunistischen Kängärus: YPS-Chefredakteur und Blattmacher Norbert Hinze. / Foto: (c) Gruner + Jahr

YPS-Taufe: Die legendäre, von der Zeitschrift "ELTERN" kommende YPS-Redakteurin Hannelore Müller-Scherz mit echtem Känguru: Sie ging in halb Westeuropa auf Comic-Lizenzen-Einkaufstour (allerdings weniger bei PIF als vielmehr beim Magazin TINTIN/der Editions Lombard (z.B. Buddy Longway, Robin aus dem Wald, Percy Pickwick...) / Foto: Egmont-Ehapa Media (aus dem besprochenen 50 Jahre YPS-Sekundärband).

Memories of... Ham(ma)burg?! Genau, denn dort war (und ist) der Sitz des Verlags Gruner+Jahr (inzwischen RTL), bekannt für bunte Magazine, der ursprünglich vom 13. Oktober 1975 an YPS herausgab (mit einem Sommer-Vorlauf zur Probe nur in Hessen im Sommer 1975), eben als: vom französischen Vorbild PIF Gadget adaptiertes Comic-Magazin, also zum G+J-Sortiment durchaus passend. Kommunistisch wie das Original PIF Gadget war YPS nie, allenfalls, dem Zeitgeist folgend, sozialliberal...

Und nun, ein halbes Jahrhundert später, erscheint dies beim Nachfolge-Verlag Egmont-Ehapa: Neben einer plastikgeschweißten Doppel-Ausgabe in unterschiedlichem Auftreten (und mit Entscheider-Dartscheibe als Gimmick, hier im Band S. 176 abschließend miteinander abgebildet) wartet der neue Yps-Verlag mit einem Sammelband auf: Ein Parforceritt durch fünf Jahrzehnte YPS-Historie in Etappen, ausgebreitet durch den norddeutschen Comic-Experten Volker Hamann.

Überlebte die Hölle des Vernichtungslagers Mauthausen (wohin die Nazis zahlreiche Brigadisten des Spanischen Bürgerkriegs verschleppten und dort quälten und ermordeten): Der Spanier und Frankreich-Exillant Jose Arnal, der Vater des Comic-Klassiker "Pif le chien" (Pif der Hund), dessen Serie dem Magazin PIF den Titel gab

Lieh dem Magazin seinen Namen: Comic-Hund PIF (fr. Pif le chien)...

Erschien auch in YPS (Pif und Herkules): Der Franco-Spanier José Cabrero Arnal (1909-1982) lebte drei Leben - Kämpfer für die freie Republik im Spanischen Bürgerkrieg, Leidenszeit im NS-Todes- und Vernichtungslager Mauthausen (das er nur mit Glück überlebte), Frankreich-Exil wegen des Franco-Faschismus und dort Zeichner und Schöpfer des Comic-Klassikers "Pif" von 1948 an, später Zugpferd-Serie des legendären französischen Comic-Magazins der Kommunistischen Partei, PIF...

PIF der Hund in Wien, dank KPÖ: Arnals PIF-Comic hatte bereits lange vor vor YPS auf Deutsch Premiere: Von 1957 bis 1960 im Kinder- und Jugend-Magazin "UZ Unsere Zeitung" der österreichischen Kommunisten unterm originalgetreuen Titel "PIF der Hund"...., das im Wiener Globus Verlag erschien....von 1946 bis 1964. Danach war Schluß mit der UZ, sie wurde aber in der KPÖ-Zeitschrift "Stimme der Frau" von 1964 an als Jugendbeilage fortgeführt. Eine Weile kam die jeweils erste PIF der Hund-Seite in der UZ sogar aufs Cover der UZ, siehe unten... (UZ-Cover mit PIF dem Hund in 1958)...

Stammgast und Dauerbrenner in PIF: Die Steinzeit-Saga "Rahan" aus der Feder André Cherets  und Roger Lécureux'...

So kündigte PIF die Ankunft von Pratts  Südseeballade Corto Maltese an...

Ein durchaus holpriger Weg, den das hauptsächlich rein westdeutsche YPS-Magazin da gegangen ist, mit wiederkehrenden Unterbrechungen – und resilientem erneuten Aufstehen (statt mir in den Sinn gekommenem „Wieder-Auferstehen“, das wäre a bissal blasphemisch, oder?)...

Was in der „Jubiläums-No.“ 1284 mit einigen Leseproben nur angedeutet wird, kann die Leserschaft hier in ausgiebigen (Komplett-)Storys genießen, etwa – wie einst in den 1970ern – die frankobelgische Funny-Perle „Robin Ausdemwald“ (S.88ff.) von Turk/Degroot, in Frankreich/Belgien einer der Jugendcomic-Klassiker, natürlich eine Robin Hood-Persiflage – zwar für mich neu, wie manch anderer der im Band vereinigten Comic-Geschichten.

Der Startexter des legendären PIF-Comicmagazins der KPF, Roger Lécureux (1925-1999), wäre 2025 runde 100 Jahre alt geworden: Er erfand PIF-Comi-Klassiker von Rang wie Poivets "Les Pionniers de l'Esperance" (dt. Die Pioniere der Hoffnung) oder  André Cherets Steinzeitsaga "Rahan"... aber immerhin kam Lécureux mit dem exklusiv für YPS gefertigten SF-Comic "Captain York" (Zeichner war Rafael Carlo Marcello) und seiner Indonesien-Abenteuerserie "Wangaroo, das Dschungelkind" zum Zuge...

Hätte man für YPS haben können, wenn man nur gewollt hätte: Den Vaillant/PIF-Starzeichner Paul Gillon, Meister des politischen Abenteuercomics und brillanten realistischen Zeichenstrichs. Einzig sein Mao-Comic "Fils de Chine" (dt. Sohn Chinas) ließ die Handschrift der kommunistischen Herausgeber erkennen, ansonsten kamen Vaillant und später PIF intelligent gemacht daher, ganz im Gegensatz zu DDR-Comic-Zeitschriften wie "Atze" oder "Frösi" (Fröhlich sein und singen). PIF war nie ein plumpes Proaganda-Magazin, sondern bot beste Comic-Unterhltung - mit Gadget...

Der zweite Star-Comictexter der Ära PIF: Jean Ollivier (1925-2005), der gleichfalls 2025 posthum 100. Wiegenfest begeht, war überzeugter Kommunist und erstklassiger Szenarist der neunten Kunst - in YPS kamen immerhin seine Serien  Davy Crockett, Gerfried und Peter Horn, Ragnar, der Wikinger zum Zuge... nicht jedoch etwa die von Paul Gillon gezeichnete Abenteuerserien "Capitaine Comoran" und "Wango", die Indianerserie "Schwarzer Wolf" (dt. stattdessen bei Bastei) oder Robin Hood (erschien als Heft-Reihe  im Mini-Format bei Bastei)...

Und dann jenes Leit-Tier [Abb. 2], das vielleicht gar Marc-Uwe Kling zu seinen entsprechend „Känguru-Chroniken“ benamsten Strips inspiriert haben mag (seit 2009 zusammen mit Zeichner Bernd Kissel), wenn da auch die Hoch-Zeit des Magazins schon lange vorbei war: Wer weiß, klingt naheliegend: „YPS mit Gimmick - allein die Erinnerung an das Comicheft mit dem lila-karierten Känguru [hier ausgiebig S. 171ff. geboten] lässt Nostalgiker-Herzen höherschlagen.

Wie Flix erschrak, als er erstmals vom kommunistischen Ursprung dess Magazins YPS erfuhr

Kommunistische Unterwanderung bei YPS: Als der in Berlin lebende, aber in Darmstadt und Umgebung aufgewachsene Comic-Zeichner Flix vor einigen Jahren bei einer vom heutigen COMICOSKOP-Chefredakteur Martin Frenzel organisierten Comic-Lesung der Volkshochschule Darmstadt weilte, hatte er plötzlich eine Schrecksekunde, zumindest aber ein Aha-Erlebnis: Auf die Frage, welche Comics er zuerst gelesen habe, erwiderte Flix, er sei stark durch YPS-Lektüre geprägt... Daraufin erzählte ihm Martin Frenzel die Geschichte vom kommunistischen YPS-Vorbild, PIF Gadget, die Flix nach eigenem Bekunden nicht kannte. Mehr noch: Der aus gutbürgerlichem Hause stammende Flix musste sichtlich schlucken, erlebte eine Schrecksekunde...

BR2-Radiofeature auf "Welt am Morgen" vom 13.10.2025: "50 Jahre Yps: Wie das Gimmick Zeitschriften bis heute prägt. Heute vor 50 Jahren erschien das erste Yps-Heft. Mit seiner Beilage, dem Gimmick, hat das Comic-Magazin viele junge Menschen über Jahrzehnte begeistert. Yps gibt es längst nicht mehr regelmäßig am  Kiosk, dafür unzählige andere Hefte mit Gimmicks. Darin kommt COMICOSKOP-Herausgeber und Comicforscher Martin Frenzel zu Wort.

BR2-Reporter Markus Kaiser: (...)   

 

 "Für den Comicforscher Martin Frenzel war das erste Yps-Heft vor 50 Jahren eine Offenbarung. "Westdeutschland war damals eine arge Comic-Wüste", sagt Frenzel, "in dieser Zeitschrift konnte man richtige frankobelgische Comic-Perlen lesen." Neben Asterix und Lucky Luke waren das für ihn die Western-Geschichte um Buddy Longway von Derib oder "Die Indianer" von Hans G. Kresse.

 

Yps-Comeback nicht in Sicht

 

Die Konkurrenz zu Yps war in seiner 25-jährigen Erfolgszeit nicht groß: Die Beilagen im Micky-Maus-Heft waren meist Papp-Basteleien und längst nicht so üppig wie die Yps-Gimmicks. Mit dem Ende von Yps im Jahr 2000 begann der Boom der Plastik-Heftbeilagen, der bis heute anhält, beobachtet Claudia Heigl, deren Eltern bereits den Bahnhofskiosk in Freising führten.

 

Heute sind diese Hefte monothematisch an bestimmte Marken wie "Wickie", "Die Maus" oder "Die drei Fragezeichen" gebunden, bei Yps waren die Comics bunt durchgemischt. Die Neuauflage, die von 2012 bis 2017 in kleinerer Auflage angeboten wurde, konnte nicht an den früheren Erfolg anknüpfen. "Die heutige Generation fährt eher auf Mangas ab", sagt Comic-Forscher Martin Frenzel. " (...)

Er schuf das Känguru YPS und die gimmick-bezogene YPS-Comicserie "YPS & Co": Der deutsche Illustrator und Comic-Zeichner Hannes Gerber

Hannes (eigtl. Johannes)  Gerber war der Vater des Kängurus YPS, zeichnete seine Serie "Yps & Co von der ersten Ausgabe 1975 bis zur Ausgabe 87 die Abenteuer um  Yps, Kaspar, Patsch und Willy...

In einem Interview mit YPS Fan Forum sagte Gerber: "Design blau-grün mit Karree stammt von mir. Das Känguru war von Anfang an die Leitfigur für das Comic-Heft. Da das Gimmick das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal zu anderen Kinder-Comics war, musste es ein Tier mit einem "Behältnis" sein (Beutel, Tasche o.ä. - "Beutelratte" erschien uns zu grimmig...). Daher ein Känguru. Der Gedanke wurde in einem Gespräch zwischen Herren Hinze (Chefredakteur) und mir geboren."  Und zu den Nebenfiguren Maus Kaspar, Vogel Willy und Frosch Patsch: "Die Nebenfiguren sollten möglichst viele Elemente bespielen können (entsprechend dem großen Gimmick-Angebot - Luft, Wasser, Erde. Die Entwürfe und Namen stammen von mir."

 

(.....) "Die Comic-Abläufe entstanden meist in einem Gespräch zwischen Hinze und mir und die Story war aus der Gimmick-Funktion gegeben."

Hannes Gerber studierte nach einer Lehre zum Schriftsetzer Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Seit den 1950er Jahren arbeitete er als Werbegrafiker, Comic-Zeichner und Kinderbuch-Illustrator. In seinen schwarz-weiß-roten Illustrationen gab er der Kinderbuch-Figur Kommissar Isidor Kugelblitz über viele Jahre ein lebendiges und liebeswertes Gesicht.                                            Hannes Gerber, in einem kleinen Dorf im Erzgebirge geboren, studierte Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Neben Cartoons und Comics für Zeitungen, Kalender und Filme hat er zahlreiche Kinderbücher für verschiedene Verlage illustriert. Er lebte zuletzt auf Mallorca. Hannes Gerber starb 2016.

Hauseigene YPS-Serie: Yps & Co aus der Feder Helmut Mureks alias Hoppe

Der emsige Ex-Kauka-Allrounder Peter Wiechmann (Text) schuf für YPS mit Zeichner Marti die Serie "Ben's Bande"

Wiechmanns im Barcelona-Studio Comicon produzierte Serien in YPS: Die 30jährige Kriegs-Saga Thomas der Trommler und der Westerncomic "Hombre"...

Nur für Leute mit starken Nerven: Das grusselige YPS-Klebeskelett...

Wer erinnert sich nicht an Urzeitkrebse,“ sogar ich, (siehe oben *) der ich nur vereinzelt ein YPS in der Hand gehalten habe – dann allerdings tatsächlich die Zwischendurch-Wiederaufleb-Ausgabe 1283 im August 2022 mit erneut eben denen – „...Edelsteinsand und Mülltü... ähem, Solarzeppeline?

Ganz zu schweigen von den Comics - frankobelgischen Starzeichnern wie Derib, Turk und Tabary, Uderzo/Goscinny, Dupa und Macherot… oder Hollands Altmeister Hans G. Kresse mit "Die Indianer" waren im Heft ebenso vertreten wie deutsche Künstler wie der gute, viel zu wenig gewürdigte Heinz Körner mit „Yinni und Yann“.

Zum 50-jährigen Jubiläum der YPS-Erstausgabe (mit dem Schleuderkatapult) erscheint dieses Best-of-Buch mit einer Auswahl der klassischen Comics der 1970er und 1980er und einem erhellenden redaktionellen Teil, der die YPS-Retro-Historie von 1975 bis heute auszuleuchten versucht.

Eins der absoluten Highlights in YPS, neben Buddy Longway: Hans G. Kresses gelungene Indianer-Saga (die erst später in Albenform bei Carlsen erschien)

Sogar Morris  kam in YPS zu Ehren: YPS-Cover mit seinem Westerncomic-Satire-Klassiker "Lucky Luke"

Hamann ist fraglos ein Kenner der Materie – und seine YPS-Geschichte bietet das eigentliche Highlight des neuen YPS-Sekundärbands. All das wird mit den gebotenen Comic-Strecken direkt verzahnt: Zur „Theorie“ also gleich die „Praxis“, da geht den YPS-Comic-Fans von ehedem vermutlich das Herz auf ... Etwa zum Thema „Eigen-Produktionen“ (S. 130ff.) neben den vielerlei frankobelgischen Storys wie etwa Buddy Longway, Asterix & Obelix, Umpah-Pah, Cubitus, Isnogud, oder Percy Pickwick und Robin Ausdemwald, all das kommt ebenso informativ wie unterhaltsam daher. Fazit: Ein insgesamt gelungenes YPS-Sekundärwerk zum 50jährigen Jubiläum und zu einem bemerkenswerten Stück westdeutscher Comic-Retro-Kultur-Geschichte.

Paradoxerweise übernahmen die Hamburger die Magazin-Mix-Idee aus Comic & Gimmick/Gadget zwar vom legendären, von der Kommunistischen Partei Frankreichs (KPF) herausgegebenen PIF Gadget die Grundidee, aber außer dem Hundecomic Pif und Herkules, kaum etwas an guten PIF-Comics – weder Paul Gillon, André Cheret (kam erst bei Bastei zum Zuge: Seine Steinzeitcomic-Serie „Rahan“) oder gar Hugo Pratt… auch keinen Raymond Poivet geschweige denn Mandryka oder Gotlib… die allermeisten der in YPS gedruckten frankobelgischen Comic-Klassiker stammten gerade eben nicht (!) aus der Vorlage PIF, obwohl PIF in seiner Blütezeit ein Füllhorn hochkarätiger Comics bot… da hätte man sich nur bedienen brauchen. Selbst die Indianer-Serie „Schwarzer Wolf“ von Jean Ollivier (Text) und Kline (Zeichnungen) blieb in YPS unveröffentlicht, kam auf Deutsch statt dessen bei Bastei…Warum bloß gingen die Leute von Gruner + Jahr in Sachen PIF-Comic-Übernahme nicht in die Vollen? Auch 50 Jahre danach ein absolutes Rätsel... stattdessen kaufte Hannelore Müller-Scherz frankobelgische Serien z.B. bei Lombard (Comic-Magazin "Tintin") ein... PIF-Serien wie Rahan oder Raymond Poivets Meisterwerk ließ man schnöde links liegen...dabei hätte dies das Comic-Niveau von YPS noch mehr aufgewertet... Eine vertane Chance...

Besser spät als nie: Egmont-Ehapa brachte im wiederbelebten YPS Prinz Eisenherz ins Spiel...

So kommen denn auch eher zweit- und drittklassige Western- und Dschungel- sowie Weltraum-SciFi-Comics zum Zuge, die naturgemäß a bissal an sattsam bekannte Vorbilder erinnern, wie Wangaroo an Tarzan oder Captain York an Hansrudi Wäschers Nick (und weitere Piccolos der 1950er und 1960er Jahre)...

Ohne die französischen Kommunisten gäbe es dieses Känguru nicht: YPS kam, sah und siegte in Westdeutschland, weil das kommunistische PIF Gadget Pate stand...

Trotz alledem: Vielfalt an Themen, Zeichenkunst und Quellen einerseits also, ähnlich in Figuren und Layout-Auftritte – war wohl das, was ein so rein westdeutsches Comic-Magazin wie YPS besonders auszeichnete, inklusive Kurz-Comics wie eben YPS & Co. oder die „Moderation“ der Gimmicks etwa durch den Comic-Hund Pif.

Die Kombination aus redaktionellem Teil und Comic-Inhalten bei der klassischen Micky-Maus wie auch den ost- und später gesamtdeutschen Mosaikschen Abrafaxe-Heften, Leser-Club und weitere aktivierende Elemente hatte zweifelsohne einen Vorreiter – und das war YPS.

Klar werden dürfte vor allem dies: Nostalgie wird den heutigen Erfolg neu aufgelegter früherer Magazine (bzw. Serien) ausmachen, publiziert primär für jene Käuferschaft der YPS-Boomer-Generation, die vor Jahrzehnten in einem passenden Alter waren – und nun auch zu Neuem greifen. Die Manga- und Tiktok-Generation Z wird sich aber wohl kaum durchs Retro-YPS hinterm Ofen hervorlocken lassen…

Eine der schönsten YPS-Comic-Serien ever: Deribs wunderbarer Westerncomic-Klassiker Buddy Longway, dank YPS erstmals auf Deutsch bekannt  gemacht (später bei Carlsen als Alben-Reihe)

Retro-YPS, das schon, aber gelingt, wie der Schreiber dieser Zeilen meint, erstaunlich gut, das Gebotene ist jedenfalls mehr als nur Alter Wein in neuen, Schläuchen“…

Doch mögen YPS-Interessierte sich schlicht selbst davon überzeugen, von dieser feinen Hardcover-Ausgabe, u.a. mit des YPS-Karos im Vorsatz... Bleibt nur noch: Wie wird‘s weitergehen, mit dem Retro-YPS-Magazin à la Egmont-Ehapa (plus Gimmick)? Nun, das wird schlicht vom Verkaufs-Erfolg zunächst einmal der Jubiläums-Doppel-Ausgabe abhängen, soviel ist klar: Daumen drücken & Hefte holen ...

Klar ist auch, das Goldene YPS-Zeitalter der 1970er und 1980er mit Massenauflage ist ein- für allemal vorbei, diese Zeit wird nicht mehr wiederkommen, so wie auch der Hefte-Markt von einst (von Bessy bis Gespenstergeschichten, Silberpfeil, Wastl, Felix bis Buffalo Bill unwiederbringlich verschwand. Egmont-Ehapa hat nach eigenem Bekunden nicht vor, das YPS-Heft in der alten Form wiederzubeleben. Nur die Erinnerungen an die gute, alte westdeutsche YPS-Zeit, die bleibt YPS-Liebhaberinnen und Liebhabern für immer. Aus diesem Paradies lassen sich hartgesottene YPS-Fans nicht vertreiben…warum auch?

 

 

Hanspeter Reiter (HPR)

COMICOSKOP-Bilderrecherche und Bild-Texte zum 50 Jahre YPS-Essay: Martin Frenzel

COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter, Autor dieses 50 Jahre YPS-Comicoskop-Essays, nennt in unserer Redaktion das Spezialgebiet "Deutsche Comic-Kultur" sein eigen. Der Münchner, Jahrgang 1953, lebt nach vielen Berufs- und Lebensjahren in Köln, nun wieder in der Heimat, ganz nahe bei München... "HPR" schreibt auch gerne und häufig über den deutschen Comic-Markt, die Verlage und über deutsche Comic-Geschichte (Rubrik: Comics made in Germany). Die Frankfurter Buchmesse ist sein Mantra. Da mischt er auch als COMICOSKOP-Vertreter in der neugegründeten IG Comic beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit. Zudem  gilt er mit Abstand als hurtigster Rezensent der COMICOSKOP-Redaktion, schreibt Besprechungen wie aus der Pistole geschossen -  ähnlich flink wie "Lucky Luke"...

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