COMICOSKOP: Zunächst zum Thema Erlanger Comic-Museum, das unser COMICOSKOP-Herausgeber und -Chefredakteur Martin Frenzel schon vor vielen Jahren als Erster angeregt hatte, Ende der 1980er und dann immer wieder, zuletzt im Comic-Jahrbuch 2000 und auf COMICOSKOP... - und für das Bayerns comic-affiner Ministerpräsident Markus Söder im COMICOSKOP-Exklusivinterview 2018 bereits seine starke Unterstützung angekündigt hatte - wie ist da denn inzwischen der Stand der Planung, für wann rechnen Sie mit Einweihung des Ersten Deutschen Comic-Museums Erlangen?
MINISTER MARKUS BLUME: Comics made in Bavaria – das hat Tradition! Bayern hat sich als Hotspot der Comic-Szene etabliert. Insbesondere in Erlangen schlägt das Herz der Szene: Wir sind stolz, dass hier mit dem Internationalen Comic-Salon die wichtigste Veranstaltung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum stattfindet. Diese Spitzenstellung wollen wir festigen – ein Comic-Museum Erlangen ist der nächste große Schritt. Wir stehen zu unserer Zusage, die Pläne der Stadt Erlangen und des Vereins Comicmuseum e.V. für ein Comic-Museum mit Beratungsleistungen und der finanziellen Beteiligung an einer Machbarkeitsstudie zu unterstützen. Die Vereins-Verantwortlichen stehen hierzu bereits in einem engen und konstruktiven Austausch mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, um ein zukunftsfestes, innovatives Museumsentwicklungskonzept zu erstellen.
COMICOSKOP: Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie uns ein konkretes Einweihungsdatum noch nicht nennen wollen… Wie begleiten Sie comic-relevante Aktivitäten, etwa von Comic in Bayern, dem Ableger der Illustratoren-Organisation - oder das Comic-Festival München im Juni 2025 oder die Superhelden-Ausstellung in Altötting in den Sommerferien?
MINISTER MARKUS BLUME: Mich begeistert es immer wieder aufs Neue, wie Comics die Macht der Bilder mit der Kraft des Erzählens vereinen. Comic ist einfach große Kunst! Ihre heutige Bandbreite ist beeindruckend – Comics erklären Wissenschaft, nehmen uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit oder entführen uns in Fantasiewelten. Comic ist Erkenntnisinstrument und Erzählmedium zugleich. Gerade weil die Comic-Szene in Bayern vielfältig und international vernetzt ist, ist es uns wichtig, den Austausch und die Sichtbarkeit zu stärken. Die Comic-Förderung hat ihren festen Platz in der staatlichen Literaturförderung: Von den Kunstförderpreisen über die Literatur- und Übersetzerstipendien hin zu den Verlagspreisen – schon seit Jahren sind die Auszeichnungsformate im Literaturbereich für das Format Comic geöffnet. Das ist aber noch längst nicht alles: Mit dem Förderpaket für die Freie Kunstszene bieten wir unserer Comic-Szene eine feste Heimat in der bayerischen Förderlandschaft. Auch der Kulturfonds Bayern sowie die Projektförderung im Bereich Literatur sind selbstverständlich für Comic-Veranstaltungsformate geöffnet. In diesem Rahmen haben wir bereits Projekte des Comic-Salons Erlangen wie das renommierte Internationale Comicseminar Erlangen und die Ausstellung „Urban Sketching – die Welt im Skizzenbuch“ gefördert oder auch das Format ArtZi für die unabhängige Comic-Szene im Rahmen des Comicfestivals Münchens.
COMICOSKOP: Was hat es denn mit der Initiative Comic in Bayern auf sich, wie sieht da die Rolle des Landes Bayern aus?
MINISTER MARKUS BLUME: Gerade im Bereich Comic zeigt sich das großartige Miteinander von Staat und Freier Szene in Bayern. Ich glaube, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass es die Initiative „Comic in Bayern“ und mit ihr eine Vielzahl an großartigen Veranstaltungen ohne staatliche Förderung in der heutigen Form nicht gäbe. Wir sind damals proaktiv auf die Comic-Szene zugegangen, die unseren Impuls wiederum tatkräftig aufgenommen hat. Für dieses Engagement mein großes Kompliment!
COMICOSKOP: Was sonst ist in Ihrem Ministerium geplant für 2025 oder auch später, worauf können wir uns schon freuen, rund um Comics & Co.?
MINISTER MARKUS BLUME: Bayern bekennt sich zur engagierten Kunst- und Kulturförderung gerade auch in schwierigen Zeiten und bleibt ein verlässlicher Partner. Eines ist sicher: Kunst ist immer in Bewegung! Und gerade im Bereich Comic beobachte ich, wie ein kreatives Pflänzchen nach dem anderen aus dem Boden treibt. Als Kunstministerium wollen wir beitragen, dass die Setzlinge in voller Pracht erblühen können. Wir sind dazu im intensiven Austausch mit den Verbänden, um die Förderung der Freien Kunstszene passgenau weiterzuentwickeln. Wenn ich die Comicförderung im deutschsprachigen Raum betrachte, so fehlt in Deutschland eigentlich ein Preis für das Lebenswerk. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir hier in Bayern mit solch einer Auszeichnung vorangehen. Comic ist außerdem ein wichtiges Medium an der Schnittstelle zur Kulturellen und Politischen Bildung. Interessant wäre daher eine Stärkung des Comics auch in der Lehre. Im Bereich Literatur ist das Kunstministerium Kooperationspartner der Bayerischen Akademie des Schreibens für Schriftstellerinnen und Schriftsteller – ein erfolgreiches Modell, das ebenso für den Comic-Bereich Impulse setzen könnte.
COMICOSKOP: Oha, ein bayerischer Comic-Preis für ein Lebenswerk wäre in der Tat bahnbrechend, auch wenn in Erlangen seit 1984 ein Max-und-Moritz-Preis auch fürs Lebenswerk vergeben wird… aber davon kann es ja nicht genug geben! Noch eine Frage zur Zukunft des Comics im digitalen Zeitalteer: Im ausführlichen Interview mit der FAZ (erschienen in der Ausgabe vom 27. Januar) plädieren Sie sehr für eine bayerische/deutsche/europäische KI-Initiative als Alternative zur US-amerikanischen, die ja inzwischen (man mag/muss es bedauern!) durchs chinesische DeepSeek konterkariert ist. Eine Menge an Kreativen verschiedener Genres hat mit Verve darauf aufmerksam gemacht, wie stark ihre Werke durch ChatGPT & Co. missbraucht werden, etwa auch bayerische Comic-Künstler: Wie sehen sie abwägend diese Gefahren, wie ist ihnen zu begegnen?
MINISTER MARKUS BLUME: KI kann viel – aber Kreativität braucht immer auch den Menschen! Ich bin der Auffassung, wir sollten neue Technologien so nutzen, dass wir als Menschen entlastet werden, dass wir mit unseren Begabungen und Talenten besser werden können. Wir sollten uns aber nie vollends in die Hände einer Technologie begeben. Fest steht: Künstliche Intelligenz wird nie mehr verschwinden. Sie wird uns immer begleiten und sie kann uns vielleicht zusätzlich zu kreativen Höchstleistungen anspornen. Entscheidend ist, dass wir einen aufgeklärten Umgang haben. Die Sorge der Kreativschaffenden im Bereich Illustration und Comic nehme ich ernst. Ich versichere: Bayern steht für Innovation mit Verantwortung. Der Schutz unserer Künstlerinnen und Künstler bzw. ihrer Werke ist essenziell.
COMICOSKOP: Herr Minister Blume, dann hoffen wir mal, dass auch das Projekt Deutsches Comic-Museum Erlangen unter Ihrem besonderen Schutz steht, schon bald dank der Hilfe des Freistaats Bayern in trockene Tücher kommt, nicht auf die lange Bank geschoben wird, gerne, wenn wir uns etwas wünschen dürfen: Bis allerspätestens 2034, denn dann feiert der Internationale Comic-Salon sein 50jähriges Bestehen - und gerne früher.... das würde den Nimbus Bayerns als deutscher Comic-Hochburg weiter stärken!