Comicoskop-Rubrik: Comics & Werbung

Ab sofort wird COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter hier regelmäßig über die wunderbare Welt der Werbecomics schreiben - vom "Lurchi"-Comic der Firma Salamander bis zum Carl Benz-Comic von heute... 

(c) H. Schubel: Lurchi-Comic / (c) Salamander (Lurchi Salamander, Nr.10, S.4, Kornwestheim, 1954)

1970 erschien der gut gemachte Kodak-Werbecomic "Uwes Abenteuer"... KMF / (c) Kodak

Eintracht Frankfurt-Werbung der anderen Art: Kurzcomics von Michael Apitz

Eintracht Frankfurt-Fanbuch der anderen Art: Mit Kurzcomics und Illustrationen...

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

„Lilli Pfaff und die Geschichte von Eintracht Frankfurt“: Ob

Eintracht-Fan oder eher weniger, das ist mal ein Fan-Buch der etwas anderen Art, heraus gegeben vom Societäts-Verlag, einem Tochter-Unternehmen der FAZ, wie nahe liegend

 Die etwas andere Art entsteht durch eingestreute Illustrationen, die dem Band phasenweise durchaus Comic-Charakter verleiht – durchaus mal Seiten überlappend oder tatsächlich als Comic = Panelfolge (S. 62). Ich gestehe, die Story hat mich nur bedingt interessiert, deshalb sei sie einfach kurz zitiert, mit

Verlags-eigenen Worten: „Steht auf, wenn Ihr Adler seid! Die drei sind ziemlich oft zusammen: Bonifaz Pfaff, Rentner und Zeit seines Lebens Eintracht-Fan, seine Enkeltochter Lilli Pfaff,

neun Jahre, Viert-Klässlerin und linke Verteidigerin in der Jungenmannschaft beim FC Eschersheim, sowie "Adler", der eigentlich ein Papagei ist, dies aber beharrlich verleugnet.

Auch Lillis Herz schlägt für Eintracht Frankfurt. Sie will so viel über ihren Verein wissen, dass sie ihrem Großvater immer wieder Fragen zu allem rund um die Eintracht stellt. Und so erfahren wir in vielen Gesprächen und auch dank Adlers fundiertem Ergänzungswissen alles Wichtige über die Geschichte des Frankfurter Traditionsklubs. "Adlerträger - Lilli Pfaff und die Geschichte von Eintracht Frankfurt" ist genau genommen ein Eintracht-Jahrhundert-Buch mit Illustrationen und Kurzcomics! Nicht nur für Fußball- bzw. Eintracht-Kenner, sondern gerade auch für alle, die samstags mitfiebern, aber nicht so genau wissen, wie das damals alles war: welche großen Spiele die Eintracht abgeliefert hat, wie das mit dem Europa-Cup war, wie die großen Helden des Vereins hießen usw. Vor allem auch die jüngere Vergangenheit kommt ausführlich zur Wort. Nicht so richtig ernst erzählt von Henni Nachtsheim, der einen Hälfte des Comedy-Duos "Badesalz",  und auch nicht so ganz ernst gezeichnet von Michael Apitz! Genau jenem Michael Apitz übrigens, aus dessen Feder schon die Rheingau-Asterix-Reihe "Karl der Spätlesereiter" stammte... Zwischen 1988 und 2004 erschien stolze zwölf "Karl"-Bände. Es folgten die Motorradcomicserie „Chris & Marty“ (2003) und die Semi-

Comicgeschichten vom „Rheingauner“. Seit 2007 zeichnet der 1965 in Eltville am Rhein geborene Apitz die Comic-Serie Im Adler-Olymp,  die zu jedem Heimspiel von Eintracht Frankfurt in deren Stadionheft erscheint. Schon "Karl" war ja eigentlich ein versteckter Rheingau-Wein-Werbecomic, wenngleich gut gemacht...

Schön, wenn zu den ausufernden Merchandising-Produkten von Fußball-Teams (Trikots, Schals, usw. usf.) endlich auch mal Lesbares kommt – konnte ich bisher nur für eben Eintracht Frankfurt entdecken. Zur Nachahmung empfohlen, und erst recht mit Comics… Fazit: Werbung einmal anders, Werbung mit Comics lohnt sich.

HPR

Bilder: (c) Michael Apitz

(c) ak-Verlag 1993 Patrick Kunkel/Michael Apitz

Adlerträger.  Henni Nachtsheim/Michael Apitz, Societätsverlag, Frankfurt/Main 2015, ISBN 978-3-95542-119-9

Carl Benz als Comic-Figur: Erstklassig gemachter Werbecomic

Biografische Bildgeschichte über den Erfinder des Automobils

Von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

Den Hinweis auf diesen „Corporate-Comic“ verdanke ich Bettina Severin-Barboutie, erhalten während ihrer Schluss-Moderation zu meinem Vortrag bei der ComFor-Jahrestagung 2015 in Frankfurt, zum Thema „Geschichts-Comics: Wie und wo finden sie ihre Leser in Deutschland?“. Darin hatte ich einen Bezug hergestellt zu „Comics und Werbung“, verbunden mit dem Fachbegriff „Corporate Publishing“ – und genau darum geht es hier:

Die frühe Geschichte des Automobil-Konzerns Mercdes-Benz als Personen-Story zu erzählen, personifizierte Unternehmens-Geschichte also. Story-telling als Verlängerung einer Art „New Journalism“, das den Leser (hier: Betrachter-Leser) stärker ins Geschehen zieht als rein dokumentarisches Berichten. Gewiss, dieser Comic ist nicht der erste Auto-Werbecomic - erinnert sei Moebius' Citroen-Werbecomic vor Jahren - aber er überrascht durch seine hohe Qualität.

Wer sich diesen edlen Comic gönnt, im Großformat, Hardcover, Schutzumschlag, 4c Hochglanz-Papier, aus der Feder des erstklassigen belgischen Zeichners Willy Harold Williamson und des Autors Martin Grünewald, erfährt viel über Carl Benz.

Benz als Mensch, in seinen Rollen als Ingenieur, Geschäftsmann wie auch Familienvater, Irren & Wirren inklusive. Da geht es um Benzens Patentanmeldung seines dreirädrigen Motorwagens am 29. Januar 1886, der  den Geburtstag des Automobils markiert. Aber auch um die wichtige Rolle seiner Ehefrau Bertha Benz. Deren legendäre erste Fernreise vor 125 Jahren von Mannheim nach Pforzheim, gemeinsam mit den Söhnen Eugen und Richard, ist ebenfalls Teil der Comichandlung.

Ein wirklich kompetenter Einblick in die Entwicklung des Marktes rund ums Automobil, exzellent recherchiert, immerhin direkt an der Quelle, grafisch sorgsam und detailgetreu umgesetzt: Ein Meisterwerk also!

So ein gelungener Comic als „Neunte Kunst“ im Auftrag eines Unternehmens erinnert naturgemäß an die Werbung im frühen 20. Jahrhundert, als Dichter damit beauftragt wurden, für Anzeigen, Plakate etc. zu texten, gar zu dichten: Seinerzeit war Gereimtes durchaus in!

Und auch auf grafischer Seite gibt es eine lange Tradition, „reine“ Kunst mit Kommerz direkt in Einklang zu bringen, warum also sollte das beim Comic anders sein?

Erfreulich jedenfalls, dass ein Unternehmen bereit ist, ein solches Unterfangen zu finanzieren: Hätte Leser das ausgerechnet bei Daimler-Benz erwartet? Ich bin wirklich erfreut und empfehle: Lesen! Übrigens auch als Ausgabe in chinesischer wie russischer Sprache veröffentlicht, wenn auch derzeit vergriffen…

PS: Mehr und mehr Comics wandern in die Werbe-Landschaft ein, dazu bei Gelegenheit mehr auf comicoskop.de! Dies ergänzend, Einbau einer Sprechblase in einen Prospekt für ein Weiterbildungs-Event, siehe www.impulstage.gabal.de.

(c) aller Abbildungen: (c) Mercedes Benz

Carl Benz – Ein Leben für das Automobil, Grünewald/Williamson, Sonderedition Mercedes-Benz Classic, ISBN 978-3-/ B-Nr. B66055947 (Store), EUR 19,80

Die Figurenwelten rund um Karl May

...mit nur einem Manko: Es fehlen die Comics! / Fokus auf Spielfiguren / Ein bibliophiles Werk übers Karl May-Merchandising

Auf 432 Seiten im quadratischen Format, ansonsten im gewohnten Karl-May-Look & Feel, bieten die Autoren Malte Ristau und Wolfgang Willmann sozusagen die „Gesammelten Werke“ zum Merchandising rund um Karl May, inkl. einer allgemeinen Einführung & Einordnung zu „Spiel- und Sammelfiguren aus Zinn“ (S. 11ff.).

 

 

(c) Karl May Verlag

 

Wobei die „Figurenwelten“ generell geboten sind, nämlich auch jene aus „…, Masse und Kunststoff“, so der Untertitel ergänzend. So sind gleich die beiden Teile definiert, fast gleich verteilt und von je einem der Autoren beigetragen: Sagenhaft, was hier präsentiert wird, welche Fülle an Figuren im Laufe von 100 Jahren heraus gegeben und gesammelt wurden!

Der Fokus lag meist auf „Spielwaren“, wobei viele junge Fans mit Sicherheit ihre Leidenschaft ins Erwachsenenleben hinüber gerettet haben, ähnlich (zu gewissen Zeiten jedenfalls) Zinnsoldaten oder (wenn auch schwindend) Modell-Eisenbahnen. Wie der Verlag selbst schreibt: „Sowohl Karl-May-Freunde als auch erfahrene Figurensammler werden staunen, in welcher Vielfalt die Helden des sächsischen Schriftstellers figürlich abgebildet worden sind und noch immer werden. Der Band wendet sich sowohl an die Sammler von Zinnfiguren als auch an die Liebhaber der in großer Vielfalt erschienenen Kunststoffminiaturen. Der Leser findet hier - neben historischen Erläuterungen - ausführliche Beschreibungen der Figuren im Zusammenhang mit den Werken von Karl May und den Schauplätzen seiner Erzählungen. Der Wilde Westen kommt dabei ebenso zur Geltung wie die Abenteuerregionen des Orients, Afrikas und der Südsee - mit einer Fülle farbiger Abbildungen.“

In der Tat, ausgiebige tabellarische und grafisch aufbereitete Übersichten bilden exzellenten Zugang für Sammler, während die als Story aufgemachten Detail-Beschreibungen bestens SW- und 4c-illustriert sind …

Doch was hat das nun mit Comics zu tun, so dass Comicoskop diese Neuerscheinung rezensiert? Immerhin verzichtet ein „Rundum-Anbieter“ wie Hummel-Comics darauf, Karl-May-Figuren zu offerieren, anders als bei „echten“ Comic-Figuren (wie Tim & Struppi, Asterix & Co. usw.). Doch auch bei Karl May sind das „Line-extensions“, also ein Verlängern der Marke – schließlich hat es immer wieder auch Comic-Editionen zu Karl-May-Romanen gegeben. Eigenständig oder als Serie anderweitig integriert, man denke nur an Helmut Nikels hervorragenden Winnetou, bei Bastei beides, sonst etwa Walter Neugebauers nicht minder herausragende Comicadaption bei Fix&Foxi etc. oder die von Juan Arranz. Die übrigens finden sich durchaus auch bei Hummel, wie eine rasche Recherche ergibt … So lässt sich aus Romanen wie den Comic-Pendants ableiten, dass aus literarischer Vorlage durchaus ein Überleiten in die „reale Welt“ erfolgen kann, z.B. durch Nachspielen von Geschichten mithilfe von Figuren. Zu denen es tatsächlich Spielvorlagen wie auch komplette (und komplettierbare) Lebenswelten gibt: Ein umfangreiches Kapitel ist diesem verbindenden Element gewidmet, siehe „6. Visualisierung der Abenteuerfantasien und des Geschichtsinteresses mit Zinnminiaturen“ (S. 165-219). Zum visuellen Element im Comic (und übrigens natürlich auch im Film, dort im Bewegtbild – oder gar in natura, siehe Bad Segeberg, nun ohne Pierre Brice …) kommt hier also das haptische – fürs auditive werden die Spieler dann schon selbst sorgen. Und häufig mit „Geräusch-Kulisse“, womit ein weiteres verbindendes Element zum Comic aufpoppt, siehe die lautmalerischen Ikons oder auch pseudo-verbalen Texte! Quod erat demonstrandum: Von der rein textlichen Literatur über den Comic (die Neunte Kunst!) hin zum aktiven Nacherleben – unterschiedliche Stufen von Fantasie sind gefragt und werden eingebracht. Wer weiß, vielleicht folgt ja noch ein Kompendium Comic-Welten nach Karl May über die Vielfalt der Karl May-Comicadaptionen. Wünschenswert wäre es!

HPR

(c) Helmut Nickel & Comicplus

(c) Helmut Nickel & Comicplus

Inzwischen eine Rarität: Das berühmte Zeichenbuch aus der Feder Walter Neugebauers... / (c) Rolf Kauka Media

(c) Rolf Kauka Media

(c) Rolf Kauka Media

Figurenwelten nach Karl May, Malte Ristau / Wolfgang Willmann, Karl-May-Verlag, ISBN 978-3-7802-0128-7, 39,80 Euro

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