Comicoskop-Rubrik: ASTERIX - Die Comic-Inspirationen des René Goscinny (1926 - 1977)

2016 feiert er posthum seinen 90. Geburtstag, ein Jahr später - 2017 - ist sein 40. Todestag: Star-Texter  René Goscinny (1926 - 1977). 2019 gar begeht "Asterix" - erstmals erschien 1959 - sein 60jähriges Jubiläum.  An dieser Stelle veröffentlicht das COMICOSKOP in lockerer Folge Artikel zum Thema: Durch welche Einflüsse ließ sich der geniale Comic-Texter des Bestsellerphänomens "ASTERIX", René Goscinny, inspirieren?   


Genialer ASTERIX-Comictexter und -erfinder René Goscinny (1926 - 1977): Durch welche Einflüsse ließ er sich zur Idee der Serie ASTERIX inspirieren? Foto: (c) ARTE TV

Fiel Asterix Britannica vom Himmel - oder standen Don Camillo & Peppone Italia Pate? 

Comicoskop-Quellenforschung: Asterix bei den Briten - oder doch nur in der italienischen Provinz???

Eine Nachforschung von Comicoskop-Reporter Hanspeter REITER (Köln)

Zwei Ur-Klassiker der Filmgeschichte Don Camillo und Peppone alias Fernandel und Gino Servi in der gleichnamigen italienisch-französischen Komödie...

Bild: (c) ARD Degeto

Und hier noch eine weitere potenzielle Quelle zu ASTERIX, an

die sich der eine oder andere COMICOSKOP-Leser erinnert fühlen mag – ergänzend zum Artikel meines COMICOSKOP-Kollegen: „War ASTERIX noch niemals in New York? Ist der tapfere Gallier

inspiriert durch einen US-Comic des Jahres 1942? Eine Investigativ-Recherche von Comicoskop-Redakteur Tillmann Courth“.

Bei unserer Comicoskop-Redaktionssitzung Ende 2014 kamen wir  darauf, dass wir gleich zwei Mitglieder der COMICOSKOP-Redaktion parallel etwas entdeckt zu haben meinten.

Mein Teil fällt kürzer aus – und zudem schlicht schwarzweiß:

Sie erinnern sich an den Klassiker „Asterix bei den Briten“ von 1966, die beinahe Schlacht-artigen Szenen beim Rugby?

Hmm, legen Sie das Album VIII mal auf Seite 38 und 41 (Ehapa 1975) aufgeschlagen neben diese beiden Screenshots – kommt Ihnen bekannt vor? Genau, ist entnommen aus dem italienischen Filmkomödien-Klassiker „Don Camillo und Peppone“ (1952).   

(c) www.doncamillo-online.eu

 Es geht ums Slapstickhafte, jenseits „normaler“ Szenerie.

Bis hin zum Durchsetzen eines einzelnen „starken Mannes“, hie: Obelix. Um das Sichaufbäumen eines Teams, hie: Zaubertrank-gedopte Spieler. Und letztlich …  

(c) www.doncamillo-online.eu

Screen Shot aus Streaming -

(c) www.doncamillo-online.eu

Immerhin war Asterix-Texter René Goscinny nach seinem von Comicoskop-Redakteur Tillmann Courth exklusiv fürs COMICOSKOP geschilderten New York-Abenteuer seit 1950 wieder in Europa, hatte sich in Brüssel niedergelassen – und wird sich durchaus auch mit dem Medium Film befasst haben: Immerhin war er später am Entstehen einiger Trickfilme zu Tim und Struppi, Lucky Luke und – Asterix beteiligt (Anfang und dann Ende der 1960er Jahre).

Und Albert Uderzo, der Asterix-Zeichner (geboren 1927)?

Nun, immerhin ist er Sohn italienischer Einwanderer, die „erst“ 1934 die französische Staatsbürgerschaft erhielten. Er ist in Frankreich geboren, dürfte jedoch durchaus Einfluss von beiden Kulturen erlebt haben. Und so mögen auch die Filme rund um die beiden Streithähne und zugleich „ziemlich besten Freunde“ sein Interesse geweckt haben. Und im allerersten dann die gezeigten Szenen … Den es, nebenbei

bemerkt, natürlich auch auf Französisch gibt, hätte er ihn doch nicht auf Italienisch gesehen: "Le petit monde de Don Camillo".

Ein Schelm, wer …

Wobei hier wie so häufig gilt: Weiß ich Künstler (Autor, Szenarist, Drehbuch-Schreiber, Regisseur … Zeichner) noch, was alles ich einmal gesehen habe und was nun in meine Arbeit einfließt? Jedenfalls könnte dies ein weiteres Häppchen sein,  in der Entstehungsgeschichte eines großen Comics!

 

© HPR 2015 fürs COMICOSKOP.  

Lesetipp: Nach wie vor eins der besten Asterix-Alben:

"Asterix bei den Briten"

Egmont Ehapa Verlag

(Deutschland-Premiere 1971, Original: Astérix chez les Bretons, 1966)

(c) Egmont Ehapa Verlag sowie Editions Albert-Rene

(c) Albert Uderzo / René Goscinny

Comicoskop-Redakteur Hanspeter Reiter ist Comic-Experte aus Leidenschaft und lebt in Köln. Comicoskop-Kürzel: HPR.

Buenos dias Argentina, Asterix:                   Nahm René Goscinny Anleihen bei einem argentinischen Comic namens "Patoruzú"?

Liegt die Wiege der Serie Asterix in Argentinien? / Fragt das französische Polit-Magazin "Le Nouvel Obsérvateur" /  Populäres Helden-Duo im argentinischen Comic  "Patoruzu" hat Superkräfte wie Obelix und Grips wie Asterix...

Auf den argentinischen Spuren des René Goscinny - Ein Bericht von COMICOSKOP-Redakteur Martin Frenzel

(c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

Kommt das Vorbild für Asterix aus Ost-Patagonien (Argentinien)? Glaubt man der angesehenen französischen Polit-Zeitschrift "Le Nouvel Obsérvateur" - in der einst Claire Brétechers "Les Frustrès" (dt. Die Frustrierten) erschienen, dann muss das Kapitel der Anleihen des René Goscinny für seine gallische Erfolgsserie "Asterix" nun auch noch um eine ARGENTINISCHER TANGO-Variante erweitert werden. Wie COMICOSKOP weltexklusiv enthüllte, gibt es frappierende Ähnlichkeiten des Asterixschen Figuren-Mikrokosmos mit der heute in Vergessenheit geratenen US-Serie "Alec the Great" (siehe COMICOSKOP-Aufmacher "War Asterix noch niemals in New York?"). Freilich: Vor Amerika kam bei Goscinny die längste und prägendste Zeit Argentinien. Denn noch VOR seiner US-Phase lebte René Goscinny viele Jahre - von 1928 bis 1945 - in Argentinien, in der Hauptstadt Buenos Aires, wuchs dort auf, verbrachte nahezu seine komplette Kindheit und Jugend in dem lateinamerikanischen Comic-Eldorado (in das es nicht umsonst große Künstler wie Alberto Brecchia oder Hugo Pratt verschlug.

Als Goscinnys Eltern dorthin auswanderten, war der kleine René gerade mal zwei Jahre alt - und als er das Land wieder verließ, 19 Lenze.

So zeigt eine im März 2015 in der argentinischen Hauptstadt eröffnete Ausstellung "Asterix in Buenos Aires", dass Asterix-Schöpfer Goscinny offenkundig deutliche Anleihen bei dem beliebten argentinischen Comic "Patoruza" nahm: Darin spielen zwei Helden eine Hauptrolle - ja, Sie ahnen es vielleicht schon, ein intelligent-scharfsinniger kleiner Gnom mit übermenschlichen Zauberkräften (als wäre er in einen Zaubertrank gefallen!), in diesem Fall ein argentinischer Indianer. Sein Counterpart ist eine korpulenter Hüne, der aussieht wie... genau!

(c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

(c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

"Patoruza"-Schöpfer Dante Quinterno - umgeben durch seine Figur...

(c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

"Patoruza"-Schöpfer Dante Quinterno - umgeben durch seine Figur... / (c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

Dieser Koloss, jüngerer Bruder des kleinen, gewitzt-inteligenten, aber auch superstarken großen Bruders Patoruza heißt übrigens Upa... also verdammt ähnlich dem Helden jener Serie, die Uderzo/Goscinny noch vor Asterix auf den Markt bringen: Dem Indianer "Umpah-Pah" (geschaffen 1951, aber erst von 1958 an im Magazin "Tintin" ein Erfolg). Und diese Figur erinnert uns natürlich an eine Art Proto-Obelix, einen Vorläufer des weltberühmten Hinkelsteinlieferanten...

Das Magazin "Nouvel Obsérvateur" zitiert Leopold Koulesz, den argentinischen Asterix-Verleger Goscinnys mit den Worten, dieser sei zweifelsohne in seiner argentinischen Jugend stark durch "Patoruza" geprägt worden, aber als "Genie", das er war, eben nicht nur. Darin liegt wohl der Schlüssel zum Verständnis des genial-begnadeten Eklektikers René Goscinnny (1926-1977): Dass er - was ja in der Kunstgeschichte der Menschheit desöfteren vorkommt - Anleihen allerorten nahm. Auch Altmeister Hergé war derart eklektisch begabt. Ein Cicero wäre ohne diesen Eklektizismus undenkbar, ebenso die Postmoderne, die Architektur, die Künste...

Die Ausstellung "Asterix in Buenos Aires", die noch bis zum 3.Mai 2015 in Buenos Aires zu sehen ist, stellt eine Koproduktion dar zwischen der Stadt Buenos Aires und der dortigen französischen Botschaft. Sie war bereits Anfang 2014 in der Pariser Nationalbibliothek zu bewundern.

(c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

Patoruzú gilt als populärste argentinische Comic-Serie

"Patoruza"-Schöpfer Dante Quinterno - umgeben von seinen Comic-Figuren... / Foto: (c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

Es war Dante Quinterno (1909-2003), der die Comic-Serie Patoruzú  1928 schuf - eine Art argentinischer Walt Disney, Zeichner und auch Verleger. Noch heute gilt die Comic-Serie als die populärste Comic-Figur Argentiniens. Der Titel der Serie ist wohl eine Anspielung auf eine damals populäre Süßigkeit - genannt "Pasta de Orozú"...

Der Comic erschien erstmals 19. Oktober 1928 unter anderem Namen ("Curugua Curuguagüigua") als Strip in der Tageszeitung Critica. 1935 wechselte der Comic zur Morgenzeitung "El Mundo". Von 1936 an kam neben dem Zeitungscomic noch ein Comic-Magazin hinzu, das alsbald mit 300.000 Auflage im nachgerade wöchentlichen Turnus zum großen Publikumserfolg geriet. Am 30. April 1977 erschien die Serie letztmalig.

(c) Dante Quinterno / Los Tehuelches S.A.

Fazit: Das Genie Goscinny, der fast 20 Jahre seines Lebens in Argentinien verbrachte (und erst dann nach kurzem Intermezzo in Frankreich seine US-Phase begann) und zu Recht als ein unübertroffener Meister des Wortspiels, der anspielungsreichen Ironie und der treffsicher-witzigen Dialoge gilt -  hat sich wohl demzufolge (auch und gerade) durch den argentinischen Humor-Superheldencomic der anderen Art, das Indianer-Duo der Serie "Patoruzú" inspirieren lassen...

Das Bestsellerphänomen "ASTERIX" sah sodann das Licht der Welt vierzehn Jahre nach Goscinnys Abschied aus Argentinien - am 29. Oktober 1959 im Comic-Magazin "PILOTE". Heute blickt die Serie Asterix auf eine weltweite Gesamtauflage von 350 Millionen Exemplaren und Übersetzungen in 111 Sprachen der Welt zurück. Und offenkundig auf eine Reihe von Ideengebern - von Buenos Aires über New York bis zu "Don Camillo und Peppone"-Filmen... Wie dem auch sei: Das Mosaik der René Goscinnyschen Inspirationen vervollständigt sich immer mehr...                                             

 

 KMF

Comicoskop-Herausgeber und -Chefredakteur Martin Frenzel: ASTERIX-Leser und -Fan seit 1969.

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