Comicoskop-Rezensionen: Fachbuch

Sekundärliteratur rund um die grafische Literatur

Pflichtlektüre für Tintinologen und Hergé-Fans

Endlich in deutscher Sprache: Philippe Goddins sekundärliterarischer Meilenstein über die "Kunst von Hergé" / Band 1: 1929 - 1937 /   Überraschend: Kölner Atomax Verlag statt Carlsen / Zwei Bände folgen 2016 und 2017...

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Martin  Frenzel


(c) Hergé / Moulinsart / Atomax



Johann de Moors Blick auf den Ahnvater der europäischen Comic-Kultur Hergé alias  Georges Remi (c) Johan de Moor


(c) Baseler Cartoon-Museum

(c) Hergé / Moulinsart / Atomax

Philippe Goddin: Die Kunst von Hergé - Schöpfer von Tim und Struppi Bd.1: 1907 - 1937 / 207 Seiten, Hardcover,   ISBN: 9783946103004   Verlag: Atomax Köln 2015    

Das  sind doch nur Wegwerf-Helden!

„Regrettable Superheroes“ auf dem Müllhaufen der Comicgeschichte entdeckt

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth

Das ist genau mein Buch. Das hätte eigentlich der hier schreibende COMICOSKOP-Rezensent schreiben müssen! Aber ich bringe es nicht fertig, Superheldencomics zu lesen…Das hat für uns Jon Morris getan – und sich durch offenbar TAUSENDE Comichefte der Jahre 1938 bis 1993 gewühlt. Seine Leidenschaft sind die Eintagsfliegen unter den Supermenschen 

Meine Wenigkeit (nicht umsonst der „Comic-Snob“ der COMICOSKOP-Redaktion!) rümpft die Nase über eklatanten Unfug wie SPIDER-MAN, die X-MEN oder die FANTASTIC

FOUR. Solche Helden aber sind harmlos – im Vergleich zu den echten Groteskerien, die das Comicbusiness im Laufe von über 70 Supergeschäftsjahren hervorgebracht hat. Ausgewürgt hat, möchte ich sagen!

Totgeburten wie CAPTAIN TRUTH, KANGAROO MAN, RAINBOW

BOY, GUNMASTER, POW-GIRL, THE FERRET oder THUNDERBUNNY.

Die Comic-Historie ist reichlich gesegnet mit verzweifelten Versuchen, aus dem Setzkasten der Superkräfte originelle Helden zu konstruieren. Manchmal geraten diese Kreaturen dann ZU originell. Originell im Sinne von bizarr, skurril und aberwitzig.

Morris traf letztendlich eine Auswahl und versammelt

nun 100 „Bedauernswerte“ in seinem herrlichen  Häppchenschmöker (jeder Eintrag erhält in der Regel nur zwei Seiten, manchmal sind es auch drei).

Man hat als Leser hier großen Spaß, vor dem Einschlafen noch schnell eine Portion Wahnsinn zu schnuppern man lernt dabei auch eine Menge über Comicgeschichte!

Zum Beispiel, dass es 20 Jahre vor Spider-Man eine SPIDER-QUEEN gab, die in drei Heften  des Jahres 1941 („The Eagle“ von Fox) auftauchte. Shannon Kane kann aus speziell gefertigten Armreifen Spinnenfäden verschießen und sich daran von

Hausdächern schwingen! Klingt bekannt?

Spider-Queen1  - © Fox Features, the respective copyright holders

Totgesagte leben länger:

Wundersame Wiederauferstehung jenseits der Alpen: Die Comixene ist wieder da!

Schweizer Verleger und Ur-Mitbegründer des Fachmagazins René Lehner setzt neben Comic auf Cartoon / Gelungener Start: Feuilleton für grafische Literatur statt Tunnelblick für Comic-Nerds    

Eine Gemeinschafts-Rezension der COMICOSKOP-Redakteure Tillmann Courth und Martin Frenzel

Cover: (c) Rätselfactory AG / Comixene / René Lehner

Der Schweizer Comic-Zeichner ("Bill Body", "Fred Flamingo", "Willy", "Oscuro"), Cartoonist und Rätselheft-Verleger René Lehner hat wieder Lust auf Comicjournalismus – und kurzerhand das "Baby“ von 1974, an dessen Geburt er gemeinsam mit Thilo Rex und Andreas C. Knigge maßgeblichen Anteil hatte, die COMIXENE, wieder aus der Taufe gehoben.

Es war immerhin Lehners Idee, aus Knigges und Rex' Fanzine "Comics Maker" ein international orientiertes Heft zu machen - nach dem Vorbild der damals schon legendären Fachzeitschriften in Europa, der niederländischen Stripschrift oder der französischen Phénix. 1978 gründete man die Edition Lehner & Knigge (kurz danach umbenannt in Becker & Knigge).

2012 hatte die Comixene, die heute unter Kennern, was die Golden-Age-Phase 1977/78 bis1982 angeht, noch immer als beste Fachzeitschrift in deutschen Landen gilt, unter der Ägide  des Niedersachsen Martin Jurgeit Schiffbruch erlitten,  segnete sang- und klanglos das Zeitliche. Das Remake von 2003 bis 2012 misslang, war gewiss kein Ruhmesblatt.

Will es noch einmal wissen: Der neue, alte Herausgeber der einstigen Fachmagazin-Legende: Der in Zürich lebende René Lehner (rechts im Bild: Die Nr.1 der Comixene von 1974) / (c) René Lehner  

Wundersame Wiederauferstehung  nach drei Jahren Funkstille, die nunmehr dritte in der wechselhaften Geschichte des Journals: Mit der Nummer 116 (Datum: Herbst 2015) soll das Pionierblatt der Szene von nun an wieder dreimal jährlich an den Kiosk gehen. Nach der Devise: Totgesagte leben länger!

Man merkt dem neuen, alten Chefredakteur und Herausgeber René Lehner (Jahrgang 1955) an, dass  er sich mit Verve und Vergnügen ins Geschehen wirft. Und offenbar bewusst an bessere Zeiten, die profunden Qualitäten der alten Comixene der 1970er und frühen 1980er Jahre, wieder anknüpfen will. An jene Zeiten also, als Kenner wie die Hartmut Beckers, Andreas Knigges und Achim Schnurrers  oder Paul Derouets und Klaus Strzyzens die Geschicke der Zeitschrift prägten. Von den Korrespondenten ganz zu schweigen, die aus aller Welt berichteten... Die CX bot eine Qualität, die deren Nachfolger danach bis dato nie wieder zu erreichen vermochten. 

Unvergessen, die kenntnisreichen CX-Themenhefte von ehedem - sei es zum Imperium Rolf Kaukas, über Tarzan oder das Science Fiction-Genre. Oder die Streitlust des Magazins, etwa mit Blick auf den Condor Verlag...

Das Gros der Artikel der neuen Comixene des Jahres 2015 stammt von Lehner selbst und erfrischt nicht nur durch Kompetenz, sondern auch den „Zeichnerblick“ auf seine Themen. Weder unter Joachim Kaps (heute Tokyopop-Herausgeber und Manga-Verleger) und Thomas A.T. Bleicher-Viehoff, noch später, von 2003 an, unter dem Nordlicht Jurgeit vermochte es die Comixene, die großen Fußstapfen jener guten alten CX-Zeit zu füllen. Der Name blieb zwar der alte, aber es fehlte doch an Esprit, Klasse und zuletzt streckenweise auch zuweilen an Tiefgang. Die Nacheiferer lösten das Qualitätsversprechen des klangvollen Titels häufig nicht ein. Die Comixene-Neuaufgüsse waren in jener Zeit ein wenig wie Asterix ohne René Goscinny: Es fehlten der Pep, der Biss, der Charme - und auch der Mut, neue Wege zu wagen. Es herrschte nicht selten Mittelmaß. 

Unter René Lehner weht jetzt auf einmal, das ist zu spüren, ein neuer, wohltuend frischer Wind: Deutlich spürbar in seiner Entdeckung des Cartoonisten Yves Nussbaum (alias Noyau) und seinen Erfahrungen mit der Software „Manga Studio“.

Dem Herausgeber redaktionell zur Seite stehen Christian Maiwald, Stefan Pannor und auch der ehemalige COMIXENE-Blattmacher Martin Jurgeit, der den deutschen Zeichner Nic Klein porträtiert, zudem etwas verspätet den Stand der Dinge bei CHARLIE HEBDO nachträgt (den man ausführlich zuallererst in Deutschland und von Anfang an bei uns auf COMICOSKOP verfolgen konnte).

COMIXENE bietet wie seine Konkurrenten das Unvermeidliche (Termine, Werbung, Nachrufe und Rezensionen – solche Beiträge

sind immer stilistisch uniform und austauschbar), besticht dann aber doch durch Lehners Konzeptwillen: In der Rubrik „studio“ gibt es Insider-Infos (Wieland-Übersetzerpreis an Uli Pröfrock oder Ralf Königs Zeichenutensilien), und bei „cartoon“ ein fabelhaftes Feature über gleich acht (!) wunderbar

komische Cartoonistinnen. Hier vermisst man Sarah Burrini, aber die ist  ja auch schon VIP - und gleich auf der nächsten Seite prominent per Verlagswerbung vertreten…

Unser persönliches Highlight der Ausgabe: Ein  wunderschön aufgemachter Bericht über die sog. „Neue Frankfurter Schule“ (Teil 1 von… na, mindestens 2). Lehner steigt unter der Rubrik „cartoon history“ in die Archive, rekapituliert die Geburt der modernen deutschen Satire (die ihren Ausdruck in den Magazinen PARDON und TITANIC fand). Da hätte man als Leser sofort weiterlesen mögen!

Fazit: Lehners rundum erneuerte, im Bund geleimte und jetzt eidgenössische COMIXENE macht auf Anhieb richtig Spaß. Es ist eine andere Comixene als bisher, die uns da begegnet. Eine Comixene, die Lust aufs Weiterlesen macht. Eben weil es kein Comicfachmagazin für die Tunnelblick-Comicnerds sein will, sondern ein Feuilleton für grafische Kultur. Toller Ansatz, finden wir. Der Schwerpunkt liegt (zumindest in dieser Wiederauferstehungs-Nummer 116) klar auf Komik und Cartoon. Ist auch unser Faible. Superheldenfreunde schauen ein bisserl in die Superröhre. Das Frankobelgische dürfte in Zukunft gern noch eine Prise mehr - über "Charlie Hebdo" hinaus - zur Geltung kommen. Aber, noch einmal: Die Richtung stimmt...

Fazit: Das Spiel ist eröffnet. Der Neustart gelungen. Neben der SPRECHBLASE aus Wien und ALFONZ aus dem hohen Norden  jetzt also wieder COMIXENE - diesmal aus der Schweiz. Bleibt zu hoffen, dass Platz genug ist für drei Magazine in deutschen Landen. Der Markt ist eng und hart. Man darf gespannt sein, wie sich die jenseits der Alpen, wie Phönix aus der Asche wiederauferstandene Comixene inhaltlich innovativ weiter mausert...

Große Leseprobe einzusehen über die Homepage von COMIXENE unter

100 Seiten, im Bund geleimt - € 9.80 (D)   CHF 9.80 (CH)   € 10.80 (A)  Comixene, Rene Lehner, Bauherrenstr. 9, CH-8049 Zürich, Schweiz.

Aus der Versenkung geholt: Die Comixene - die zweite Ausgabe ist vom 10. Dezember 2015  an im Fachhandel oder am Bahnhofskiosk erhältlich. 100 Seiten, im Bund geleimt - € 9.80 (D)   CHF 9.80 (CH)   € 10.80 (A) 

Wonder Woman oder: Männer mögen keine starken Frauen

Historikerin wirft neuen Blick auf WONDER WOMAN-Schöpfer Marston.

COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth hat sich das Buch angeschaut

© DC Comics / Alfred A. Knopf.

Huh, schwierig! Dieses Buch habe ich mit falschen Erwartungen gekauft und gelesen. Autorin Lepore berichtet mehr am Rande von der Comicfigur Wonder Woman. „The Secret History…“ rollt vielmehr das komplette Leben von William Moulton Marston (1893 - 1947) auf, der 1941 unter dem Pseudonym „Charles Moulton“ als Erfinder der ersten Superheldin in die Geschichte einging.

 

Marstons Leben ist durchaus schillernd – er lebte in einer Kommune mit drei Frauen und vier Kindern (heimlich) und erfand den berühmten Lügendetektor-Test (das Gerät dazu vermarktete jedoch ein Konkurrent). Er hatte zahlreiche Jobs, war ein pompöser Selbstvermarkter und fand erst in seinen letzten Lebensjahren Ruhm, ausgerechnet als Comicautor.

Der erste Auftritt © DC Comics / the respective copyright owners.

 Nur etwa 100 Seiten dieses Werkes (und zwar S. 183-293) sind von comichistorischem Interesse. Hier geht es (allerdings sehr spannend!) um die Erfindung, Entwicklung und Nachgeschichte von Wonder Woman. Alles danach sind Register und Fußnoten, alles davor Lebensläufe der Marston-Familie. Lepore flicht dort hinein eine Geschichte des Feminismus (der Ende des 19. Jahrhunderts als „Suffragettentum“ beginnt). Denn Marston kennt die einflussreichsten Personen der US-Frauenbewegung persönlich – und ist mit der Nichte der Frauenrechtskämpferin Margaret Sanger liiert.

© DC Comics / the respective copyright owners.

„The Secret History…“ wertet den Comic WONDER WOMAN nicht als Bondage- und Sleaze-Groteske, sondern als „missing link“ zwischen Suffragettentum und dem Feminismus der 70er Jahre. Wonder Woman ist Marstons ernsthafter Versuch, gleiche Rechte für Frauen zu propagieren: Frauen sind dank ihrer Liebesfähigkeit letztlich stärker als die größten Superhelden. Die Bondage-Ikonografie (Ketten und Fesseln sind andauernd im Bild) der Zeichnungen sind nicht unbedingt Ausdruck sexuell motivierter Fesselspiele, sondern Bildzitate feministischer Illustrationen der Jahrhundertwende (dort wurden Frauen als Sklaven in Ketten dargestellt).

© DC Comics / the respective copyright owners.

WONDER WOMAN war in den Kriegsjahren 1941-44 ein Millionenseller, der unter öffentlichem Beschuss stand. Die unzüchtig bekleidete starke Frau erregte den Missmut kirchlicher Verbände. DC-Herausgeber Charlie Gaines suchte fachlichen Rat bei der comicaffinen Psychiaterin Lauretta Bender (Gegenspielerin von Fredric Wertham), die Wonder Woman einen Freibrief der Unbedenklichkeit ausstellte.

© Warner Communications / Feminist Majority Foundation.

 1945 wird Schöpfer Marston von Kinderlähmung niedergestreckt und verstirbt zwei Jahre darauf an Hautkrebs. Seine (journalistisch erfahrene) Witwe, die Wonder Woman in Marstons Sinne weiterzuführen gedenkt, wird vom Verlag DC abgewimmelt. Stattdessen setzt man den Chauvinisten Robert Kanigher auf den Redakteurssessel. Der degradiert die unerschrockene Amazone zur Sekretärin (!) und sabotiert fortan jede feministische Botschaft.


© DC Comics / the respective copyright owners.

Was ich aus Lepores Buch gezogen habe, ist zweierlei: Zum einen, dass es ZWEI „Wonder Womans“ gibt. Die original-feministische (von Moulton und Zeichner H.G. Peter) UND das hübsche Heldenbeiwerk (von Kanigher und diversen DC-Künstlern). Mitte der 40er Jahre haben beide sogar parallel nebeneinander existiert!

 

Zum andern ist Wonder Woman symptomatisch für das Scheitern des Feminismus. Bis heute leben wir in patriarchalischen Strukturen. Weil Männer Frauen blockieren, und weil sich Feministinnen untereinander zerfleischen. Eine bizarre Passage bei Lepore handelt davon, wie das kämpferische Frauenmagazin „Ms.“ verschwörungstheoretisch niedergemacht wird (es sei ein Organ der CIA).

© DC Comics / the respective copyright owners.

"Wonder Woman" bleibt ein Phantom


Fazit: „The Secret History of Wonder Woman“ macht neugierig auf die tragische Historie des Feminismus, ist jedoch kein Insiderblick in den Comic hinein. Ich hätte mir inhaltlich mehr über das Werk des kurios zeichnenden H.G. Peter (1880 - 1958) gewünscht. WONDER WOMAN ist schon eine SCHRÄGE Comic-Kreation.

Ich würde gerne mal ein paar Geschichten lesen, ist aber schwer ranzukommen. Es gibt ein „Best of“ mit wenig originärer Wonder Woman, und dann noch teils vergriffene DC Archives. Schade eigentlich – oder isses totale Grütze? Ich weiß es nicht. Wonder Woman bleibt ein Phantom.

 Jill Lepore: „The Secret History of Wonder Woman“ (bei Alfred A. Knopf, 2014, 410 Seiten)

© DC Comics / the respective copyright owners.

Alle Abbildungen WonderWomanPic (1, 2, 4, 5):

© DC Comics / the respective copyright owners.

 Abbildung WonderWomanPic 3 (Ms. Magazine):

© Warner Communications / Feminist Majority Foundation.

Abbildung WonderWomanCover:

© DC Comics / Alfred A. Knopf.

Die große Entzauberung: Die Balance dieser Biographie ist eine Meisterleistung

Neue Kurtzman-Monographie offenbart den Menschen hinter dem Mythos

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth

Cover: (c) Fantagraphics & Bill  Schelly

Es hätte keine bessere Wahl für einen Biographen geben können: Autor Bill Schelly ist ein Urgestein des Comic-Fandoms in den USA und Verfasser etlicher comichistorischer Artikel sowie Bücher über Joe Kubert und das Comicheft der 50er Jahre.

2012 hat er sich niedergesetzt und die Quellenlage zur Legende

Harvey Kurtzman (1924 - 1993) komplett neu gesichtet und eigene Untersuchungen vorgenommen.

 

Herausgekommen ist ein kiloschweres Hardcover-Brikett, das alle Fakten gekonnt arrangiert,  erstaunlich flüssig zu lesen ist und niemals langweilig wird. Dieses Buch vermittelt dem Leser den Eindruck, Seite an Seite mit dem Comicgenie Kurtzman  gelebt zu haben!

Schelly verstreut seine Zitate, Interviews und Ausführungen derart virtuos durch das Werk, das an keiner Stelle „Verklumpungen“ entstehen.

Der Meister der E.C. Comics,  des Satireblatts "MAD", exzellenter Antikriegscomics wie "The Big If" und Schöpfer von "Little Annie Fanny": Harvey Kurtzman (1924-1993), Aufnahme von 1960. (c) HELP Nr. 7 / 1961

Die Balance dieser Biografie ist eine Meisterleistung.

Beängstigend gut gelingt ihm, den Glanz und das Elend eines Künstlerlebens einzufangen. Eines jeden Künstlerlebens, wohlgemerkt. Auch Schelly schildert Kurtzman als frühen Magier des cartoonesken Strichs („Hey, Look!“), engagierten Redakteur (EC-Kriegscomics), inspirierten Gründer von MAD und brillanten Herausgeber des

selbstverlegten HUMBUG – aber dann ist auch ein Harvey Kurtzman Mitte 30 und braucht Sicherheit im Leben. Eine Familie und ein großes Haus wollen finanziert werden, und so verkauft er sich an den gönnerhaften Hugh Hefner („Little Annie Fanny“) und kämpft sich durch 17 Lehrjahre an der New Yorker School of Visual Arts.  

(c) Dark Horse and its respective owners / licencors

Am Interessantesten fand ich sein Ringen mit dem Spätwerk für PLAYBOY. Einerseits stürzt sich Kurtzman ins New Yorker Nachtleben und unternimmt spaßige Recherche-Reisen für seine „Little Annie Fanny“, andererseits weiß er um die Beschränktheit des Konzepts und klagt über die gegeneinander wirkenden Kräfte von Satire und Sexiness. Diese Serie gibt ein prächtiges Zeitgemälde ab, jedoch verschwindet dasselbe hinter Annies fantastischen (im doppelten Sinne) Brüsten. Schelly zeichnet das Bild eine geborenen Künstlers, aber auch eines getriebenen Individuums. Immer wieder fokussiert er auf Kurtzmans mögliche Motivation für dessen manchmal sprunghafte Entscheidungen.

Dieses Eingehen auf die Person Kurtzman verleiht seiner Biographie den „Kitt“, den Zusammenhalt dieser enormen Lebensleistung. Doch zugleich macht Schelly auch klar, dass Kurtzmans Inspirationen auch nicht aus der Luft gegriffen waren, sondern zeitgenössische Einflüsse spiegeln und auch auf Vorbilder zurückgreifen.

Das Little Annie Fanny- und MAD-Duo: Harvey Kurtzman (li) und Will Elder (1921-2008) - (c) Will Elder Estate and its respective owners / licencors  

Kurtzman – ein Mensch mit Wünschen, weniger mit einer Mission. Eine Entzauberung des Geniekults, sicherlich und Gottseidank, denn letztlich sind wir alle nur kleine Würstchen und gebeutelte Charaktere. „Harvey Kurtzman – The Man Who Created MAD” hinterlässt einen mit vielen Einsichten und einem Gefühl von Demut. Große Kunst ist wundervoll, doch lange nicht alles im Leben… 

Der Mann, der die Ära der E.C.-Comics entscheidend mitprägte, MAD erfand und -  wie sein Biograf Billy Schelly meint - in Sachen  Humor in Amerika eine Revolution bewirkte: Harvey Kurtzman / Foto:  (c) Estate of Harvey Kurtzman and its respective owners  / licencors

Mit "Little Annie Fanny" zogen Kurtzman/Elder den erzkonservativen US_Zeitungscomic-Klassiker "Little Orphan Annie" aus der Feder Harold Grays (nicht umsonst Lieblingscomic von Ronald Reagan) durch den Kakao -  hier  die 1.Seite von 1924 / (c) Chicago Tribune  and its respective owners/licencors

Little Annie Fanny persiflierte Harold Grays "Little Orphan Annie"  / (c) Chicago Tribune and its respective owners / licencors

Ein hervorragender Begleitband zur eher spärlich bebilderten Biographie ist übrigens “The Art of Harvey Kurtzman – The Mad Genius of Comics” von Denis Kitchen und Paul Buhle, 2009 bei Abrams Comicarts erschienen (250 Seiten). Hier finden sich auch viele Fotos, Dutzende Titelbilder und Entwürfe sowie seitenweise Nachdrucke rarer Spätwerke wie “The Grasshopper and the Ant”,

“Marley’s Ghost”, “James Cagney in Ireland” sowie ausführliche Seiten zur  Produktionsweise von “Little Annie Fanny”.

 (tic)

Bill Schelly: „Harvey Kurtzman – The Man Who Created MAD and Revolutionized Humor in America“ (bei Fantagraphics Books, 2015, 650 Seiten!)

Zahlreiche prominente Zeichner arbeiteten an Little Annie Fanny mit - so etwa Russ Heath, Al Jaffee oder auch ein Frank Frazetta / (c) Dark Horse and its respective owners / licencors

COMICOSKOP-Exklusiv-Gespräch mit Kurtzman-Biograf Bill Schelly (USA)

Die Fragen stellte COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth

"Harvey Kurtzman war ein genialer Erneuerer des grafischen Erzählens"

COMICOSKOP, das deutsche E-Fachmagazin für Comic-Kultur und Bildgeschichte, nutzte die Gelegenheit, dem Autoren Bill Schelly in einem Exklusiv-Interview einige Fragen per Mail zu stellen. Wir belassen die folgende Korrespondenz im englischen Original (das Buch ist schließlich auch in Englisch abgefasst).


Bill Schelly, Jahrgang 1951, gilt als einer der führenden US-Comichistoriker und -forscher. Bereits 1964 erschien sein erstes Fanzine "Batmania", einen landesweiten Namen machte er sich mit dem Fanzine "Sense of Wonder".  Sein Buch "The Golden Age of Comic Fandom"  geriet zum Standardwerk. Er ist auch Autor einer vielbeachteten Biografie über Joe Kubert.

 

Foto: Bill Schelly - Autor der lesenswerten neuen Harvey Kurtzman-Biografie

Foto: Bill Schelly


COMICOSKOP: Congratulations on your book about Harvey Kurtzman. I think it’s a work of excellent journalism. Which took you three years to write, as you already told me. How hard was it piecing together all the source material? I imagine you standing before a big blackboard and arranging your notes? What to put in where?

 

Bill Schelly: Well, let me tell you that it tested my ability to

coordinate so much information. After I conducted most of the interviews, I highlighted the parts of them I wanted to use. Then I created a list of the chapters, with working titles: “Early Life,” “High School,” “In the Army,” “Mad,” etc.   I always compare it to creating a shopping cart for each chapter, and tossing the quotes and other facts into the appropriate cart. I also went through existing interviews, and

selected quotes that seemed most fitting. And, of course, I created a timeline of Kurtzman’s life, tying down various events to specific dates and times. When this preliminary sorting process was done, I was able to go into each chapter and organize the material. This allowed me to see where there were gaps, which I proceeded to fill.

I ended up doing five drafts, and moved paragraphs around almost until the last minute.

 

COMICOSKOP: You show us very much the man behind the genius. Was this your motivation to tackle this enormous enterprise: Depict Kurtzman as a struggling individual? Make him only human?

 

Bill Schelly: Any biography is going to show you the person behind the façade that the world sees. I definitely considered Kurtzman a genius, and have been a fan for many years. However, I decided to keep an open mind about all aspects of his career, and let the facts that I discovered tell the story. In other words, I didn’t have a pre-determined story of his life that I wanted to tell. I didn’t know, for example, if I thought Kurtzman was right or wrong about leaving MAD when he

did, and the way he did. That ended up being a very complicated subject, which took the better part of two chapters to explain.

 

COMICOSKOP: Do you see Kurtzman as a tragic figure? After having created the EC war books and MAD, it couldn’t get any better, could it?

 

Bill Schelly: Harvey Kurtzman was an innovator. He was always inventing new formats, new ways of presenting material, and tackling new subjects.   If he’s a tragic figure, then his tragic flaw is that he couldn’t be at his most creative unless he had total creative freedom, and he found that very seldom in his career after leaving MAD.

We’ll never know if he could have created work at least as good as his

EC material because he never had the creative freedom and right situation to do his best.

 

COMICOSKOP: Kurtzman broke a lot of ground, because he was as driven as he was. Leaving MAD, trying to establish new publications, other forms of satire – and in the end doing sexy comedy

for PLAYBOY. As much as I love Kurtzman and Elder, I never warmed up to „Little Annie Fanny“. Can you read this stuff?

 

Bill Schelly: You have to remember, most of the Little Annie Fanny episodes were no longer than three or four pages. Kurtzman and Elder

created very dense, crowded pages, so they DO take concentration to read. But I do enjoy reading Little Annie Fanny in small doses. I think a lot of it IS very   funny, skewering the latest trends in popular culture, or in society overall. Also, it’s worth mentioning that Annie was very popular with the readers of Playboy. I’m sure there are some people who love it over his other work, or at least know it better than anything else.

 

COMICOSKOP: I get a kind of Woody-Allen-feeling looking back on Harvey’s life. “I like your early, funny movies”… (as Allen is confronted by fans in STARDUST MEMORIES). Is this the curse of the artistic genius? To accomplish so much too soon?

 

Bill Schelly: If great success is going to come to writers or artists, it often comes “too soon” because the most brilliant ideas, which have been fermenting in their imaginations as they were growing up. But then, after that, what are their OTHER ideas? What else do they have to offer? In Kurtzman’s case, it didn’t come “too soon,” because he was in his late twenties when he arrived at EC. He invented MAD when he was approaching 30 years old. That’s actually a very good time to break through, because he was still young enough to not be jaded, but old enough to have some creative perspective.

However, Kurtzman later admitted that he did put all his original “best ideas” into 28 issues of MAD. Still, there was marvelous work in Humbug, and even Help!, such as Goodman Beaver. If he’d had

better circumstances, I’m certain Kurtzman would have produced more great work in his later years. Unfortunately, we’ll never know because he was stuck with Annie Fanny. Then, of course, he began ill when he was 58, which created additional pressures on him.

 

COMICOSKOP: What was the biggest surprise you came over during your research? What made you think “Wow, I didn’t know that yet”?

 

Bill Schelly: I think my biggest surprise was discovering all the reasons why Kurtzman left MAD when he did, after just five magazine issues. Most of his fans probably, in retrospect, think leaving MAD was a huge mistake, one that he never recovered from. But as I dug as deeply as possible into the situation, I realized that Kurtzman’s regard for Gaines had soured for a number of reasons. So how do you  work for someone you no longer respect?

How do you go into the office and deal with the negative atmosphere day after day? I think most of us would have been more than happy to take up what looked like a great offer for another job, one

that offered a new start, more money, and the realization of a lifelong dream.  So, in the end, I came to feel that Kurtzman quitting MAD was NOT a mistake. Or, at least it was understandable, given the situation.

 

COMICOSKOP: What is your favorite Kurtzman story (graphic-wise)? Mine, by the way, is the first I ever saw reprinted, the kick-off story of his TWO-FISTED TALES – “Conquest”. Your favorite, please?

 

Bill  Schelly: I have a lot of favorite Kurtzman stories. “The Corpse on the Imjin!” and “Big ‘If’!” from his war comics are two of my absolute favorites. I love “Woman Wonder!” in MAD, and the Goodman Beaver story in HARVEY KURTZM AN’S JUNGLE BOOK. Also, I am a big fan of his “Hey Look” pages for Timely Comics.

 

COMICOSKOP: Is there anything you want to tell potential readers of your book?

 

Bill Schelly: I tried to make it read like a novel, not a dry exercise in discussing the work of a comics genius. Of course the stories are discussed, but the purpose of the book was to tell Harvey Kurtzman’s life story, emphasis on STORY. It’s a narrative. So when people tell me they couldn’t put it down, or wished it was longer, I feel gratified because maybe I succeeded in making it readable and enjoyable.

 

COMICOSKOP: Thank you very much, Bill!

(c) Dark Horse and its respective owners / licencors

Von außergewöhnlicher Qualität: Die Kunst des Comic-Sammelns  

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter (Köln).

Auch wenn Panini im Boot ist, steckt Lammerhuber drin – und

das wiederum spricht schon für außergewöhnliche Qualität, bevor Leser den

voluminösen Band aufschlägt: Immerhin ist der Verlag der „Photography Book Publisher of the Year“ 2015, verliehen von FEP. Und natürlich sind fürs Medium/Genre „Comic“ die Bilder ein entscheidendes Momentum, geliefert von Sandra Mann, die mit ihren 130 (!) Fotos Einblick gewährt in diese Kollektionen

von „etwa 12 000 gezeichnete



Cover: (c) Edition Lammerhuber


Widmungen, ihre Sammlungen von Mangas, Piccolos oder frankobelgischen Seltenheiten. Und sie gewähren uns einen Blick auf Ölgemälde von Carl Barks oder seltene Original-Superhelden-Titelbilder.“

Erstmals öffnen fünfzehn mehr oder weniger bekannte Sammler exklusiv Einblick in ihre Räume und erzählen von ihrer oft Jahrzehnte währenden Passion, worüber dann der Autor Alex Jakubowski berichtet resp.ein Interview (mit Heiner Jahncke) wieder gibt.

Da geht es um perfekt erhaltene Erstausgaben wie auch schlicht darum,

komplette Serien zu haben, welchen Erhalt-Grades auch immer - um limitierte Sonderdrucke und Original-Zeichungen oder Widmungen, in stundenlangem Schlangestehen und tagelangen Reisen errungen - um Figuren und Gemälde, Merchandising also: „Was die Comic-Sammler hier zeigen, sind Schätze einer oft unterschätzten Popkultur“, so der Verlag. Und zugleich ein umfassender Überblick der Neunten Kunst, wenn ihr auch in Deutschland nach wie vor nur angedeutete Akzeptanz gewährt wird. Andererseits zeigen vielerlei Vereins- und Kongress-Aktivitäten bis hin zu öffentlich zugänglichen Uni-Veranstaltungen

(etwa in Köln), dass Comics langsam „angekommen sind“, in der Mitte der Gesellschaft. Auch darüber weiß dieser Band auf 280 großformatigen Seiten zu berichten, wie sich die Rezeption wie auch die Herausgabe der „Bilder-Geschichten“ in deutschen Landen über die Jahrzehnte verändert hat, seitdem zunächst europäische (und vor allem: deutsche!) Vorläufer wie Wilhelm Busch jenseits des Atlantiks eine erste Welle erzeugt hatten, die schließlich zurück „schwappte“, zumindest: anlandete … Gut gelungen ist sie denn, die Sammler-Auswahl, weil – bei aller Leidenschaft – durchaus unterschiedlichen Geschmacks: Beim einen sind es es Superhelden, bei der anderen (einzigen

weiblichen Sammlerin) Manga (!), es geht von Rolf Kaukas "Fix und Foxi" hin zu Mosaik, von frankobelgischen Klassikern zu experimentellen Graphic Novels, und jenseits von Piccolos, Heften, Strips schließlich zu seltenen Original-Superhelden-Titelbildern und Ölgemälden von Carl Barks.

Dass der Autor Alex Jakubowski – selbst begeisterter Comic-Sammler und -Fan ist, mag ihm den Zugang erleichtert haben. Er weiß diese Leidenschaft in seinen Sammler-Porträts treffend zu transportieren, sei es der Vertriebsleiter von Panini, ehemalige  oder noch aktive Comic-Händler oder Sammler, die ihr Wissen aktiv in die „Gemeinde“ tragen, mit eigenen Medien oder zu wichtigem enzyklopädischem Material beitragend. Und ob Sie nun einfach Comics „mögen“, welcher Art auch

immer, oder tiefer gehende Einblicke gewinnen möchten, vielleicht sogar als Ausgangspunkt fürs eigene Sammeln – Quellen auftuend, potenzielle Kontakte erkennend: Sie werden davon profitieren! Denn dies ist deutlich mehr als „nur“ eine Art Biografie von Sammlern und Sammlungen – das ist ein exzellenter Parforce-Ritt durch die Welt der Comics, in angenehmen Happen, quasi ein Kaleidoskop der Comic-Kultur...                                                                                        HPR

Alex Jakubowski, Sandra Mann  "Die Kunst des Comic-Sammelns", erschienen in der Edition Lammerhuber, Baden, Österreich                              24 × 30 cm  280 Seiten   130 Fotos Hardcover                                                                                                                            ISBN 978-3-901753-80-0                                                                                                   Juni 2015

COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

From Comic Strips to Graphic Novel: Füllhorn zur Theorie und Geschichte des grafischen Erzählens

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter REITER

Contributions to the theory and history of graphic narrative“ drückt die eigentliche Botschaft dieses Readers im Grunde besser aus, vorgelegt als zweite Auflage (vorher bereits Band 37 der Narratologia series 2013).

16 Aufsätze (zzgl. „Introduction“) in vier Teilen findet Leser, eine wahre Fülle an Material hierzu, allerdings komplett in englischer Sprache,

was der internationalen Wirkung sicher zuträglich ist: Graphic Narrative and Narratological Concepts – Graphic Narrative beyond the „single work“ – Genre and format histories of graphic narrative – Graphic narrative across cultures.

Jeder der jeweils vier Artikel liefert eine Hinführung sowie fast jeder eine Art Fazit. Das macht es leicht(er), sich zu orientieren und ggf. Prioritäten zu setzen, bei über 400 Seiten Fachliteratur durchaus ein Soll … Je nach Gusto wähle Leser dann, welche Aufsätze gleich, welche später zu lesen sein mögen.

Ein paar Hinweise mögen weiter Appetit machen, meine hoch subjektive Auswahl natürlich: Zum Layout von Comics z.B. (S. 36): „In fact, the linear sequence ist only one of many possible ways of organizing visual information in comics. Since narrative directionality …is not dictated by technology, as it is in film …“.

Hier haben wir einen von vielen wieder kehrenden Bezügen zu

Nachbar-Medien, sei es (reine Text-)Literatur, sei es (bewegtes) Bild,

verbunden mit gesprochenem Text (= audiovisuell).

Im Unterkapitel „How Graphic Narratives Narrate: Text-Picture Relationships and Their Narrative Potential“ (S. 204ff.)

bietet das Autorenpaar „heuristic categories without clear-cut distinctions: (1) word specific combinations … (2) alternation combinations … (3) Montage … (4) parallel combinations … (5) picture specific combinations …“ und somit eine Bandbreite von „nur Text“ (bezogen auf Panels, nicht Geschichten!) bis hin

zu „nur Bild“ und den Varianten dazwischen, jeweils erläutert sowie mit

Beispielen bebildert. Apropos, viele Panels, volle Seiten,

Vergleichs-Darstellungen visualisieren exzellent die gebotenen Analysen.

Manches erinnerte mich an einen Vortrags-Nachmittag an der Kölner Uni, bei dem es um genau diese Thematik ging, speziell in einem Beitrag von Prof. Stephan Packard (Philosophische Fakultät, Kölner Comicforschung).

Auch mit der Frage, was nun eigentlich eine Graphic Novel konkret ausmacht und differenziert gegenüber „Comic book“ etc.,

setzen einige AutorInnen sich auseinander, siehe etwa S. 276ff.: „This

discrepancy indicates a shift of meaning and value oft he term „graphic novel“ … when the term … was popularized by scholars, fans, and critics, rather than of the quality or nature of the form itself.“

Und zur generellen Entwicklung vom Strip zum Album u.a. dies (S. 360): „In this kind of artistic practice, the book or the album increasingly ceases to be the ultimate form of the work.“ (Gemeint ist u.a. veränderte techn(olog)ische Möglichkeiten, Geschichten in Phasen zu erzählen sowie für Gestalter, DIY zu veröffentlichen.) Und „it ist a passionate journey whose outcome will also prove of great importance for the future of storytelling.“ (S. 361) Voila! Weit über „nur Comics“ hinaus also, für Literatur generell, gar für „Kommunikation“, ein facettenreiches Füllhorn rund ums grafische Erzählen … HPR 

Stein, Daniel; Thon, Jan-Noel (Hg.): From Comic Strips to Graphic Novels. Contributions to the Theory and History of Graphic Narrative. Berlin: De Gruyter, 2013. 416 S., 99,95 Euro. ISBN: 978-3-11-028202-3

Basil Wolverton: Des Kauzes frühe Werke

Prächtig aufgemacht, reich illustriert und sehr speziell: Die Bildergeschichten eines Besessenen

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth

Prächtig aufgemachtes und reich illustriertes Hardcoverbuch über die Anfänge des Autodidakten Basil Wolverton (1909 - 1978), US-Comicpionier der 1940er Jahre. Der Provinzler, der im Bundesstaat Washington hauste, beschickte die New Yorker Verlage jahrzehntelang mit Material. Zeugnis davon gibt Autor Sadowski zuhauf, denn die Korrespondenz mit den Redakteuren ist erhalten – und wird im Buch ausführlichst zitiert.

 

 

 

 

© Fantagraphic Books / the respective copyright owners.

 


Basil Wolverton: US-Comic-Ikone der 1940er Jahre (1909-1978) © Fantagraphic Books / the respective copyright owners.

Es entsteht so das Bild eines Zeichenbesessenen, der nach langer Durststrecke schließlich Fuß fassen kann in den ersten Comicheften, die Ende der 1930er JahreDes Kauzes frühe Werke  originäre originäre Geschichten veröffentlichen.

 

Nebenher jobbt Wolverton in einer Konservenfabrik, produziert Radio-Sketche und wird gläubiges Mitglied einer obskuren „Radio Church of God“. Schade, dass uns der Amerikaner Sadowski DAVON nicht mehr erzählt (es fehlt ihm womöglich der europäische Blick auf solche Skurrilitäten). „Creeping Death from Neptune“ bietet comichistorischen Insider-Blick in die Redaktionen solcher Hefte wie CIRCUS THE COMIC RIOT (1938!) des vergessenen Verlegers Monte Bourjaily (ein Konkurrent des bekannten Major Wheeler-Nicholson) und druckt lange Comicstrecken von Wolvertons Frühwerken ab (jede Menge sehr austauschbarer Weltraumpatrouillen-Strips und Muster seiner Wortspielkomik). Die Frage ist: Wen interessiert das?!

© Fantagraphic Books / the respective copyright owners.

Man erfährt durchaus informative Dinge: Dass Redakteure Wolverton gezwungen haben, auch mal Sprechblasen zu benutzen. Dass sie immer wieder Änderungen an ihn herangetragen haben, weil seine Bilder zu „angsteinflößend“ seien. Dass sie alle sein Talent erkannt, aber selten Arbeit für ihn hatten. Denn Wolverton ist ein Kauz, dessen Fähigkeiten sich auf zwei Genres beschränken – Oldschool Science Fiction mit Prügeleien auf fremden Planeten und kalauerlastige Funnies, derer man schnell müde werden kann. Es ist nicht unbedingt ein Vergnügen, Basil Wolverton zu LESEN.

© Fantagraphic Books / the respective copyright owners.

Doch er ist ein „Hingucker“, dem man sich schwer entziehen kann. Unbestritten meisterlich ist seine Darstellung von Space-Monstern, von Aliens, von absurden Wesenheiten. So haben ja auch Künstler des späteren US-Underground (vorneweg Robert Crumb!) grafisch mehr als nur Anleihen bei ihm genommen.

 

Eigentlich ist Wolverton ein Illustrator der alten Schule, der zu früh ins noch junge Metier der Comics Einzug hält. Seine packendsten Geschichten (nur eine Handvoll) wird Anfang der 50er Jahre in einem Trash-Verlag erscheinen, der ihm alle Freiheiten lässt (Stichwort „Brain-Bats of Venus“). Da bin ich sehr gespannt, wie uns Biograph Sadowski diese Phase des Wolvertonschen Schaffens in Band 2 präsentieren wird. Dieser nächste Band (Erscheinungstermin ungewiss, Band 1 kam mit einem Jahr Verspätung heraus) ist sicherlich der spannendere!

© Fantagraphic Books / the respective copyright owners.

Fazit: „Creeping Death from Neptune“ ist eine schon spezielle Sammlung für Wolverton-Fans oder Hardcore-Historiker. Würde ich deswegen nur eingeschränkt empfehlen. Auf jeden Fall aber will ich Band 2.

 

(tic)

 

Alle Abbildungen aus „Creeping Death from Neptune“ – © Fantagraphic Books / the respective copyright owners.

 

Basil Wolverton (1909-1978)

Foto: (c) Basil Wolverton

„Creeping Death from Neptune – The Life and Comics of Basil Wolverton, Volume One, 1909-1941“, von Greg Sadowski (bei Fantagraphics Books, 2014, 308 Seiten)

Comic Report 2015: Ein Füllhorn aus Norddeutschland - mit starken Analysen und Fokus aufs Superhelden-Genre

Eine Rezension von Comicoskop-Redakteur Hanspeter Reiter

Immerhin schon der fünfte in Folge als Gesamtschau: „Der

deutschsprachige Comic-Markt: Berichte + Analysen“, von den norddeutschen Alfonz- und Reddition-Machern: Ein Rundumschlag von Jubiläen und Rückblicken, ein Füllhorn an Infos über Verlage und Verkäufe, eine sprudelnde Quelle von Tipps und Hinweisen.

Recherchiert, erstellt und formuliert von sage und schreibe 17

AutorInnen, die Hg. inklusive, präsentiert mit echtem Understatement: „Eine Handvoll Comic-Journalismus“ nennen


(c) Edition Alfonz


Hamann & Hofmann dieses handliche  Konvolut, durchgehend reich bebildert.

Superhelden im Blick, die alleine rund 1/3 des Umfangs ausmachen: Das Jahr der Superhelden 1974 – 75 Jahre Marvel Comics

– 50 Jahre Daredevil – 40 Jahre Wolverine – Blick in den Abgrund – 25 Jahre Hellboy.

Und weiter geht es mit den Jubiläen: 50 Jahre Barbarella – 40 Jahre Gespenster Geschichten – 25 Jahre Sandman – 40 Jahre KNAX – und längst sind wir im „echt deutschen Markt“ statt „nur“ US-Comics in D, weil kaum jedeR an Superhelden interessiert ist (siehe allerdings meine Comicoskop-Rezension der Biografie „Die talentierte Miss Highsmith). Dazu passen dann auch 30 Jahre Comic-Salon Erlangen (der erste, den ich tatsächlich mal geschafft habe … um dort COMICOSKOP-Herausgeber und -gründer Martin Frenzel endlich kennen zu lernen…),  25 Jahre Comics & mehr.

Es folgen Aktualitäten, siehe Das Ende des Comicstrips in der FAZ,

2014 das Jahr des Poilu (Comics zum Ersten Weltkrieg), Über den eigenen Schatten springen (Comics von Daniela Schreiber) oder auch Von der Eiswüste in die Politik (Comic-Verfilmungen).

Die eigentliche Markt-Betrachtung macht ein anderes (dickes) Drittel aus: Der Comic Markt 2014 – Freudige Gesichter, Stetig

wächst der Leserkreis (Manga in D), Markt-Reports 2014 (Fragen & Antworten zu Highlights & Spotlights – „die Verlage“ äußern sich, echte Einblicke!), dazu schließlich: Nostalgiecomics 2014 – Generation Lehning in Gefahr, Novitäten (Comics & Sekundär-Literatur).

Starke Analysen, umfassende Berichte, die teils gar Reportage-Charakter erreichen. Und Interviews, die sich „gewaschen“ haben …

Kaufen, lesen, nutzen!

- www.comic-report.de berichtet auch übers

neue Projekt CAMP-Magazin, mit einer 18-seitigen Leseprobe via www.camp-magazin.com …

hpr

Comic-Report 2015, Volker Hamannn, Matthias Hofmann (Hg.), Edition Alfons, 162 S., 14,95 €

Patricia Highsmiths unbekannte Superheldencomic-Seite

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

Quasi zum 20. Todestag der berühmten Suspense-Autorin Patricia Highsmith  (1921 - 1995) und kurz vor ihrem 95. Geburtstag

(2016) habe ich mir diese höchst interessante Lebens- und Schaffens-Geschichte vorgenommen.

Wieso passt diese Biografie exzellent noch als Nachklang zum Jahr

der Superhelden-Jubiläen 2014?

Weil, man höre und staune, die bekannte Patricia Highsmith („Der talentierte Mister Ripley“ & Co.) immerhin sieben Jahre

lang Comics getextet hat, ab 1940!

In meiner Rezension konzentriere ich mich deshalb auch auf diesen „hidden aspect“, der sonst meist untergeht. Der schon seit 2009 vorliegende Bio wird allerdings der gängige Schwerpunkt zugesprochen: „Die maßgebliche Biographie über das mysteriöse Leben und die phantastische Schöpferkraft von Patricia Highsmith. Minutiös recherchiert und außergewöhnlich vergnüglich zu lesen, mit einem Bildteil und vielen zeitgenössischen Dokumenten im Anhang. Das Standardwerk zum Ausnahmetalent unter den  Kriminalschriftstellerinnen.“

So heißt es lapidar im Verlags-Text – doch da ist viel mehr.

Auch viel mehr,  als die durchaus kritischen Rezensionen rundum vermuten lassen, die das Fehlen eines Konzepts, einer Struktur unterstellen. Tatsächlich hüpft die Autorin, die die porträtierte Pat(ricia) Highsmith persönlich gekannt hat, hin und her.

Zwischen Zeiten, zwischen Themen – im Grunde ähnlich wie die Biografierte, promisk zwischen gleichzeitig bestehenden Beziehungen (meist lesbischen) wie immer wieder neuen Orten quasi durchs Leben hechelnd, sich von Zigaretten und Whisk(e)y ernährend.

Doch für den Leser, der sich darauf einlässt, entsteht so

eine neue, eine stark verwobene Struktur.

Erst recht für Comic-Interessierte! Es tut sich eine wahre Welt auf, was den Einfluss der sieben Jahre Schreiben für Timely etc. auf ihr „sonstiges“ Schreiben angeht: Sie hat offenbar parallel zu Ihren Superhelden-Scripts und –Szenarios immer gleich Ideen für Ihr

Krimi-Genre entwickelt und notiert, sozusagen „2 in 1“ getextet (und sowieso eine Menge in ihren fast durchgehend geführten Notiz- und Tagebüchern fest gehalten, u.a. 47 „Cahiers“).

Folgerichtig kommt die Autorin immer wieder auf diese Tätigkeit zurück, die von Patricia Highsmith verdrängt, verborgen und verbrannt wurde: Kaum etwas hat sie dazu hinterlassen, ihre Verbindungen geleugnet, zumindest verschwiegen. Joan Schenkar musste dazu heftigst recherchieren, um diesen Brotberuf von Pat(sy) rekonstruieren zu können (S. 64):

Mit der (super)heldenhaften Hilfe vieler Comicgrößen und –historiker des Goldenen Zeitalters der amerikanischen Comics ist es mir gelungen, Pats lange berufliche Tätigkeit in der Welt der Comics darzustellen, einer von nur zwei allein in den Vereinigten Staaten heimischen Kunstformen (die andere ist, um auch das noch

festzuhalten, der Jazz) …“

Das lässt erkennen, dass die Bio-Autorin selbst ein weitaus positivere Einstellung zur (generell) Neunten Kunst als die biografierte Autorin. Geschätzt ein knappes Drittel des Umfangs der Bio hat sie

rund um diesen Kern gebaut, das Kapitel „Alter Ego“ (S. 214-353, von gesamt 880 Inhalts-Seiten also immerhin 140!) ist ausschließlich jener Ära gewidmet und bringt eine Menge Einblicke auch in die Comic-„Industrie“ jener Zeit …

Auch sehr viel später hat sie immer mal wieder Ideen für Comics beigetragen siehe S. 788: Pat verlor niemals das Interesse an Cartoons und schickte aus Aurigeno sogar ein paar Ideen an Garry Trudeau für seinen in Zeitungen in ganz Amerika erscheinenden Comic Doonesbury.“

Die zentrale Aussage der Biografin findet sich S.63f. (im einleitenden Kapitel „Wie fange ich an“) und sei als klare Ansage zitiert, wie zentral für Patricia Highsmith dieses Erleben gewesen sein muss:

„Denn mindestens sieben Jahre – lange ehe sie als Schriftstellerin bekannt wurde und sehr viel ernsthafter, als bisher angenommen

– schrieb Patricia Highsmith Scripts und Szenarios für Amerikas erfolgreichste Verlagsbranche, die der Comic Books.

Sie verfasste Dialoge und Storylines für Dutzende zum

Äußersten entschlossener Alter Egos [Anm.: dies greift die Biografin als Titel fürs entsprechende Kapitel auf], die sich mit ihren Superior Selves und Secret Identities durch gefährliches Gelände und grell kolorierte Phantasiegeschichten kämpften.

Wenn einem dieses Motiv – das gefährliche Gelände, die verzweifelte

Verfolgung des einen Alter Ego durch ein anderes – bekannt vorkommt, darf einen das nicht wundern: Es ist die Obsession, um die fast alle Romane kreisten, die die Highsmith je geschrieben hat, von Zwei Fremde im Zug bis zu Ripley Under Water.

Aber sie hatte mit dieser Obsession in den Comics gearbeitet, bevor sie in die Romane einging, und um ihre Spuren zu verwischen, vernebelte sie die Titel der Comics, für die sie schrieb …“.

Andererseits zog sie wahrscheinlich den Namen ihres wichtigsten Protagonisten ebenfalls aus ihrer Comic-Arbeit: „Ripley´s

Believe It or Not war (und ist) ein Zeitungscartoon, den Robert Ripley … 1918 für den New York Globe erfand“ (S. 534).

Ein glänzendes Beispiel, wie sehr literarische Genres einander wechselseitig beeinflussen (können), und zwar weit

jenseits von „pulp fiction“: Patricia Highsmith schrieb Weltliteratur!

Auf diese Bezüge wie auch schlicht auf Chronologisches geht die Biografin dann im ausführlichen Kapitel „Alter Ego“ ein – dazu kommen Hinweise im ausführlichen Anhang (S. 889 ff., „Die reinen Fakten“ und „PHs New York“).

Ein Kapitel voller Patricia Highsmith-typischer, geradezu obsessiv ausgelebter Ambivalenz also, wie auch ihre Beziehungen, ihre Umzüge, ihre politisch-gesellschaftlichen Einstellungen: Frei jeglichen Rassismus (es fehlte ihr an Verständnis gegenüber der herrischen Großmutter, die sie von einer Schule nahm, weil dort auch Schwarze unterrichtet

wurden), drückte sie ihre anti-jüdische Aversion wieder kehrend und völlig schamfrei aus, obwohl zugleich anti-nazistisch eingestellt. In die Schweiz war sie letztlich gezogen, weil sie auf steuerliche Vorteile hoffte – doch blieb sie bis zuletzt Amerikanerin, weil sie auf diese Staatsbürgerschaft keinesfalls hatte verzichten wollen. Vielreisende Weltbürgerin und in diesem Sinne Expat, kam sie letztlich nie wirklich zur Ruhe. Darin ist sie sich treu geblieben – und letztlich ihrem Verleger, nachdem sie sich einmal entschieden hatte, Daniel

Keel und seinem Diogenes Verlag die Weltrechte zu überlassen (S. 715): „Am Ende verließ sie [die Agenten] sie alle (oder sie verließen sie von allein …) für ihr komfortables und hochprofitables Arrangement mit Daniel Keel … Jedoch nicht ohne sieben Monate schwerbewaffneter Verhandlungen mit Diogenes um die Konditionen, die sie verlangte.“ Wenn sie auch schwerreich (als Multimillionärin) starb, hatte sie ihr Leben lang „extreme Angst um Geld und Gegenstände“ (a.a.O.) – ein „reiches“ Leben, so oder so J … Nun, eine Menge mehr wäre zu „berichten“, über diese bedeutende Autorin mit einem kolossalen Lebenswerk, ihre Rolle (via ihrem Werk) auch im Film (siehe die Verfilmung „Zwei Fremde im Zug“ von Alfred Hitchcock oder später Wim Wenders langes Werben) oder ihr Auftreten in Juries

etc.: Davon mag LeserIn sich selbst überzeugen …

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Dies gilt im besonderen allen Comic-Interessierten – alleine das Kapitel „Alter Ego“ lohnt den Kauf …

 

HPR

Die talentierte Miss Highsmith, Joan Schenkar, Diogenes, 1.072 S.

Faktendicht, lehrreich, bilderarm: British Comics - eine Kulturgeschichte der besonderen Art

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth

England ist uns so nah, und doch „comictechnisch“ so fern… Wir Deutschen kennen uns aus mit frankobelgischen Produkten, können eine Handvoll Heftserien aus dem Stand aufzählen und haben die Abenteuer von Tintin, Spirou, Asterix, Lucky Luke, Andy Morgan, Blueberry und und und… in den Köpfen. Aber welche englischen Hefte gibt es, welche Figuren fallen uns ein? Bei mir war mit 2000AD und Dan Dare schon Schluss.

Weshalb hat die britische Comicproduktion nie den Kontinent erreicht?!Diese Lücke wollte ich beheben und tauchte ein in das schon vier Jahre alte Übersichtswerk BRITISH COMICS des Filmhistorikers (!) James Chapman.

William Giles Baxters "Ally Sloper" - von 1884 an Name des gleichnamigen, wohl weltweit ersten Comic-Magazins...  (c) Wikipedia

Gut, dass hier kein Insider, Fan oder „Comic-Nerd“ schreibt, denn so gelingt ein sachlich-nüchterner Abriss über immerhin fast 150 Jahre. Die englische Bilderzählung reicht nämlich zurück bis in die 1870er Jahre.

Die Briten haben gute Gründe, den Comic-Urvater YELLOW KID anzufechten. Weit vorher schon kursierten die Abenteuer einer Tunichgut-Figur namens ALLY SLOPER höchst erfolgreich durch die Presse. Wie dem auch sei, der englische Comic entwickelt sich betulicher als die amerikanische Schwester.

Norman Petts legendäre "Jane" Comic Strip made in U.K. (1932 - 1959) / (c) Daily Mirror & Norman Pett

Brav illustrierte „story papers“ sind bis in die 60er Jahre hinein das angesagte Ding einer wertkonservativen britischen Bildungsgesellschaft. Fahrt aufnehmen und jedenfalls mein Interesse weckt die heimische Produktion tatsächlich erst Mitte der 70er Jahre mit 2000AD, einem modernen Science-Fiction-Comicheft.

Oben und unten: Frank Hampsons "Dan Dare" (1950 - 1969) im nicht minder legendären englischen Comic-Magazin "Eagle" / (c) Hulton Press & Frank Hampson

Ab Buchseite 125 beginnt die Lektüre Spaß zu machen. Autor Chapman fügt Fakten wie Erscheinungstermine und Vertriebszahlen, das Auftauchen von Künstlern wie Alan Moore und Brian Bolland (um schnell nur zwei stellvertretend zu erwähnen) sowie auch Lesermeinungen und soziale Strömungen der englischen Gesellschaft zu einem beachtlichen Mosaik zusammen, welches den Blick aufs „große Ganze“ erlaubt.

Neben den unkaputtbaren Kindercomics wie DANDY und BEANO macht er mich neugierig auf Serien wie MISTY, ACTION, CAPTAIN BRITAIN, WARRIOR, TOXIC!, DEADLINE, CRISIS und PSSST!. An die ist leider nicht wirklich ranzukommen (weshalb HAT die englische Produktion NIE das Festland erreicht?!).

Kevin O'Neills "Toxic" / Cover:(c) Apokalypse Ltd. 

Jugde Dredd von John Wagner (Text) und Carlos Ezquerra (Zeichnungen): DEbüt in 1977 / oben und unten: (c) IPC Media (Fleetway) resp. Rebelion Developments

V for Vendetta von Texter-Guru Alan Moore und Zeichner David Lloyd von 1988-89 / Abbildung oben und unten: (c) Vertigo  (DC Comics)

Comics hatten es im Vereinigten Königreich mit der gesellschaftlichen Akzeptanz ähnlich schwer wie in Deutschland.

Die meisten Magazine überlebten keine drei Jahre, ihre Zeichner und Autoren emigrierten samt ihrer Arbeit in die sprachverwandten USA (sogenannte „britische Invasion“ der amerikanischen Comicszene). Also versucht haben sie was in England, nur gedankt hat man es ihnen nicht…

Großes Manko dieses Werkes: Es ist zu spärlich illustriert! Nur eine schwarzweiße Abbildung auf jeder vierten Seite ist beklagenswert wenig.

So bleibt der britische Comic ein Phantom! Wünschenswert wäre eine farbige Einlage im Mittelteil des Buches gewesen. Schade. Im Ganzen ist BRITISH COMICS somit eine zwar faktendichte und taugliche, aber leider recht trockene Historie der Bildergeschichten von der Insel.

Aber gelernt hab ich eine Menge! Und das war ja mein Begehren als Comichistoriker…

(TIC)

British Comics: A Cultural History“, von James Chapman

(bei Reaktion Books, 2011, 310 Seiten)

Politik im Comic - Ein facettenreiches Kompendium über ein gar nicht neues Genre

Cover: (c) Chr. Bachmanns Verlag, Berlin

Aus dem Klappentext:

“Comics interagieren in vielfältiger Weise mit den Sphären der Politik und des Politischen. Als künstlerische Ausdrucksform, als teilweise populäres, alternatives und marginalisiertes Genre und als Bestandteil der neuen Medien verfügen Comics über spezifische politische Dimensionen. Die besondere Rolle dieser Kunstform als Archiv, Agent, Spielfeld und Konstituente politischer Prozesse ist Thema der 21 internationalen Beiträge in diesem Band: Sie untersuchen Konstellationen aus Comics und Politik aus den Perspektiven unterschiedlicher kulturwissenschaftlicher Disziplinen.”

Comics - A Global History: Verdienstvoll, aber auch wo bleibt die klare Linie?

Eine Rezension von Comicoskop-Redakteur Tillmann Courth

„Comics:A Global History“, von Dan Mazur und Alexander Danner (bei Thames & Hudson, 2014, 320 Seiten)

 

Die Veröffentlichung dieses fetten englischen Fachbuchshab ich nur über ein Zeitungs-Feuilleton mitbekommen – und mich sehr gefreut.

Endlich mal wieder ein Generalsachbuch über Comics, und dann auch noch der modernen Geschichte gewidmet. Von 1968 bis Heute spannen die beiden Autorenihren Bogen. Das kommt mir zupass, denn die Geburt der Comics ist auch zu Tode gekaut worden.

 

(c) Thames & Hudson

 

„A Global History“ lautet der Anspruch dieses hübsch und handlich aufgemachten Werks. Und tatsächlich sind die Kapitel erst chronologisch, dann nach Kontinenten geordnet. Erstens beobachten die Mazur und Danner die USA über vier Jahrzehnte hinweg (unterteilt in „American Mainstream“bzw. „American Underground/Alternative“.


Zweitens erfahren wir imSchweinsgalopp sehr kondensiert alles über „European Comics“ mit den Schwerpunkten Frankobelgien und Italien, am Rande kommen England, Deutschland, Schweiz vor.


Drittens, und das rechne ich den Autoren hoch an, geben sie uns einen Überblick über die Entwicklung der MANGA (auf immerhin über 60 Seiten!). Anschließend kann ich immer noch nix mit dieser japanischen Ausprägung der Comickultur anfangen, aber ein bisschen was gelernt hat man…


Persönliche Erkenntnis aus der Lektüre des Buches: Irgendwann in den 90er Jahren stirbt „mein“ Comic der alten Schule – und übermächtig wird der spaßfreie, autobiographisch dräuende Paradigmenwechsel zur(schauder!) „Graphic Novel“.


Ein Terminus, der inzwischen alles unter sich begräbt. Die Autoren deuten an, dass wir Leser uns momentan womöglich im „Golden Age der Graphic Novel“ befinden.


Interessanter und anregender Aspekt einer ansonsten nüchtern-fachlich-sachbetonten Lektüre. Fazit: So verdienstvoll „Comics: A Global History“ ist, so hungrig hinterlässt es den Leser.


Obwohl sich auf jeder Seite Illustrationenfinden, hätte man so gerne so viel mehr sehen mögen! Obwohl fast alles und jedes im Text erwähnt wird, hätte man so dringend ein paar Übersichtstabellen gebraucht: Welche Zeitschriften wann und wo auf den Markt kommen, welche Zeichner in welchen Jahren welche Serien schaffen…Aber das ist wahrscheinlich zuviel verlangt.


Mazur und Danner liefern einen tauglichen comichistorischen Abriss, verfangen sich aber jenem undankbaren Wust aus Kreativität, der sich Comics nennt.


Es gibt weltweit einfach eine unübersichtliche Menge davon!

Muss man doch wieder eigentätig in Genres, Landesproduktionen oder Epochen eintauchen und weiterrecherchieren… Seufz!

 

(tic)

 

 

„Comics:A Global History“, von Dan Mazur und Alexander Danner

(bei Thames & Hudson, 2014, 320 Seiten)

 

Wachstumsmarkt: Über das Wesen der Webcomics (Ch. A. Bachmann Verlag, Berlin)

Rezension von Comicoskop-Redakteur Hanspeter Reiter

Webcomics. Björn Hammel, Verlag Ch.A.Bachmann, Berlin, 2014, ISBN 978-3-941030-54-1, ASIN 394103054X

 

Geboten wird eine „Einführung und Typologie“ inkl. Definitionen und Abgrenzung, doch trotz allen Kompaktseins darüber hinaus auch ein ausführlicher, detailreicher und offenbar recht umfassender Einblick in „Die Geschichte des Webcomics“. Dieses Kapitel wiederum unterteilt in Phasen unterschiedlichen Umgehens mit der Herausforderung, digitale Comics zu schaffen und zu verbreiten, siehe etwa technische Hilfsmittel und Möglichkeiten des Internet. Erkennbar wird, dass es schon Unterschiede macht, eine bestehende Geschichte einfach ins Internet zu stellen – oder mithilfe des Digitalen Neues zu schaffen, das dem anderen Medium (Kanal?) angemessener ist und damit dem User. Einer Marktanalyse bliebe es vorbehalten, eben die Leser genauer betrachten: Gelingt es, neue und andere zu finden oder sind die „üblichen Verdächtigen“, die Print wie Digital nutzen? Meine eigene Wahrnehmung ist, dass in den letzten Jahren in Deutschland vermehrt Strips wieder in (Tages-)Zeitungen landen, teils mit Cartoon-Charakter (siehe FAS), teils als Verlängerung des Dilbert-Erfolgs. Doch gerade kürzt die FAZ wieder, offenbar auch bei den Website präsentierten Comics, die dann später (nach diesem Vorab-„Druck“) in Alben erschienen waren. Wirklich schade, für alle Beteiligten: Leser, Autoren/Zeichner, Verlage – alle kriegen (deutlich) weniger, die FAZ verliert einen Mehrwert … Doch zurück zu „Webcomics“: Im Ausblick (S. 76ff.) wirft der Autor in seinen Aussagen diverse Fragen auf, die eine Rolle spielen (werden), siehe: „Das Format gibt den Ton an“, „Vom Leitmedium Tageszeitung zum Leitmedium Internet“, „Webcomics und multimediale Informationsvermittlung“ (wie Unterhaltung!), DIY. Sein Fazit (S. 83ff.)? „Webcomics werden sich mit den veränderten technologischen Bedingungen ihres Trägermediums weiterentwickeln. Der Wandel ist und bleibt fester Bestandteil … Es lohnt also, die Augen dafür offen zu halten, welche Überraschungen uns hinter der *unendlichen Leinwand in Zukunft noch erwarten werden.“ Ach ja, ein starkes „Add-on“ übrigens sind eben diese „*“-Begriffe: Sie sind in einem ausführlichen Glossar (ab S. 99) nachzuschlagen. Dazu gibt es über das Buch verteilt eine Menge Abbildungen, dem besprochenen Genre gemäß  … Ein Blick in den Comic-Markt zeigt, dass diesseits von Webcomics das Digitale naturgemäß eine wachsende Rolle spielt: Einmal beim Vermarkten – so spricht ein Verlagsvertreter von „Zuwächsen von bis zu 50 Prozent“ beim Verkauf über den eigenen Webshop. Und natürlich geben Comic-Verlage auch Ihre Print-geschaffenen Titel großteils bereits parallel als eBook heraus, etwa Carlsen bei Graphic-novels und Manga. Für Frankreich werden konkrete Zahlen genannt: Dort soll inzwischen jeder 7. Verkauf ein eBook sein – 15 Prozent werden (inoffiziell allerdings) geschätzt … Eine Stütze für den „Trend“ pro Webcomics?! Wie sehr Webcomics in manchen Kreisen en vogue sind, zeigt der Eintrag auf Marina Weisbands Blog „marinaslied.de“: „Welche Webcomics liest du?

SMBC, Least I Could Do, Questionable Content, Wondermark, xkcd, Cyanide & Happiness, Ménage à 3, Order of the Stick, Pictures for sad children, Snowflakes, Buttersafe und Wonderella.“ Und schon haben wir eine (im Dezember 2014) aktuelle Teil-Markt-Übersicht  … HPR

 

Björn Hammel:

Webcomics.

Einführung und Typologie.

Ch. A. Bachmann Verl.ag, Berlin 2014

Klappenbroschur, 120 Seiten mit teils farbigen Abbildungen

ISBN 978-3-941030-54-1

€ 9,90

zzgl. Versandkosten (€1,00)

 

(c) Cover-Abbildung: Ch.A. Bachmann Verlag Berlin 2014.

Comics: Between the Panels: 17 Jahre alt, aber ein echter Schatz der Sekundärliteratur

Eine Rezension von Comicoskop-Redakteur Tillmann Courth

„Comics: Between the Panels“, von Steve Duin und Mike

Richardson (bei Dark Horse Books, 1998, 500 Seiten)

 

Dieses Buch ist zwar schon über 17 Jahre alt, aber ein

echter Schatz – und bei Amazon Deutschland noch antiquarisch günstig zu erstehen (auch wenn ich nicht verstehe, weshalb dort eine Seitenzahl von „117

Seiten“ angegeben wird…).

Der Band ist aufgemacht wie eine Enzyklopädie (von

„Aamodt, Kim“ bis „Zone, Ray“), verweigert sich aber den Konventionen eines Lexikons.

(c) Dark Horse Books

 

Statt über die Stars und die Helden zu schwafeln, präsentieren Duin und Richardson die Figuren hinter den Kulissen. Wer zum Beispiel sind Kim Aamodt und Ray Zone? Hier werden verdienstvolle Menschen aus dem Hintergrund beleuchtet (darunter auch die Comicforscher Jerry Bails, Hames Ware und Jim Vadeboncoeur, Jr. – je von gehört?).

Also, Achtung: Nix für Faktenhuber und Fanboys!

Der Eintrag zu BATMAN ist freche sieben Zeilen lang und lautet: „Jerry Siegel and Joe Shuster, awash in heroism, dreamed up a savior - Superman. Bob Kane went home one weekend and cranked out a product, handing it off to writer Bill Finger, who added most of  atman’s unique features. „Superman is sheer hope“, said Matt Wagner, „Batman is sheer cynicism“. Cynicism has been selling ever since.“

Ausführlich gewürdigt werden dagegen vergessene Zeichenpioniere

wie die 40er Jahre-Comicheftillustratoren Bob Fujitani und Rafael Astarita, BATMAN-Autor Bill Finger und Marvel-Managerin Carol Kalish. Natürlich gibt es auch jede Menge Artikel zu Comicgrößen wie WATCHMEN-Zeichner Dave Gibbons, EC-Redakteur Al Feldstein, Porträts von Verlagshäusern oder dem Grafikwunderkind Bernie Wrightson Das Fantastische an „Comics: Between the Panels“ ist

die Mischung aus Mainstream-Infos und

Insider-Wissen, stets dargebracht mit Liebe zum Detail und einem Auge für die Verrücktheiten des Mediums. So finden sich auch faszinierende Schilderungen über die großen Comicfunde in den USA. Sammler-Mythen, die jedem Leser eine Gänsehaut bescheren: Ernie Gerber entdeckt die „Comstock Lode“, Chuck Rozanski findet die „Mile High Collection“, in San Francisco taucht ein Schrank voller

„Golden Age“-Hefte auf, Bob Overstreet etabliert seinen „Comic Book Price Guide“.  Dazu packen die Autoren persönliche Listungen von

Lieblingscovern, Bondage-Szenen, dümmsten Sprechblasen, quatschigstem Marvel-Slang, prächtigsten Titel-Logos usw….

Duin und Richardson gelingt es, ein wirklich „großes Bild“ des Mediums zu zeichnen und beschreiben „Comic“ in all seiner Vielschichtigkeit und seinen Mechanismen wie Fankultur, Markt, Industrie und Historie.

Ein herrlicher Schmöker zum Schmökern. Dieses Werk liest man auch noch ein zweites Mal.

 

(tic)


„Comics: Between the Panels“, von Steve Duin und Mike

Richardson (bei Dark Horse Books, 1998, 500 Seiten)



Going West: Großer Wurf, staunenswertes Kompendium...

Eine Rezension von Comicoskop-Redakteur Tillmann Courth

Going West!“ – Der Blick des Comics Richtung Westen

(Ausstellungskatalog

von Alexander Braun)

 

 

Zu Beginn gleich ein eindeutiges Urteil: Alexander

Brauns 432 Seiten starker (und gefühlte fünf Kilo schwerer) Hardcoverband ist seine 50 Euro wert! Mich hat dieses Prachtbuch tatsächlich rundum zufriedengestellt. Man hat nicht den Eindruck, dass etwas fehlt oder Dinge zu kurz kommen… Zeitungsstrip-Fachmann Braun (der auch das „Taschen-Sumo“ über LITTLE NEMO editierte) scheint nicht nur eine Menge über Comics, sondern auch über indianische Welten und den „Westen an sich“ zu wissen, wie die äußerst sachkundigen Abschnitte des Buches belegen. Also macht er uns Lesern erstmal klar, welch elende Leistung (im doppelten Sinne) die Besiedlung des Westteils der USA gewesen ist.

Aufgehängt wird das an Betrachtungen über frühe Strips wie THE GUMPS, GASOLINE ALLEY und MICKEY MOUSE im Wilden Westen.

Bei George Herrimans KRAZY KAT reden wir über „Landschaftsarchitektur“, bei Hal Fosters PRINCE VALIANT über die Akkuratesse in der Darstellung seiner amerikanischen Abenteuer. Große Text- und Bildstrecken sind dem europäischen Blick auf Amerika gewidmet (TINTIN, SPIROU, LUCKY LUKE, BLUEBERRY, COMANCHE).

Erst auf Seite 244 landet Braun bei der Schwemme der

Cowboy-Comichefte, die die USA in den 50er Jahren überflutet. In meinen Augen die bunteste, wildeste und verrückteste Interpretation des Westens. Ebenfalls köstlich gerät die Exkursion in die komischen Abgründe des MAD-Magazins. 

Es heißt, Alexander Braun sei selber Künstler. Das schimmert in den Passagen durch, in denen er auf die „malerischen Techniken“

der rezensierten Zeichner eingeht. Eine Perspektive, die ich höchst erfrischend und erhellend finde! Sowas leistet kein anderer Comicforscher oder Journalist.

Dies verleiht „Going West!“ eine persönliche Handschrift und hebt den Band von anderen Büchern über Comics wohltuend heraus.

Mich hat begeistert, dass Braun einige Zeichner

porträtiert, die mir am Herzen liegen. Den „italienischen Bill Elder“ Benito Jacovitti etwa, den MAD-Filmparodisten Mort Drucker oder den verkannten Giganten der 50er Jahre, Bob Powell (den ich gar nicht als Western-Illustrator auf dem Schirm hatte).

Fazit: Brauns Buch ist ein großer Wurf, ein staunenswertes Kompendium, interessante Lektüre – und offensichtlich das

Resultat einer langjährigen Liebe zum Medium Comic wie auch zur (versunkenen) Urtümlichkeit des amerikanischen Westens.

 

Achtung: „Going West!“ ist nicht bei Amazon oder im

Buchhandel erhältlich, sondern nur in „teilnehmenden Museen“ oder im guten Comicfachhandel (z.B. im Bonner Comicladen).

http://www.comic-report.de/index.php/news/events/811-going-west-buch Die Ausstellung tourt noch!


Februar bis April 2015: Bilderbuch-Museum Troisdorf

(NRW),


Mai bis Juli 2015: Museum für

Kunst und Kulturgeschichte Dortmund,


Oktober – Februar 2016:

Wilhelm-Busch-Museum Hannover und


April bis Juni 2016: Deutsches Zeitungsmuseum Wadgassen (Saarland).

 

(tic)

Deribs GO WEST (c) Carlsen / Lombard


Auch Donald verirrte sich im Wilden Westen (c) Disney Enterprises

Frank O. Kings "Gasoline Alley" (1919-1959), später übernahmen andere Zeichner den Zeitungscomic, der zum Besten der Comic-Geschichte zählt © Frank O. King

Deribs Bestseller für Kids "Yakari" (c) Lombard































Jijés "Jerry Spring" (c) Dupuis

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